Armutsbericht Reloaded
Die Tendenz ist bekannt, das Ausmaß erschreckend, aber nicht verwunderlich: Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer schneller auseinander. Vom kommenden Jahr an wird das reichste Prozent der Weltbevölkerung mehr als die Hälfte des weltweiten Wohlstands besitzen. Demnach besaß das reichste Prozent in der Welt 2009 bereits 44 Prozent, im vergangenen Jahr war der Anteil schon auf 48 Prozent gewachsen und 2016 wird das eine Prozent der Superreichen laut Oxfam mehr als 50 Prozent des weltweiten Wohlstands besitzen. Noch drastischer wird das Bild, wenn man sich die Spitze der Reichsten ansieht: Nach Oxfams Recherche besitzen die 85 reichsten Menschen der Erde genauso viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung zusammen – das sind rund 3,5 Milliarden Menschen. (Quelle: Oxfam, 19. 1.2015)
Mindestlohn und Ausnahmen
Seit Jahresbeginn gibt es den Mindestlohn von 8,50 Euro. Das macht in Vollzeit übrigens nur knapp über 1.300Euro brutto aus, wovon nach Abzug der Lohnnebenkosten nicht viel mehr übrig bleibt als unbedingt nötig. Dass Arbeitgeber dieses Gesetz als standortgefährdend für die Wirtschaft verurteilten, war zu erwarten. Aber der Gesetzgeber hat durch die Hintertür so viele Ausnahmen in das Gesetz aufgenommen – in Bezug auf Zeitungszustellende, Langzeitarbeitslose, Saisonbeschäftigte, Minderjährige usw. – dass kaum einer Arbeitgeberin Angst und Bange werden muss. Gerade für viele Minijobbende sollte der Mindestlohn mehr Freizeit bedeuten und theoretisch müssten mehr Minijobs entstehen, auch wenn die Arbeitgeber von Arbeitsplatzabbau reden. Dass Arbeitszeiten korrekt belegt sein müssen, sollte eigentlich auch klar sein. Aber nachdem bekannt wurde, dass Arbeitgeber die Arbeitszeiten nicht korrekt aufschreiben können und daher das Mindestlohngesetz als Bürokratiemonster bezeichnen, lässt Frau Nahles nun weitere Ausnahmen prüfen. Markus Bauer