Zitat: „Den ersten Tag im Dienst und schon zwei Arbeitern den Schädel eingeschlagen, wie fühlst du dich?“ A.C.A.B. von Stefano Sollima (Italien/Frankreich 2012) ist ein unangenehmer Film. In diesem Film ist niemand gut, es gibt keine Identifikationsfiguren und keine Sympathieträger. Basierend auf dem Buch des Journalisten Carlo Bonini wirft Sollimas Debütfilm einen schonungslosen Blick auf eine Eliteeinheit der italienischen Polizei. Zu den Klängen von „Seven Nation Army“ werden die Protagonisten eingeführt. Mit martialischem Kampfgerät ausgestattet, vollgepumpt mit Testosteron und an pervertierten, immer wieder beschworenen Werten wie Brüderlichkeit, Kameradschaft, Treue und Ehre festhaltend, gehen sie auf Befehl gegen Demonstranten vor; ebenso gegen Neonazis, die eine Moschee besetzen, gegen gewalttätige Fußball-Hooligans, gegen illegale Einwanderer. Auf Befehl. Ohne Unterschiede zu machen. Ohne nachzudenken. Entlarvend, wenn ein Polizist mit streng rechter Gesinnung nicht versteht, warum sein minderjähriger Sohn mit seinen Naziskin-Freunden illegal eingewanderte AlbanerInnen zusammenschlägt oder wenn der Neuling bei einer Wohnungsräumung brutal gegen einen Mieter vorgeht, obwohl seine Mutter ebenfalls gerade aus ihrer Wohnung vertrieben wird. Am Schluss steht der Einsatz der zahlenmäßig unterlegenen Polizeikräfte gegen einen Zusammenschluss ansonsten verfeindeter Ultras. „Heute bekommen wir die Strafe für das, was damals in Genua geschah“, sagt einer der Bereitschaftspolizisten zum Schluss und greift damit noch einmal das Thema Erstürmung der Diaz-Schule beim G8-Gipfel in Genua und Eskalation der Gewalt auf, das mehrmals im Film angesprochen wird, freilich ohne irgendetwas verstanden zu haben. Ein unangenehmer Film, ein trauriger Film, ein Film über eine Gesellschaft, wie sie NICHT sein sollte.