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Graphic Novel Rezension: „Unsichtbare Hände“

Mit Hilfe einer SchlepperInnenorganisation wagt der Schneidergehilfe Rashid die Überfahrt von Marokko nach Europa. In Spanien möchte er das Geld verdienen, das seiner Familie das Überleben in Afrika sichert. Hauptsächlich umgeben von Menschen, die ihm nur Schlechtes wollen, mündet sein Existenzkampf als Papierloser im Wahnsinn. „Die Geschichte ist frei erfunden“, so der finnische Autor und Zeichner Ville Tietäväinen, „aber es gibt tausende Variationen davon, die wahr sind.“

Auch wenn die Geschichte schon oft erzählt wurde, auch als Comic und vielleicht besser: Man kann sie nicht oft genug erzählen. Denn die Politik, die Menschen wie Rashid zu Tausenden in den Meeren vor den europäischen Toren ertrinken lässt oder, sollten sie die Höllenüberfahrt überlebt haben, wie KriegsverbrecherInnen in ein Lager zusammenpfercht, ausbeutet und misshandelt, wird nicht humaner, sondern nur noch technisch ausgereifter, perfider und effizienter.

Dennoch muss ich sagen, dass mich der Graphic Novel nicht ganz überzeugt hat. Tietäväinen ist zweifelsohne ein hervorragender Zeichner, sein aktuell ins Deutsche übersetzter Graphic Novel „Unsichtbare Hände“ leidet allerdings unter einem allzu spürbaren zeichnerischen Schematismus. Auch die Charaktere sind eher hölzern. Trotz jahrelanger ausführlicher Recherche des Autors bleibt vieles leider dem Klischee verhaftet.

„Unsichtbare Hände“

von Ville Tietäväinen

avant-verlag

Hardcover, 216 Seiten, farbig, 29 x 21,5 x 1,6 cm

ISBN: 9783939080961

Preis: 34,95 Euro

Minou Lefebre

Die Redaktion der Direkten Aktion.

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Veröffentlicht von
Minou Lefebre

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