Auch die Grünen erklären heute, Multikulturalismus sei Ideologie. 1992 schmückten sie damit noch Wahlplakate. In verschiedensten Zusammenhängen stolpert man immer wieder über die These des Scheiterns von Multikulti. Begonnen mit den Jugoslawien-Kriegen: Das föderalistische Jugoslawien, so die Medien, habe nur als „Völkergefängnis“ zusammengehalten. Abgeschrieben von der Jungen Freiheit führten sie eine vermeintliche „Bedrohung“ durch nach Deutschland fliehende Kosovo-AlbanerInnen aus. Ähnliche Argumente finden wir im „Krieg gegen den Terror“ seit dem 11. September 2001– unterfüttert mit der These vom „Clash of the Cultures“ von Samuel P. Huntington. Seine aktuellste Ausprägung findet dieses Gequatsche natürlich bei Thilo Sarrazin.
Étienne Balibar und Immanuel Wallerstein haben diesen Neorassismus als einen Rassismus beschrieben, der nicht mehr „rassische“ Unterschiede für natürlich erklärt, sondern kulturelle Differenzen zur Wesensart erhebt. In gewissem Sinne geht es um eine selbsterfüllende Prophezeiung: MigrantInnen verhielten sich irgendwann so, wie es ihnen „vorgeschrieben“ wurde. Und die „einfachen Leute“ aus der Arbeiterklasse reagierten dann darauf, wie von ihnen erwartet. Dann erklärten die Medien wiederum, sie hätten es ja immer gewusst. Es lässt sich sehr leicht eine direkte Linie vom Mob in Rostock-Lichtenhagen zu neorassistischen Kommentaren wie dem von Altenbockums ziehen: Multikulturalismus funktioniert deshalb nicht, weil er nicht gewollt ist.
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