In den letzten vier Monaten hat die Arbeiterinitiative (OZZ Inicjatywa Pracownicza = IP) eine Kampagne gegen Aelia Polen geführt, da Gewerkschafts- und Arbeitsrechte nicht respektiert wurden. Die Kampagne hat zudem als Ziel, Anna Kucharzyk, eine Gewerkschafterin der IP, der im Juli 2014 illegal gekündigt wurde, zurück in ihre Arbeit zu bringen. Aelia Polen betreibt Duty-Free-Läden in den Flughäfen Warschau, Poznan, Krakau, Szcezecin, Katowice, Lodz und Lublin. Die Firma ist Teil der international agierenden Lagardère Services, welche in 25 Ländern Geschäfte macht, und der polnischen Kapitalgesellschaft HDS Polen.
Am 15. Mai 2014 gründete die IP eine Sektion bei Aelia Polen. In dieser Sektion waren ein Viertel der Angestellten des Duty-Free-Shops im Warschauer Flughafen organisiert. Drei Tage nach der Information über die Gründung der Sektion an die Geschäftsführung, verweigerten Sicherheitskräfte des Flughafens der Angestellten Anna Kucharzyk den Zugang zur Sicherheitszone des Flughafens. Somit konnte Anna nicht mehr zu ihrem Arbeitsplatz gelangen. Das Management der Aelia hatte es abgelehnt, die gewerkschaftliche Sektion
anzuerkennen und den Vertretern der IP die Regelungen zum Arbeitsplatz und zur Bezahlung zu übermitteln. Am 7. Juli wurde Anna gekündigt. Dies stellt eine offensichtliche Nichtbeachtung des polnischen Arbeitsrechts dar, da ohne Zustimmung der Gewerkschaft ihr als Gewerkschaftsvertreterin nicht hätte gekündigt werden dürfen und die Gewerkschaft Einspruch beim Arbeitsgericht gegen den Rauswurf eingelegt hatte. Anna wurde fälschlicherweise die „schwere Nichtbeachtung von grundsätzlichen Verantwortlichkeiten als Arbeitnehmerin“ vorgeworfen, da sie „während der Arbeitszeit für ihre Gewerkschaft Werbung gemacht habe“ (was so nicht passiert ist).Als Antwort auf diese feindlichen Schritte der Firma startete die Arbeiterinitiative eine große Protestkampagne. Es gab Streikposten vor den Aelia-Shops in den Flughäfen von Warschau, Poznan, Wroclaw, Krakau und Lodz, die IP und weitere Gewerkschaften versendeten 4.000 Briefe an Handelspartner der Aelia über labourstart.org, eine Online-Plattform. Bei den Aktionen halfen andere alternative und progressive Gewerkschaften mit. So gehörten zu den Unterstützern die SAC aus Schweden, aus Deutschland die FAU und aus Frankreich die SUD Solidaires. Im August musste die Geschäftsführung der Aelia die Sektion der Arbeiterinitiative anerkennen und all ihre Forderungen erfüllen. Mandatierte der IP erhielten Kopien der Reglungen zum Arbeitsplatz sowie zur Bezahlung. Des Weiteren wurde durch die Geschäftsführung aufgrund erster Gespräche zugesagt, dass eine Anti-Mobbing-Vereinbarung ausgearbeitet werden soll und ein neues System für Schichtpläne und mögliche Wechsel dieser erstellt werden wird. Außerdem wurde seit Anfang September erreicht, dass das Kassenpersonal Stühle für ihren Arbeitsplatz bekommt (!) und dass auch andere Angestellte sich ebenso an ihren Arbeitsplätzen regelmäßig hinsetzen können. Dass Fortbildungen in Zukunft ebenso zur Arbeitszeit zählen sollen, wird derzeit noch zwischen Gewerkschaft und Geschäftsführung verhandelt.Jenseits der Anerkennung der Gewerkschaftssektion und der teilweise begonnenen Umsetzung der Forderungen der Arbeiter_innen weigert sich die Firma nach wie vor, Anna wieder einzustellen. Die Arbeiterinitiative hat hierzu legale Schritte eingeleitet. Allerdings dauern solche Arbeitsgerichtsverfahren in Polen gewöhnlich zwei Jahre, weshalb es aussichtsreicher ist die Kampagne gegen die Aelia seitens der IP fortzusetzen. So geschieht dies auch derzeit.
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