Die Gewerkschaftssektion der syndikalistischen SAC bei den Stockholmer Verkehrsbetrieben (SAC-DSTS) hat in den vergangenen Monaten zwei 24-stündige Streiks bei der U-Bahn durchgeführt. Die Streiks verfolgten den Zweck, die Öffentlichkeit auf die dortigen Arbeitsbedingungen aufmerksam zu machen. Zugleich sollte damit Druck sowohl auf den kommunalen Nahverkehrsverbund (SL) als auch MTR ausgeübt werden, jenes Unternehmen, das im Namen des SL die U-Bahn betreibt.
Seit 1989 die Deregulierung und Privatisierung des Nahverkehrs beschlossen wurden, haben sich die Arbeitsbedingungen bei der U-Bahn – zunächst unter dem multinationalen Betreiber Connex/Veolia, seit 2010 unter dem chinesischen MTR – zunehmend verschlechtert. Die Beschäftigten bei der U-Bahn mussten mit ansehen, wie die Arbeit rapide verdichtet wurde und wie sie gegeneinander ausgespielt wurden. Sowohl der SL als auch die verschiedenen Betreiberfirmen haben sich über die Jahre durch antigewerkschaftliche Maßnahmen ausgezeichnet und gingen – mit Kündigungen und Schikanen – gegen unbequeme GewerkschafterInnen vor. Die vier reformistischen, bei der U-Bahn dominierenden Gewerkschaften haben dem nichts entgegenzusetzen und befehden sich eher gegenseitig.
Seit 2003 haben sich die Syndikalisten als radikale Alternative bei den Verkehrsbetrieben etabliert und werden von Jahr zu Jahr stärker. Derzeit führen sie eine Organisierungskampagne durch, mit der – unabhängig von Gewerkschaftszugehörigkeiten – Betriebskollektive aufgebaut werden sollen. Im Kontext dieser Aktivitäten entschieden sich die SyndikalistInnen für Streikaktionen, auch wenn sie selbst noch nicht stark genug sind, den Betrieb lahmzulegen. Sie verstehen diese Aktionen als „Propaganda der Tat“, mit der sie ihren KollegInnen zeigen wollen, dass es möglich ist, „Nein“ zu sagen und als ArbeiterInnen militant zu sein.
Die beiden Streiks Ende Januar und Ende Februar waren ein Erfolg. Etwa 40 Mitglieder der DSTS nahmen an ihm Teil, unterstützt von anderen AktivistInnen der SAC und ihrer Jugendorganisation SUF. Sie erhielten starken Zuspruch von anderen KollegInnen, und das Management war bemüht, die Sache nicht hochzukochen. Die ökonomischen Auswirkungen der Streiks sind sehr gering, doch immerhin haben die Aktionen landesweit für Aufmerksamkeit in den Medien gesorgt und die Probleme bei der U-Bahn sichtbar gemacht. Vor allem konnten die AktivistInnen ihren Erfahrungsschatz erweitern und einige Berührungsängste bei KollegInnen abbauen, die mit Gewerkschaften nichts anfangen konnten. Diese haben erkannt, dass es nicht nur reformistische Gewerkschaften gibt und dass man selbst etwas gegen die Probleme am Arbeitsplatz tun kann.
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