Dioxin-belastete Fette, die für die industrielle Verwertung bestimmt waren, gelangten in die Nahrungsmittelkette: Ein Fettproduzent, der sowohl Industriefette als auch Fette für Tierfutter verarbeitete, hatte auf diese Weise sein Tierfutter billiger produziert – bis der Skandal Ende vergangenen Jahres aufflog. Missstände wie diese sind in der Agrarindustrie kein Einzelfall. Sie sind immer wiederkehrende Symptome eines Systems, das Tiere zu Waren degradiert und Menschen zu KonsumentInnen macht, denen es lediglich um einen möglichst billigen Preis der von ihnen gekauften Waren geht.
Fälle von Dioxin verseuchten Tierprodukten gab es in den vergangenen Jahren öfter. Im Mai 2010 hatte sogar die Bio-Branche mit einem Fall von stark dioxin-belastetem Tierfutter zu kämpfen. Bei den jüngsten Begebenheiten ist jedoch von dem größten Lebensmittel-Skandal seit der BSE-Krise die Rede. Die Nachfrage nach Biofleisch und -eiern stieg seit der Veröffentlichung der Befunde Ende letzten Jahres stark an: ein nach medienwirksam aufbereiteten Skandalen typisches Konsumverhalten. Ereignisse, die kurze Zeit später wieder in Vergessenheit geraten…
Doch was ist eigentlich mit den Tieren? Auffallend an der Debatte um den Dioxin-Skandal ist, wie auch schon bei der Berichterstattung über Tierseuchen wie BSE oder Schweinepest beobachtet werden konnte, dass die Konsequenzen für die betroffenen Tiere – immerhin die primär Leidtragenden – keinerlei Erwähnung finden. Und solange Tiere weiterhin als Ressourcen zur Gewinnung von Eiern, Milch und Fleisch für unsere Ernährung betrachtet werden, wird dies sicherlich so bleiben.
Der Dioxin-Skandal scheint ein wenig dazu beizutragen, dass mehr Menschen sich kritisch mit der Agrar- und Lebensmittelindustrie, mit der Massentierhaltung, mit ihrer eigenen Ernährung und ihren persönlichen Konsumentscheidungen auseinandersetzen. Hoffen wir auf Auseinandersetzungen, die über die persönliche Ebene hinausgehen und die Tierhaltung und -verwertung im Kontext eines kapitalistischen Wirtschaftssystem kritisieren.
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