Die Heinrich-Böll-Stiftung verliert den Prozess wegen unerlaubter Leiharbeit auch im Schlussurteil
Am 20. März 2014 war es endlich soweit: Das Schlussurteil in meinem Fall wurde nach elf Monaten Prozess endlich gesprochen. Über zehn Kollegen hatten Klage gegen die Stiftung eingereicht, in einem Fall wurde bereits ein Vergleich geschlossen. Die Stiftung hat dabei immens viel Geld in die Hand genommen: Nicht nur mit einer teuren Arbeitgeberkanzlei, sondern auch mit ihrer starren Haltung, alles vor Gericht auszufechten. Sie hat aber eigentlich noch mehr verloren: Einen guten Ruf und Ehrlichkeit. Während in der Stiftung immer wieder gerne NGO‘s und Vereinigungen aus anderen Ländern eingeladen werden, um deren Partizipation zu unterstützen, waren wir minimale Grundrechte nicht wert.
Seit Ende Oktober arbeite ich wieder in der Stiftung. Im Januar und Februar kamen fünf weitere Kollegen wieder zurück. Da mein Fall aber nur zum Teil entschieden war – was bedeutete, dass wir zwar in unsere Arbeitsverhältnisse zurückkehrten, dass aber eben das „Wie“ nicht geklärt war –, dachte sich die Geschäftsführung einige Schikanen für uns aus: Zunächst bekamen wir nun feste „Durchschnittsstunden“ und damit 76 Euro bis 250 Euro monatlich für die Arbeit in der Stiftung. Damit war entgegen unserem bisherigen Arbeitsverhältnis ein maximaler Lohn festgesetzt, den wir nicht überschreiten konnten. Im Zeitalter von Smartphone und Email dachte die Geschäftsführung nicht daran, auch nur irgendwie zu riskieren, dass wir mit unseren Kollegen in der Stiftung in Kontakt kamen. Neben der räumlichen Trennung (die meisten MitarbeiterInnen sitzen in den Büros der Etagen 2 bis 5, wir arbeiten hingegen im öffentlichen Bereich auf den beiden unteren Etagen), wurde jetzt auch eine kommunikative eingebaut. Wir alle bekamen Postfächer und dürften jetzt Briefe mit unseren Vorgesetzten schreiben. Daneben bekamen wir immer Ausdrucke von Mails und eine monatliche Sammlung von den Ereignissen in der Stiftung. Unter diesen Ausdruck immer der schöne umweltbewusste Hinweis: „Save a tree. Please print this e-mail only if it is really necessary.”
Nebenher hatten sich auch die Kollegen in der Stiftung begonnen zu organisieren und gegen Befristungen und Outsourcing vorzugehen. Immer mit dem Hinweis, dass es ohne die FAU nicht funktioniert hätte. Dennoch gibt es immer noch ewig Stehengebliebene, die teilweise auf jede noch so plumpe Propaganda der Geschäftsführung gegen die schlimmen Anarchos der FAU hereinfallen. Der FAU alles Mögliche in die Schuhe geschoben, damit unser Beispiel bloß nicht Schule macht. Dabei wird immer mehr deutlich, wer hier eigentlich der Stiftung Geld und Reputation gekostet hat: Einzig die Geschäftsführung. Seit Klageeinreichung im April 2013 bieten wir Verhandlungen an, als Kollegen haben wir neben den FAU-Angeboten auch versucht, über unseren Anwalt ins Gespräch zu kommen. Vergeblich, da verpulvert die Stiftung lieber gleich noch mehr Geld. Und das Ergebnis? Das Schlussurteil besagt, dass wir ein Anrecht auf 10 Stunden pro Woche und einen Stundenlohn nach TvöD E1 bekommen. Wir wollten eigentlich Tarifgruppe E2 bekommen, aber das Ergebnis bedeutet dennoch, dass wir nun alle rund 400 Euro monatlich dort verdienen können, was für den Großteil von uns als Nebenjob akzeptabel ist. Ebenso erhalten wir auch eine Nachzahlung für fehlende Löhne, welche uns ebenso in Zeiten steigender Mieten und Lebenshaltungskosten sehr viel weiterhilft. Insgesamt kann man also die Chefs der Böll-Stiftung zu Recht fragen: Hat sich das also gelohnt?
Für uns hat sich das gelohnt, da wir selbst unsere Rechte erkämpft haben und nun ganz anders dort arbeiten können. Als Kollegen organisieren wir uns mit Hilfe der FAU intern und werden nun weitermachen, bis wir nicht mehr ArbeiterInnen Zweiter Klasse sind.
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