Ein Bericht von der Krisendemo am 28. März in Frankfurt
Bilder und Berichte von dem FAU-Fahnenmeer und den vielen TeilnehmerInnen der Demonstration vom 28. März erschienen in zahlreichen Medien. Das ist immerhin ein Achtungserfolg, auch wenn in den kapitalismusfreundlichen Organen von taz bis heute allenfalls sozialdemokratische Positionen im Stil von attac und „Die Linke“ zitiert wurden. Der „schwarze Block“, wie sie uns nannten, wurde nur im Zusammenhang mit Rangeleien und Eierwürfen auf Lafontaine erwähnt und ihm ansonsten wie üblich Inhaltsleere unterstellt.
Witzig ist dabei, dass auf vielen Bildern vom Römerberg in Frankfurt FAU-Fahnen dominierten und eine der häufigsten Fragen war: „Was ist die FAU und was will sie?“ – Fragen, die wir mit massenhaft mitgebrachtem Infomaterial beantworteten. Unsere Inhalte waren durch Presseerklärungen hinreichend bekannt, aber das gängige Klischee der Inhaltslosigkeit des „schwarzen Blocks“ zu bedienen, ist für die JournalistInnen weniger riskant, als unbequeme Wahrheiten auch nur als Zitat zu veröffentlichen. Zu diesen Inhalten gehört auch, dass wir den Kapitalismus nicht bändigen, verbessern oder mit Augenmaß unter Kontrolle bringen wollen, sondern dass wir ihn für unmenschlich und unreformierbar halten. Zur Abschaffung gibt es keine Alternative.
Diese klare Linie hatte zwei wichtige Auswirkungen für die Demo. Zum einen ermöglichte sie ein Bündnis mit anderen Gruppen, die das auch so sehen. Diese Kooperation funktionierte vorzüglich und stimmt optimistisch für weitere Veranstaltungen. Zum anderen führte sie dazu, dass auch die autoritärkommunistischen Teile der Demo einige ihrer windelweichen Formulierungen verschärfen mussten aus Furcht, dass sich noch mehr Gruppen aus ihrem Bündnis verabschieden würden. Es war amüsant, wie sich deren Forderungen im Laufe der Vorbereitung radikalisierten, bis dann auf einmal auch die braven Wir-müssen-die-Institutionen-unterwandern-Kader etwas verschämt nach der sozialen Revolution verlangten. Ein achtbarer Schritt, aber solange sie mit einer Linkspartei schmusen, die entgegen aller guten Ratschläge darauf beharrt, Oskar Lafontaine (der für „Auffanglager in Nordafrika“, „Folter ist ok“ und „Fremdarbeiter bedrohen Deutschland“ steht) auf der Rednerbühne sprechen zu lassen, können wir deren Appell zur sozialen Revolution nicht wirklich ernst nehmen.
Festzuhalten bleibt, dass sich die klare Linie auszahlt. Wir müssen uns nicht verstecken oder unsere Forderungen abmildern und verklausulieren. Unsere Ziele sind attraktiv und stoßen auf immer breiteres Verständnis. Wenn wir die Chance nutzen und in den nächsten Wochen und Monaten weiterhin starke Präsenz zeigen, werden wir auch für bürgerliche RedakteurInnen zu einem Thema, dem sie nicht mehr ausweichen können. Hoffentlich gelingt es uns dann, zumindest unsere Leitideen halbwegs unverfälscht in eine breite Öffentlichkeit zu tragen.
Martin Hauptmann, FAU Rhein/Main
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