Kultur

PAS Musique

Nicht-Musik und Classwar Karaoke: Brooklyns düstere Antwort auf die Residents

Der ursprüngliche Name, Post Abortion Stress, so Robert L. Pepper, ein Mitglied des KünstlerInnenkollektivs aus Brooklyn, sei eine Metapher für alle, die auf irgendeine Art und Weise von der Gesellschaft übergangen worden oder an ihr gescheitert seien1, weil ihre Ansichten nicht in die engen Schranken der „normalen“ Gesellschaft passen. Er beziehe sich auf den Stress, dem diese Menschen ausgesetzt seien, den Druck, der auf sie ausgeübt werde, damit sie sich der Gesellschaft anpassen, sei es in der Kunst, die sie machen oder auch im ganz normalen Alltagsleben. „Der Name ist roh und stark“, sagt er, „aber genauso groß kann auch das Gefühl der Ausgeschlossenheit sein und der Druck sich anzupassen.“

PAS wurde 1995 in Brooklyn, New York von Robert L. Pepper ins Leben gerufen, einem Musik- und Videokünstler. Seit dieser Zeit hat sich PAS zum Kollektiv mit verschiedenen Besetzungen und Instrumentierungen weiterentwickelt. Experimentell, elektronisch, innovativ. Als musikalische Quellen der Inspiration nennt Robert L. Pepper Zoviet France und Rapoon, das Soloprojekt von Robin Storey, einem ehemaligen Mitglied von Zoviet France, sowie Coil, Throbbing Gristle, Faust und Legendary Pink Dots. Regisseure wie Jodorowsky und Tarr lieferten weitere künstlerische Anregungen.

„Wir nennen uns mittlerweile PAS oder PAS Musique“, sagt Robert L. Pepper und weist auf die zweite Bedeutung, die französische Verneinung hin – Nicht-Musik, nein sagen, die metaphorische Verneinung von allem Etabliertem, um neu zu beginnen.

Michael Durek, Jon „Vomit“ Worthley, Amber Brien und Robert L. Pepper bilden das Grundgerüst von PAS, sie sind jedoch weltweit mit ähnlich arbeitenden KünstlerInnen vernetzt. Besprechungen finden dabei aber nicht an einem festen Ort in Brooklyn statt, sondern bei Konzerten und per E-Mail. Im Frühjahr 2010 kam es beispielsweise bei einem Berlinbesuch zu einer spontanen Zusammenarbeit mit den dort ansässigen Musikern André Gutsmuths und TThomthom Geigenschrey und einem gemeinsamen Auftritt bei Madame Claude in Kreuzberg. Noch deutlichere Spuren hinterließen PAS bei ihrer ersten Tour durch England, zu der sie von Will Connor, einem Londoner Percussionisten eingeladen wurden. „Anthony Donovan kennt ihr vielleicht von seinem Label-Kollektiv ‚Classwar Karaoke‘“, sagt Robert L. Pepper, „nun, als wir 2008 auf Tour waren, habe ich Will Connor mit Matt Chilton2 bekannt gemacht und Will hat Matt und Anthony Donovan zusammen gebracht. Nachdem wir London verlassen hatten, gründeten sie zusammen Vultures!“ PAS Musique und Vultures sind seit dieser Zeit mehrmals zusammen in Europa und USA unterwegs gewesen und PAS lieferten einen Beitrag zur letzten „Classwar Karaoke“-Compilation. „Ich arbeite gerne mit unterschiedlichen Menschen zusammen“, sagt Robert L. Pepper, „Ich sehe Musik als soziale Angelegenheit. Der Kollektiv-Gedanke ist mir wichtig und funktioniert bei uns. Die Chemie muss einfach stimmen.“

Amber Brien, Robert L. Pepper, Michael Durek und Jon „Vomit“ Worthley machen nicht nur zusammen Musik, sie organisieren auch in Zusammenarbeit mit Alrealon Musique – dieses Jahr bereits zum vierten Mal – das alternative Experi-MENTAL Festival in New York, wo sie innovativen KünstlerInnen eine Plattform geben. „Es geht nicht um das Ego, es geht um die Gemeinschaft“, fasst Robert L. Peer zusammen.

Anmerkungen und Links:

[1] Im Original: aborted by society

[2] Londoner Multi-Instrumentalist und Experimental-Künstler

Soundtrack beim Schreiben des Artikel: PAS Flanked By Women And Pumpkins

www.facebook.com/pas.musique

www.alrealon.co.uk/ExperiMENTALFestival4/lineup.html

Redaktion

Die Redaktion der Direkten Aktion.

Share
Veröffentlicht von
Redaktion

Recent Posts

Syndikalismus für das 21. Jahrhundert II

Interview mit Torsten Bewernitz und Gabriel Kuhn.

13. November 2024

Syndikalismus für das 21. Jahrhundert

Der revolutionäre Syndikalismus, wie wir ihn kennen, gehört vielleicht der Vergangenheit an. Damit er überleben…

23. Oktober 2024

Aber es braucht viele.

Rezension zum Buch der Sanktionsfrei e.V. Gründerinnen über Bürgergeld, Armut und Reichtum.

9. Oktober 2024

Arbeiter:innen für die Zukunft des Planeten

Arbeits- und Klimakämpfe verbinden - zum neuen Buch von Simon Schaupp und dem Film Verkehrswendestadt…

2. Oktober 2024

Back to Agenda 2010?!?

Alter Chauvinismus oder die Kehrtwende in eine neue Fürsorglichkeit.

31. August 2024

Marxunterhaltung und linker Lesespaß

Rezension zu „Die kleinen Holzdiebe und das Rätsel des Juggernaut“

24. August 2024