Jedes Jahr zum 3. Oktober zelebriert sich der deutsche National- und Einheitsstolz. Es gab verschiedene Bündnisse. Was hat euch zur Beteiligung bewogen, worin lag euer Schwerpunkt?
Im Vorfeld haben wir uns entschlossen, ein Bündnis zu bilden, das sich nicht in innerlinken Grabenkämpfen verstricken sollte. Dennoch war allen Beteiligten klar, dass es jeweils unterschiedliche Schwerpunktsetzungen der Kritik geben wird – u.a. weil so genannte antideutsche Gruppen beteiligt waren. Schwerpunkt war für uns die generelle Ablehnung von Staat und Nation, die wir an diesem Wochenende verstärkt auf Deutschland als „geeinte, abfeierungswürdige Nation“ fokussiert haben.
In Krisenzeiten wird mehr denn je auf ein nationales Kollektiv eingeschworen. Wie kamen die Proteste vor Ort an?
Wir haben im Vorfeld mehrere tausend Briefe an Haushalte verteilt, mit einer kurzen Schilderung unserer Kritik. Die Reaktionen von außen waren geteilt. Vereinzelt waren sie sehr positiv – zum Teil sogar im Hinblick auf weitere Zusammenarbeit. Insbesondere am 3.10. stießen wir jedoch auch auf heftige Gegenreaktionen. Zum Teil sorgte auch die Breite des Bündnisses für Unverständnis.
Die Proteste gegen die Einheitsfeier waren mit 700 Menschen ziemlich klein. Was zieht ihr als Erfahrung daraus?
Für uns war es von vornherein wichtig, die Gegenaktivitäten nicht nur auf eine Black Block-Demo zu beschränken, sondern alle mit einzubeziehen, die sich beteiligen wollen, und auch ein inhaltliches Rahmenprogramm zu stellen. Das war und ist uns wichtig. Bonn als kleinere, konservative Stadt ist für Proteste natürlich unattraktiver als z.B. Bremen, und die Gegenaktivitäten fielen dementsprechend klein aus. Leider fiel die Unterstützung aus alteingesessenen überregionalen Strukturen eher mager aus. Letztlich sind wir mit der Vielfalt der erfolgreich gelaufenen Aktionen dennoch zufrieden. Eine genauere Auswertung und unseren Aufruf findet ihr unter asjbonn.blogsport.de.