Aufschwung der SyndikalistInnen in Schweden löst Hysterie in Medien aus
Eine Menge mediale Aufmerksamkeit kam dem Konflikt der schwedischen SAC mit dem Gastrobetrieb Berns in Stockholm zu. Seit Beginn der Blockade im Februar 2010 (siehe dazu DA Nr. 201: Kollektiv gegen die Mafia) wurden die SyndikalistInnen immer wieder Ziel diverser Verleumdungskampagnen, bei denen sie insbes. mit der Mafia verglichen werden. Erst neulich erschien ein Buch der PR-Berater Lars-Olof Pettersson und Willy Silberstein (deutsch: „Das neue Gesicht der Syndikalisten“), in dem die legale Arbeit der SAC mit Machenschaften der organisierten Kriminalität verglichen wird. Zudem wartet das Buch mit persönlichen Angriffen gegen einzelne Mitglieder auf („Sektenführer“) und führt u.a. eine Neonazi-Website als Quelle an.
Mit konservativen und liberalen Leitartikeln in den größten Tageszeitungen, aber auch mit Kommentaren rechter Sozialdemokraten, wurde die Verleumdungskampagne in die breite Öffentlichkeit getragen. Sowohl Pettersson als auch Silberstein stehen in Verbindung mit einer PR-Agentur, die nicht nur für den Wahlkampf der SozialdemokratInnen angeheuert wurde, sondern auch von Berns mit der Aufgabe betraut wurde, „ein faires Bild des Unternehmens im Umgang mit den Arbeitnehmern und deren Arbeitsbedingungen“ zu etablieren. Pettersson schrieb zudem mehrere Pro-Berns-Artikel für die Zeitschrift des sozialdemokratischen Gewerkschaftsbundes (LO).
Unterstützung fand Berns auch in dem Sozialdemokraten Harald Ullman. Als Vertreter der Stockholmer Polizei unterzeichnete er, zusammen mit der führenden Berns-Managerin sowie der Politikerin Kristina Alvendal, einen Artikel, in dem die Methoden der SAC als „gewerkschaftlicher Kampf als Vorwand für Erpressung“ dargestellt werden. Obwohl Berns jegliche Verhandlungen verweigert und obwohl die schwedische Praxis eine Klärung von Arbeitskonflikten zwischen den betroffenen Parteien und nicht vor Gericht vorsieht, behauptet das Trio, Arbeitskonflikte seien durch Verhandlungen oder das Rechtssystem zu lösen.
Ullman ist auch Inhaber der Ullman PR, die sogar ein Seminar über die SyndikalistInnen anbietet. Titel: „Die Blockade gegen Berns. Gewerkschaftlicher Kampf oder Methoden einer Motorrad-Gang?!“. Ironischerweise ist Ullman selbst in diverse Korruptionsskandale verwickelt. Serenetta Monti, Mitglied der syndikalistischen USI aus Italien, formulierte eine passende Pointe so: „Die Mafia definiert sich dadurch, dass sie Kontrolle über die wirtschaftliche und politische Macht besitzt. Die Mafia hat kein Gesicht, keinen Sprecher und keine Legalität. Sie arbeitet verdeckt durch Unternehmen, Politiker und Prominente.“
Interview mit Torsten Bewernitz und Gabriel Kuhn.
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