Facebook-Polizei sorgt für Ruhe und Ordnung
15 Prozent der Weltbevölkerung sind Mitglied bei Facebook. Das sind rund 900 Millionen Menschen. Facebook bedarf gerade mal 300 Mitarbeiter, um diese beeindruckende Zahl an Mitgliedern vor Hackerangriffen und Spam-Attacken weitgehend zu schützen, v.a. aber um die Qualität eines Produktes zu sichern, das jetzt auch Tauschwert an der Börse hat.
Wie das funktioniert? Wie das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtet, geht die „Facebook-Polizei“ dabei nach der Methode der Rasterfahndung vor: Vermeintlich gefährliche und anrüchige Datenlinks werden in einer Datenbank gesammelt. Mit Hilfe von Programmen, die Virenscannern nicht unähnlich sind, wird das Netzwerk nach diesen Links durchforstet. Täglich werden durchschnittlich rund zwei Milliarden Verlinkungen auf Facebook erstellt, die so überprüft werden können. Tatsächlich haben sich Werber und Hacker bereits alles Mögliche einfallen lassen, um Facebook auch für sich nutzbar zu machen. Das reicht von gewöhnlichem Spam bis hin zu gefälschten Like-Buttons, die zu Inhalten führen, die für ein FB-fremdes Produkt werben.
Auch die Freundeslisten der FB-Nutzer hat die FB-Polizei im Blick. Startet z.B. ein User aus dem Ausland gleich mehrere Freundes-Anfragen, ohne dass eine Verbindung zwischen Sender und Empfänger feststellbar ist, springt ein Filter an.
Zuständig ist die FB-Polizei letztlich auch für die Sitte. Denn anstößige Inhalte sollen den Börsengang nicht noch mehr floppen lassen, als er es ohnehin schon ist. Zunächst wird der User als Gratis-Arbeitskraft mit in die Überwachung des guten Tons einbezogen. In Aufrufen werden diese dazu angehalten, unsittliches zu melden. Um aber auch wirklich nichts anbrennen zu lassen, beschäftigt Facebook zusätzlich noch ein „Heer externer Billigarbeiter“ (Der Spiegel), die Normen und Werte des Konzerns durchzudrücken wissen.
Schufa zieht Spionagepläne zurück
Die Schufa Holding AG (Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung), die ironischer Weise mit den Worten „Wir schaffen Vertrauen“ für sich wirbt, hat sich mit ihren Internet-Überwachungsplänen in die Nesseln gesetzt. Die Wirtschaftsauskunft hatte geplant, auf sämtliche Nutzerdaten im Internet zurückzugreifen und Rückschlüsse auf die Bonität der Verbraucher zu ziehen – das ist von Relevanz, wenn es um die Vergabe von Krediten geht. Dabei sollte u.a. auch auf die gesammelten Daten von Facebook zurückgegriffen werden. Wie die ARD berichtete, sollten z.B. auch die FB-Freundeslisten der User in die Bewertung mit eingehen. Finden sich unter den FreundInnen Menschen mit schlechter Bonität, hätte es dazu führen können, dass der Nutzer selber ein schlechteres Rating bekommt, wie der schleswig-holsteinische Datenschutzbeauftragte Thilo Weichert im ARD-Morgenmagazin ausführte. Aber auch Alter, Beruf und evtl. einsehbare Finanztransaktionen sollten in die Bewertung der Kreditwürdigkeit mit einbezogen werden.
Mit dem Bekanntwerden der Schufa-Pläne gab es einen öffentlichen Aufschrei, der wohl wesentlich dafür verantwortlich ist, dass die Wirtschaftsauskunft von ihrem Internetprojekt Abstand nahm. Zuvor hatte bereits das Hasso-Plattner-Institut (HPI) an der Universität Potsdam seinen Vertrag mit der Schufa gekündigt. Das Institut sollte erforschen, inwieweit überhaupt Informationen über Verbraucher im Netz für die Feststellung der Bonität nutzbar gemacht werden können.
Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner sprach gegenüber dem Münchner Merkur davon, dass die Schufa nicht zum „Big Brother des Wirtschaftslebens“ werden dürfe. Das Problem ist nur: Ganz genau das ist der Daseinszweck der Schufa.
Twitter zieht Rückschlüsse auf Schlafverhalten
Das Nutzbarmachen von Userdaten ist freilich keine Erfindung der Schufa, sondern Alltagsgeschäft. Der Mikrobloggingdienst Twitter meint nun, auch aufgrund des Twitterverhaltens Rückschlüsse auf das Schlafverhalten seiner Kunden machen zu können. Die bestechende Logik: Wenn nicht getwittert wird, muss der Kunde wohl schlafen. Wenn besonders viel getwittert wird, ist die Person am aktivsten und am aufnahmefähigsten. Das ist z.B. für die Werbung nicht ganz uninteressant. Scheint es ihr doch Auskunft darüber zu geben, wann es besonders günstig ist, dem Kunden ihre Produkte anzupreisen.
Professor überwachte Studierende per Videokamera
Zu dritt über hundert Studierende im Audimax der Uni Rostock bei einer Klausur überwachen, wie macht man das? „Per Videokamera“, befand ein Mathematik-Professor und schaltete zwei der im Saal installierten Kameras an. Insgesamt existieren acht Kameras in der Uni Rostock. Installiert zur „Verbesserung der Lehre“, so Ulrich Vetter, Sprecher der Uni Rostock gegenüber dem Spiegel.
Die Kamerabilder wurden dann direkt auf Leinwand vor die Studierenden projiziert. Eine Art „Spiegelbild“ der eigenen Schreib- und Denktätigkeit für die Studierenden. Eine totale Überwachung für den Professor und seine zwei Mitarbeiter, die bequem in der letzten Reihe hinter den Studierenden das Geschehen per „public viewing“ überwachen konnten. Die Kameras habe er schon öfters zum Einsatz gebracht, so der Mathematik-Professor, ebenfalls gegenüber dem Spiegel. Beschwert habe sich bisher niemand. Dann ging ein Student aber doch zum Prüfungsausschuss und protestierte: Das Piepen der Kamera habe ihn bei der Konzentration auf die Aufgaben gestört.
Die Überwachung der klausurschreibenden Studierenden per Videokamera musste der Professor nun einstellen, da es gegen Auflagen der Prüfungsbestimmungen der Uni Rostock verstoße. Darüber hätte er keine Kenntnis gehabt, so der Professor. Er ist schließlich auch erst seit 20 Jahren an der Hochschule beschäftigt.