Hab ick ihr also jesacht, dass ick dit nich mache, mit die MAE. Ick bin ja nich doof. Weil wenn ick arbeite, dann bin ick ja nich arbeitslos. Und wenn ick nich arbeitslos bin, dann sacht die doch, dass ick keen Arbeitslosenjeld mehr kriege, weil ick ja nich mehr arbeitslos bin. Hab ick also jesacht: ‚Mach ick nich’. Und da hat die jesacht: ‚Entweder Arbeit und Arbeitslosenjeld oder keene Arbeit und ooch keen Arbeitslosenjeld!’
Dit hat se natürlich nich so jesacht. Weil die da uffm Amt ja nich so reden. Die hat jesacht: ‚Herr Sawitzky, entweder melden Sie sich bei dieser MAE-Stelle oder ich sehe mich gezwungen, Ihre Leistungen zu kürzen. Sie können wählen.’ Da hab ick jesacht: ‚Ick wähl ja nich.’ Und sie, wieda so jeschwollen: ‚Herr Sawitzky, Sie haben keine Wahl. Entweder so oder so.’ Hab ick jesacht: ‚Dit is aba ne Wahl, und ick wähl ja nich. Dit is bei mir grundjesetzlich.’ Sacht sie: ‚Das heißt grundsätzlich, Herr Sawitzky.’
‚Nee’, sach ick, ‚dit ist bei mir grundjesetzlich.’ Und denn hab ick ihr verklickert, dasset ein Grundjesetz jibt, und da steht auch dit mit dem Wählen drinne. Aba ick hab dit ja gar nich jewählt, dieset Grundjesetz, weil ick ja nich wähle. Ick hab die BRD nich jewählt und die DDR ooch nich. Ick hab also mein eigenes Grundjesetz, und in dem steht: Ick wähl ja nich.
Da hat sie jesacht: ‚Herr Sawitzky, Sie lassen mir keine Wahl!’ Und ick hab jesacht: ‚Natürlich nich, ick steh ja fest auf dem Boden meines Grundjesetzes!’
Ick hab also nich jewählt, aber dit hat die nich vom Wählen abjehalten. Die hat einfach die Nummer vom Chef jewählt und schon hatt ick wenijer Jeld. Wenn ick jetzte aba jewählt hätte, wär dit nich besser jewesen. Weil: Wenn ick dit MAE da jewählt hätte, hätt ick doch ooch wenijer Jeld jekriegt. Nich in die Summe vielleicht, aba uffe Stunde jerechnet. Is ma klar: 700 Euro für 40 Stunden Maloche macht’n schlechteren Stundenlohn, wie 400 Euro für null Stunden Maloche.
Und so is dit mit die Wählerei: Abjerechnet wird zum Schluss. Und da haste dann immer wenijer in die Tasche, ejal wat de machst. Dit is jenau wie inne Kneipe. Sacht die Uschi, unser Barfrau hier, sacht se: ‚Wie siehts aus Witze? Noch ne Molle oder wat Scharfet?’ Sach ick: ‚Ick wähl ja nich.’ Da jibt se mir beidet, und am Ende hab ick wieda n Zettel.
Und mit die Politiker is dit janz jenau dit selbe. Die eenen wolln wenijer Steuern, die andern wolln mehr Steuern. Und ick soll dit dann wählen. Nu frag ick Dir: Bin ick Steuerberater oder wat?
Einmal – ein einzijet Mal – hab ick jewählt. Aba unfreiwillich. Dit war ooch uffm Amt, aber uffm andern. Und da fracht mich dit Männeken vor mir, fracht mich: ‚Herr Sawitzky, wollen Sie diese Frau zu ihrer …’ Und kaum hab ich jesacht ‚ick wähl ja …’ wart auch schon vorbei. Und jetzte is allet so wiet is. Und so bleibt dit ooch. Ganz ejal wat der Frank-Walter und seine uckermärkische Alte inner Glotze verzählen. Aba von denen kam ja eh nüscht. Wenn die dit, watse da bei diese Duell abjeliefert haben, vorm Scheidungsrichter jebracht hätten, dann hätt der glatt jesacht: ‚Ist doch alles supi bei euch beeden. Probierts ma noch vier Jahre!’ Und meene Falltante da uffm Amt, die hätt alle beede erst mal’n ordentlichet Bewerbungstraining überjeholfen. Und danach ne schöne MAE, dat se wieda lernen, früher uffzustehen und ooch ma wat für die Jemeinnützlichkeit zu tun. Ejal. Nu isset anders jekommen. Nu macht die Alte dit mit den Guido da. Dit is der, wo die Kokain-Steuer abschaffen will und dit Wahlrecht so privatisieren, dass de dir da quasi einkoofen kannst, wie mit Aktien. Aba wat jehts mich an? Ick wähl ja nich. Wa, Uschi? Machst ma noch wat Scharfet? Wat? Och, Uschi – weeßt doch, das ick nich wähle! Jib se mir eben beede. Prost!“
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