FAU Freiburg unterstützte selbstorganisierten Arbeitskampf bei der Sick AG in Waldkirch
Die Sick AG ist ein Vorzeigeunternehmen, dotiert mit mehreren Preisen und Auszeichnungen und einer der weltweit führenden Hersteller von Sensoren für die Fabrik-, Logistik- und Prozessautomation mit über 5.000 Beschäftigten, davon über 1.000 am Hauptsitz in Waldkirch. Seit Jahren rumort es bei den Transportbeschäftigten des Logistik-Zentrums.
Der innerbetriebliche Transportbereich hat eine hohe Verantwortung und spielt eine wichtige Rolle im gesamten Produktionsablauf des Unternehmens. Eine der Hauptaufgaben der Transporteure ist es, die kommissionierten Materialien und Waren, die bereitgestellt werden, innerhalb des Betriebes in die Produktionsbereiche zu liefern. Sie legen im Schnitt täglich zwischen zehn und 15 Kilometern pro Mitarbeiter zu Fuß zurückgelegt. Das betrifft aktuell neun Transporteure.
Aufgrund des in den letzten Jahren erhöhten Leistungsdrucks, ständig steigender Arbeitsdichte und einer damit verstärkten Arbeitsbelastung, begannen die ArbeiterInnen im Jahr 2010, die Forderung auf eine Anhebung der Löhne von Entgeltgruppe 2 auf Gruppe 3 des Entgeltrahmentarifvertrags der IG Metall zu stellen. Im September 2011 konnten die Forderungen durchgesetzt werden.
Nachdem sich einige Mitarbeiter zunächst an den Betriebsrat und IG Metall-Vertreter wandten, wurde ihnen erläutert, dass man in diesem Fall nichts machen könne. Schließlich wurde ein Mitglied der FAU Freiburg, welches seit über 20 Jahren bei der Sick AG im Logistikzentrum arbeitet, um Unterstützung gebeten. Nach intensiver Diskussion und Beratung war man sich schnell einig handeln zu wollen und in direkte Verhandlungen mit den Bossen des Logistikzentrums zu gehen.
Nach wochenlangen Verhandlungen war das Ergebnis zunächst negativ: die Forderungen wurden abgelehnt. Dabei wandten die Bosse verschiedene Verhandlungstaktiken wie Verzögerung und bewusstes Hinhalten an. Das Verständnis dafür hielt sich bei den MitarbeiterInnen jedoch in Grenzen. Um den notwendigen Druck aufzubauen, wurde beschlossen, bei der nächsten Betriebsversammlung einen Redebeitrag zu halten – vor ca. 500 Beschäftigten inklusive Vorstand, Geschäftsführung und auch der IG Metall. Für Letztere eine unangenehme Sache, welche schließlich den Aktiven zum Durchbruch verhalf. Die kämpfenden Kollegen aus dem Transport im Logistikzentrum erfuhren große Solidarität.
Auf der Betriebsversammlung wurde durch die KollegInnen die Ausschöpfung sämtlicher Rechtsmittel, z.B. Anträge an die Paritätische Kommission (PaKo), Beschwerden nach § 84 des Betriebsverfassungsgesetzes und der Gang zum Arbeitsgericht, bereits angekündigt. Der nächste Schritt war es nun, Sammelanträge mit den Forderungen und detaillierter Begründung an die PaKo der Sick AG zu stellen.
Nur ein IGM-Mitglied des Betriebsrats unterstützte dieses Vorgehen. Das führte im Vorfeld zu heftigen Auseinandersetzungen, denn keiner von den aktiven Kollegen war und ist in der IG Metall. Die Haltung und Position der IGM-Vertreter im Betrieb, insbesondere des Ersten Bevollmächtigten der IGM der Region Südbaden, stieß bei den meisten auf völliges Unverständnis.
Nachdem die ersten Verhandlungsrunden der PaKo zu keinem Ergebnis führten und immer wieder verschoben wurden, wurde dem Ganzen etwas Nachdruck verliehen. Höhepunkt des Arbeitskampfes war eine kleine direkte Aktion: Einige der kämpfenden Kollegen besuchten völlig überraschend und unangemeldet die Sitzung der PaKo. Die KollegInnen äußerten nochmals ihre ganze Wut und unterstrichen nochmals ihre Forderungen. Mit Erfolg: Ergebnis des selbstorganisierten Arbeitskampfes war die Erfüllung ihrer Forderungen. Die Löhne wurden vom bisherigen EG2-Niveau auf nunmehr für alle geltendes EG3-Niveau erhöht. Dies geschah rückwirkend zur Antragstellung bei der PaKo der Sick AG.
Auch die IG Metall im Unternehmen musste schwer schlucken, schließlich hatte sie die Transporttätigkeiten bei der Einführung des ‚Entgeltrahmenabkommens‘ auf EG2 eingestuft. Durch das nun erkämpfte einheitliche EG3-Niveau stehen den Beschäftigten seitdem monatlich über 100 Euro mehr brutto zu. Eine wichtige Erfahrung für alle.
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