Ein Aufatmen ging durch den Aktivenkreis um die Bakuninhütte als im April 2011 ein Vergleich vor dem Oberverwaltungsgericht in Weimar mit der Bauaufsicht erzielt wurde. Ein Betretungs- und Nutzungsverbot konnte abgewendet werden, jedoch darf im Gebäude nicht übernachtet werden. Es ist auch juristisch wieder möglich, die Hütte zu reparieren. Die Bauaufsichtsbehörde des südthüringischen Kreises Schmalkalden-Meiningen war zuvor durch einen Artikel der lokalen Presse auf bereits sanierte Balken aufmerksam geworden. Per einstweiliger Verfügung brachte sie Ende 2009 die Sanierung vorerst zum Erliegen. (siehe DA 209)
Es geht wieder los…
Nach dem Vergleich startete der Wanderverein Bakuninhütte eine Spendenkampagne. Schon in 2012 kamen so 7.000 Euro zusammen. Es gab aber noch viel zu tun an dem Gebäude, das auf der Hohen Maas, nahe der Theaterstadt Meiningen, steht. Die Odyssee durch die Institutionen von NS-Regime, DDR und schließlich der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben hatte ihre Spuren hinterlassen. Drinnen war der Putz lose und dem Dachboden fehlte eine Isolierung. Etliche der ursprünglichen Fenster waren zugemauert bzw. ohne Rahmen und Glas. Im Obergeschoss machte der Fußboden einen mehr schlechten als rechten Eindruck. Es handelte sich eigentlich eher um einen Rohbau. „Nach Plänen des Wandervereins soll die Hütte alten Glanz wiedererlangen“, meint Kai Richarz, einer der Aktiven, welche sich sowohl um die Geschichte, als auch den baulichen Erhalt des Objektes bemühen.
Nach einigen Baueinsätzen durch Vereinsmitglieder, Sympathisanten, aber auch professionelle Fachkräfte, sind schon zahlreiche Fortschritte zu verzeichnen. Durch die Wiederherstellung der zugemauerten Öffnungen und den Einbau neuer Fenster wird der große Aufenthaltsraum im Obergeschoss wieder optimal erhellt. Fensterpatenschaften ermöglichten so den Übergang zum Trockenbau. Die Wände wurden im Raum wieder verputzt. Ebenso vertäfelte ein Zimmermann den Spitzboden unterm Dach. Im Außenbereich wurde der Wall aus Schneebeere zurückgeschnitten. Fließendes Wasser und Strom sind noch Mangelware, aber für ein kleines Zeltlager in idyllischer Landschaft lohnt sich ein Besuch schon jetzt allemal.
Auf dem Weg zum Kulturdenkmal?
Zwar steht die Bakuninhütte noch nicht unter Denkmalschutz, aber auch hier beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe mit Recherche und systematischer Aufarbeitung, um den Status zu erlangen. In Meiningen selbst trifft sich ein monatlicher Stammtisch, um Aktivitäten wie Wanderungen oder Vorträge zu planen und sich über die Geschichte von Stadt und Hütte zu unterhalten. Etwa halbjährlich werden inhaltliche Abendveranstaltungen zu Personen oder Ereignissen, welche im lokalen oder ideellen Zusammenhang mit der Hütte stehen, organisiert, so zu Gustav Landauer, Michael Bakunin, Karl Korsch, und es wurde der Umgang mit dem Nationalsozialismus von Familien aus dem Kreis der ErbauerInnen beleuchtet. Eine Podiumsdiskussion im alten Landtagsgebäude, im Herbst letzten Jahres, aus Anlass des 90. Todestag von drei Meininger Arbeitern (je ein Mitglied von FAUD, KPD und SPD), welche von der Reichswehr 1923 erschossen wurden, stellte den Höhepunkt der bisherigen Veranstaltungen dar. Für nächstes Jahr ist eine mehrtägige Tagung in Kooperation mit der Erich-Mühsam-Gesellschaft, dem Literaturmuseum und dem Kulturreferat der Stadt Meiningen geplant. Das Programm umfasst neben Vorträgen u. a. auch eine Ausstellung und einen LeseWanderTag. Mühsam war selbst an der Hütte, wie durch verschiedene Quellen belegt ist.
Darauf freut sich schon der stellvertretende Vereinsvorsitzende und Pfarrer im Ruhestand Michael Wagner: „Seitdem ich mich mit der Bakuninhütte beschäftige, wird mir die historische Einzigartigkeit des Bauwerks für Deutschland bewusst. Unsere geplante Veranstaltung wird dies unterstreichen.“ Generelles Ziel ist es, die Hütte zu einem lebendigen Kulturdenkmal zu machen, welches nicht nur starres Zeugnis vergangener Zeiten ist, sondern den Geist der früheren Zeiten für BesucherInnen erlebbar macht: Sei es als Wanderstation, Tagungs- oder Ausstellungsort, oder einfach nur um die Seele baumeln zu lassen. Für Interessierte wird die Hütte am 14. September geöffnet. Zum siebten Mal bietet der Verein dann am Tag des offenen Denkmals Führung und Imbiss für Gäste von nah und fern.
… Geld:
Möglich sind Spende (gegen Spendenquittung) oder Direktkredit. Gern wird ein Informationsblatt zugesendet.
… Sachleistungen:
Du kannst uns helfen beim Ausbau oder durch Materialspenden. Jede helfende Hand, ob gelernt oder ungelernt, ist willkommen. Über alle Möglichkeiten zur Unterstützung wird informiert.
Weitere Informationen:
Wanderverein Bakuninhütte e. V.
Ernestinerstraße 14
98617Meiningen
www.bakuninhuette.de/hilfmit kontakt(a)bakuninhuette.de
Spendenkonto
Wanderverein Bakuninhütte
Kontonummer: 101 180 428
Bankleitzahl: 790 691 65
Genobank Rhön-Grabfeld eG
Veranstaltungsreihe zu Erich Mühsam in Meiningen
16. Mai 2015: LeseWanderTag– Auf den Spuren Erich Mühsams zur Bakuninhütte
17. Mai bis 27. September 2015: Ausstellung im Schloss Elisabethenburg „Erich Mühsam und die Bakuninhütte“
22. bis 25. Mai 2015: Pfingst-Zeltlager, anknüpfend an die Tradition zum Wandern, Ausruhen und Kennenlernen
11. bis 14. Juni 2015: Tagung der Erich-Mühsam-Gesellschaft
Büchermesse in Bern
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