Auf dem Potsdamer Platz in Berlin stehen rund 200 Menschen mit Pappschildern. Auf einem Transparent ist mit schwarz-roter Farbe „Praktistreik 09“ geschrieben, manche TeilnehmerInnen haben weiße Masken auf, andere halten Plakate in die Höhe mit Aufschriften wie „Null-Euro-Jobber“ oder „Wer arbeitet, darf auch streiken“. Praktikanten der Tageszeitung taz haben die Idee gehabt, einen PraktikantInnenstreik zu organisieren.
Also suchten sie sich Kooperationspartner, wie ver.di, GEW, DGB-Jugend, taz und fairwork e.V. und legten los. Sie haben Spiele vorbereitet, die die Situation der Praktikanten verdeutlichen sollen, zum Beispiel ein großes, auf den Boden gemaltes „Himmel und Hölle“-Spielfeld. Dort sind die Stationen aufgezeichnet, die PraktikantInnen zu überstehen haben: Uni, Ausbildung, Hartz IV, Praktikum, Volontariat, Jobben, befristeter Vertrag. Am Ende kommt das Feld „Festanstellung“, aber für viele ist diese fast unerreichbar weit entfernt. Die Organisatoren halten ihre Reden zum Thema Praktika und die Forderungen werden verlesen:
Doch wie kann man diese Forderungen erkämpfen? Die Strategie der Organisatoren ist es, öffentlichen Druck aufzubauen. Sie schlagen vor, in Zukunft keine Praktika mehr zu machen und wenn das nicht geht, beim Chef Lohn einzufordern. Das Problem ist, dass PraktikantInnen mit der Absolvierung des Praktikums eine Leistung zu erbringen haben, ohne deren Nachweis sie ihr Studium bzw. ihre Ausbildung nicht abschließen können.
Wichtig wäre es, gemeinsam mit den Festangestellten und den befristetet Beschäftigten etwas zu verändern. Beispielsweise wie es im Tarifvertragsentwurf der FAU im Kino Babylon gefordert wird, dass Praktikanten ein Drittel des Lohnes der niedrigsten Lohngruppe erhalten sollen, und dass sie nur mit einem Ausbildungsplan beschäftigt werden können.
Wenn sie aber alleine streiken, stört das niemanden, sie würden umgehend durch neue PraktikantInnen ersetzt werden.
Im Kino Babylon wird am 12. November der Film „Résiste! Aufstand der Praktikanten“ Premiere haben. Der Film handelt von einer jungen Französin, die nach Berlin kommt, um den Generalstreik der Praktikanten zu organisieren.
Allerdings sollte der Verleih diesen Film nicht in einem Kino zeigen, in dem die Angestellten von ihrem Chef wie der letzte Dreck behandelt werden und in dem ausländische Praktikanten in sechs Monaten selbständig Filmfestivals organisieren und sich dafür hauptsächlich durch Stipendien finanzieren müssen.
[Redaktionelle Anm.: Offensichtlich aus Solidarität mit der Babylon-Belegschaft wurde die Filmvorführung nun in ein anderes Kino verlegt. Solidarität ist manchmal mehr als nur eine Geste. Siehe auch den Catwalk dieser Ausgabe.]
Wer mehr über den Streik erfahren möchte, der kann sich unter praktistreik09.blogsport.de informieren.
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