Kultur

Individuell, authentisch und einfach instrumentiert

Paul der Geigerzähler legt seine neue CD „Revolutionsmusik“ vor

Rock mit Punk-Einflüssen, irgendwo zwischen Klaus dem Geiger und Rio Reiser. Diesen Eindruck erweckt die neue CD Revolutionsmusik. Paul der Geigerzähler ist ein Geheimtipp, weil er (noch) subkulturell unterwegs ist: Solo mit Geige und Gesang, unplugged, manchmal auch mit musikalischer Verstärkung, bewegt er sich eigenen Aussagen nach „im Dunstkreis der Trümmer der HausbesetzerInnen-Bewegung“, auf Veranstaltungen von Gewerkschaftern und AnarchistInnen sowie bei diversen Demonstration.

Die CD startet mit dem Titelsong „Revolutionsmusik“, in dem Paul seine Punk-Attitüde formuliert: Hartz IV, kein Geld, keine Zukunft? „Egal, heut find ich es schick.“ Sämtliche Songs bewegen sich zwischen Privatem und Politischem. Zu den Agit-Songs zählen „Deine Firma“, das Erich-Mühsam-Cover „Lumpenlieder“, „Truppen von Morgen“ und eine äußerst individuelle Fassung des anarchistischen Klassikers „A las barricadas“. Schnell wird klar: Paul ist nicht irgendwie links, sondern libertär und gewerkschaftlich orientiert. Bei „Drugstore“, „Herzkerker“ und dem sehr persönlichen Titel „Punkerliebe“ spielt die Agitation hingegen keine Rolle: Es geht um Erfahrungen und Erinnerungen mit einer Spur Nostalgie. Zeitweise mag der Eindruck eines jammernden Punkers entstehen, doch Paul besticht mit humorvoller und sarkastischer Pointierung.

Revolutionsmusik ist eine runde Sache mit satten 19 Liedern, die ohne Ausnahme gute Textarbeit und Authentizität vorweisen. Zu bemängeln ist nur die einseitige Instrumentierung. Alle 19 Lieder bestehen aus Geige und Gesang. Eine Unterstützung durch Bass und Percussion wie bei älteren Aufnahmen hätte die CD nicht nur abwechslungreicher gemacht, sondern auch einige Texte besser zur Geltung bringen können. Erhältlich ist Revolutionsmusik über das Münsteraner DIY-Label Falling Down Records (falling-down(a)gmx.de) für schlappe 5 Euro.

Findus

Die Redaktion der Direkten Aktion.

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