Die Histadrut (allgemeiner Zusammenschluss der Arbeiter in Israel), die das Monopol in der Repräsentanz der israelischen ArbeitnehmerInnen seit 1920 besitzt, ist der Dachverband, unter dem sich zahlreiche Arbeiterorganisationen sammeln. Ihre ideologischen Wurzeln reichen zurück in die zionistischen Arbeiterbewegungen in Osteuropa, in der das jüdische Schrifttum primär als kulturelles, nationales Erbe und weniger bis gar nicht in seiner religiösen Dimension rezipiert wurde. Von einer Interessenvertretung und sozialen Absicherung der zunächst überwiegend mittellosen Einwandererschaft aus den 20er Jahren entwickelte sie sich zu einem mächtigen Verband. Die Zugehörigkeit ist unabhängig von religiöser oder ethnischer Herkunft. Die 1920 gegründete Histadrut übertrug das Prinzip „jüdischer Arbeit“ vom Feld auf die Fabrik. Die Gewerkschaft baute unter dem britischen Mandat eigene Betriebe und Kooperativen auf, gründete Schulen, eine Krankenversicherung, eine Bank und sorgte für Bildung wie Ausbildung ihrer Mitglieder. Bereits 1930 gehörten dem Verband, der schon damals weit mehr als eine Gewerkschaft war, drei Viertel aller jüdischen Arbeiter in Palästina an.
Noch vor wenigen Jahren war die Mehrzahl der Israelis organisiert, die Rundum-Versorgung der Gewerkschaft reichte von Kulturveranstaltungen bis zur Krankenbetreuung und Rentenzahlung. Die palästinensische Minderheit in Israel konnte erst in den sechziger Jahren eine Mitgliedschaft erlangen. Der Niedergang der Gewerkschaftsbewegung begann 1977, als nach 30 Jahren sozialdemokratischer Herrschaft der rechte Likud an die Regierung kam. Seit 2009 steht die Mitgliedschaft auch nichtjüdischen ArbeitsmigrantInnen offen. Aufgrund der Veränderungen der politischen und ökonomischen Landschaft verliert die Histadrut aber seit den 80er Jahren kontinuierlich an Bedeutung. Diese gesellschaftliche und politische Verschiebung durch den Bedeutungsverlust der Arbeiterparteien, vor allem der Avoda (Arbeitspartei), und durch den gleichzeitigen Aufstieg der rechten und religiösen Parteien, vor allem den Likud, spiegelt sich auch in der personellen Aufstellung der Histadrut wider.
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