Neues aus Australien, China, USA und Großbritannien
Nach einer plötzlichen Lohnkürzung um 19 % befinden sich die FahrerInnen des Lieferservices „Domino‘s Pizza“ in Australien im Arbeitskampf. Dieser begann bereits am 9. April. Nun beginnen sich die Angestellten in Brisbane allerdings selbst zu organisieren, nachdem sie von der ca. 230 000 Mitglieder zählenden Gewerkschaft SDA regelrecht im Stich gelassen wurden. In Verbindung mit der Anarcho-Syndicalist Federation (ASF-IAA) gründeten sie eine eigenständige Gewerkschaft der TransportarbeiterInnen, auch mit der Absicht, sich mit anderen ihrer Branche zu vernetzen. In Folge ihrer Arbeit führten sie Streikposten in Filialen Melbournes und Brisbanes durch, suchten Gespräche mit der SDA und dem Management von Dominos Pizza Enterprise. Bei der Anhörung der „Fair Work Australia“ (einer Art staatlichem Arbeitskampfgremium) intervenierten die TransportarbeiterInnen der ASF und benannten ihre Forderungen. Neben der Wiedererhöhung ihrer Löhne stellen sie unter anderem auch Ansprüche an den vollständigen Erhalt ihres Trinkgeldes, eine geregelte und angemessene Urlaubsvergabe, sowie Feiertagszuschläge. Am 15. September kam es zu einem internationalen Aktionstag, an dem sich auch die FAU in einigen Städten direkt vor Filialen des weltweit vertretenen Konzerns mit Protestaktionen solidarisierte.
Drei- bis viertausend ArbeiterInnen streikten Anfang Oktober beim international bekannten Technikriesen Foxconn. Die ArbeiterInnen der Produktionskette des i-Phone 5 machten damit ihrem Ärger über die mehr als strengen Produktionsbedingungen Luft. Konkret ging es um die Auflage, bei den zu produzierenden Hüllen für das Apple-Smartphone keine Dellen zuzulassen, welche die Tiefe von 0,02 Millimeter überschritten – eine Tiefe, so gut wie nicht wahrnehmbar für das menschliche Auge. Hinzu kam die Tatsache, dass die Unternehmensführung den ArbeiterInnen den Urlaub am Nationalfeiertag verwehrte. Nach Informationen von China Labor Watch (CLW) soll der Ausstand die Herstellung des i-Phones 5 für einen ganzen Tag gelähmt haben. Die Unternehmensführung wies diese Angaben zurück: Es hätte „keinen Streik“ gegeben, sondern „Streitigkeiten mit kleinen Gruppen von Arbeitern“. Es handelte sich nach ihrer Aussage dabei um „isolierte Vorfälle“. Das rund eine Million MitarbeiterInnen zählende Unternehmen ist seit Jahren immer wieder in den Schlagzeilen wegen extrem belastender Arbeitsbedingungen und niedrigster Löhne. Besonderes Aufsehen erregte der Konzern Anfang 2010, nachdem sich eine Reihe von Angestellten auf Grund des hohen Arbeitsdrucks – teils direkt am Produktionsort – suizidierten.
Gleich zwei Sportarten im Ausstand. So boten sich die Football-Schiedsrichter einen Konflikt mit der NFL (National Football League): Nachdem ihre Tarifverträge zur laufenden Spielzeit ausliefen und die Offiziellen sich anschließend weigerten neue Verträge zu schlechteren Konditionen anzunehmen, wurden sie von der Liga ausgesperrt. Die Folge war, dass ungeachtet der Qualität, im weiteren Amateure die Matches der höchsten amerikanischen Football-Spielklasse pfiffen – mit miserablen Resultaten. Dies sorgte neben den Schiedsrichtern nicht nur bei den Spielern, sondern sogar in alleroberster Ebene bei US-Präsident Obama für Unmut. Bevor die Auseinandersetzung jedoch den Gipfel erreichte, einigten sich nun Liga und Offizielle auf einen neuen Vertrag.
Ein wenig anders sieht die Situation im Eishockey aus. Hier sind es die Spieler selbst, welche der höchsten Spielklasse jetzt den Rücken kehren. Kamen bislang 57 Prozent der Gesamtgewinne den Spielern zugute, so soll dieser Satz nun auf 43 Prozent gekürzt werden. Die logische Folge dessen heißt: teils drastische Gehaltskürzungen für die Spieler. So gastiert ein Teil der Profis aus Nordamerika nun provisorisch bei europäischen Klubs, bis der Tarifstreit ausgestanden ist. Der Saisonstart der NHL wurde vorläufig verschoben. Bei der letzten Auseinandersetzung zwischen Spielern und Liga 2004/05 wurde der Spielbetrieb eine komplette Saison lang ausgesetzt.
Die weltweit agierende Menschenrechtsorganisation Amnesty International betreibt einen harschen Stellenabbau. Am 17. Oktober reagierten die Angestellten des Amnesty Hauptquartiers in London mit einem Streik. Von den 204 Beschäftigungsstellen sollen einige Dutzend im Rahmen einer Kürzungssumme von 2,5 Millionen britischen Pfund noch bis zum Ende des Jahres 2012 eingespart werden. Diese Maßnahmen stehen in einer Reihe von nicht eingehaltenen Abmachungen, mit denen die Angestellten die letzten 12 Monate zu kämpfen hatten: So soll es Brüche seitens der Organisationsleitung in Bezug auf abgemachte Zahlungen oder Zugeständnisse an das zeitlich befristete Personal gegeben haben. Auch ist die Rede von Behinderung gewerkschaftlicher Arbeit. Das Management begründet die Einsparungen mit hohen Kosten für die Unterhaltung ihrer internationalen Büros. Die im Konflikt vertretene Gewerkschaft „Unite the Union“ verweist hingegen auf die hohen Rentenzahlungen an ehemalige Vorsitzende, sowie das Gehalt des amtierenden Generalsekretärs. Der Kostenaufwand für diese neun Personen beliefe sich auf rund eine Million britische Pfund pro Jahr. „Amnesty könne keine effektive oder glaubwürdige Menschenrechtsorganisation sein, wenn sie nicht die Rechte der eigenen Arbeiter respektierte“, so der örtliche Sprecher der erwähnten Gewerkschaft.
Interview mit Torsten Bewernitz und Gabriel Kuhn.
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