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Kreszentia (Zenzl) Mühsam

Herbert Wehners berühmtestes Opfer

Kreszentia Elfinger wurde am 27. Juli 1884 in Haslach, das heute Au in der Hallertau heißt, geboren. Leider ist ihre Biographie noch nicht geschrieben worden. Trotzdem können wir einige Stationen ihres Lebens- und Leidensweges nachzeichnen.

Sie war mehr als nur eine stille Begleiterin Erich Mühsams, den sie im September 1915 geheiratet hatte. So war Zenzl an der Seite Erichs aktiv an den Kämpfen der Münchner Räterepublik beteiligt. Nachdem sie aus ihrer kurzen Haft entlassen wurde, war sie in der „Roten Hilfe“ (RH) aktiv und nahm am 1. Kongress der RH in Berlin teil. Zur Unterstützung der von der Hungerkatastrophe 1920/21 in Russland Betroffenen betrieb sie in München eine Nähstube.

In der Nacht vom 9. auf den 10. Juli 1934 wurde ihr Mann Erich, der für die Nazis alles verkörperte was sie hassten – schließlich war er Anarchist, Bohemien, Jude und „Novemberverbrecher“ in einem – im KZ Oranienburg von der SS umgebracht. Vor seinem Tod, erklärte er seiner Frau, dass sie niemals und unter keinen Umständen in das stalinistische Russland fahren solle. Trotzdem führte ihr weiter Weg Kreszentia genau dort hin.

Im Juli 1934 gelingt ihr die Flucht aus Deutschland. Sie kommt in Prag unter und wartet dort auf den Nachlass ihres Mannes, der im September im Diplomatengepäck nach Prag geschmuggelt wird. Nachdem im MOPR-Verlag ihre Broschüre über die Ermordung Erichs erschienen ist und ihr das Nazi-Regime die Staatsbürgerschaft aberkannt hat, nimmt sie das Angebot an, das sie zuvor mehrfach ausgeschlagen hatte: in die Sowjetrepublik zu kommen.

Im August 1935 trifft sie dort ein. Sofort ist sie wieder aktiv und hält unter anderem Vorträge über die deutschen Konzentrationslager und hält mindestens eine Gedenkveranstaltung zu Ehren ihres Mannes ab. Im Februar 1936 wird dessen Nachlass nach Moskau überstellt und den sowjetischen Behörden übergeben. Kurz darauf, am 8. April wird Zenzl das erste Mal verhaftet. Der Vorwurf: sie sei ein „trotzkistischer Spion“!

Internationale Proteste führen im Oktober 1936 zu ihrer Entlassung aus der Butyrka. Allerdings darf sie Moskau nicht verlassen! Ihre Ausreiseanträge nach Amerika, wo Rudolf Rocker und Milly Witkop Exil gefunden haben, werden abgelehnt. Im September 1939 wird sie erneut verhaftet und wegen „Teilnahme an einer konterrevolutionnären Organisation und Agitation“ zu „Arbeitsbewährungslager“ verurteilt. Zuerst kommt sie jedoch, zusammen mit anderen Frauen aus dem Gulag, in Auslieferungshaft! Mühsam soll an die Gestapo übergeben werden!

Stalin überlegt es sich aber noch einmal anders, und im Oktober 1940 wird sie in das Lager III (Jawas, Mordwin, ASSR) gebracht. Nach sechs Jahren in diesem Lager, wird sie 1946 in die „ewige Verbannung“ nach Koltschinowa geschickt. 1947 gelingt ihr mit Hilfe eines Eisenbahnarbeiters die Flucht nach Moskau, wo sie als „Illegale“ im Hotel Lux wohnt. Allerdings wird sie schon bald das Opfer einer Denunziation. Erst Jahre nach Stalins Tod, wird sie 1955 endlich entlassen und „darf“ in die DDR ausreisen. Auch der Nachlass Erichs wird an die DDR übergeben. Bis zu ihrem Tod am 10. März 1962, stand sie unter Beobachtung des „Staatssicherheitsdienstes“(Stasi) der DDR. Gleichwohl wurde sie mehrfach aufgefordert, für die Stasi Spitzeldienste zu leisten – aber dieses „Angebot“ nahm Kreszentia Mühsam nie an.

Rudolf Mühland

Redaktion

Die Redaktion der Direkten Aktion.

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