Die Gewerkschaft ist das natürliche kollektive Mittel der Werktätigen, sich gegen Ungerechtigkeiten und Ausbeutung zu wehren. Es sollte dabei egal sein, ob im Betrieb oder auf dem Amt. Denn auch wenn Arbeiter:innen ihren Arbeitsvertrag verlieren, bleiben sie Arbeiter:innen. Der Arbeitszwang und die Ausbeutung bleiben nämlich bestehen – seien es Rentner:innen, die ihren Lebensabend nicht mehr genießen dürfen, Menschen in sogenannten Behindertenwerkstätten, Gefangene in Knästen oder Psychiatrie-Komplexen, „Langzeitarbeitslose“ oder Kolleg:innen, die ihre Zeit in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen verbringen müssen.
Seit den Hartz-Reformen der rot-grünen Regierungen Anfang der 2000er Jahre ist der Druck gestiegen. So werden z. B. Sozialleistungen gestrichen, wenn Arbeitsverträge nicht unterschrieben, Vermittlungsvorschläge nicht angenommen oder sinnlose Weiterbildungsmaßnahmen nicht durchgeführt werden. Diesen Schikanen kann nur mit direkter Solidarität begegnet werden!
Ein Grundpfeiler der Gewerkschaftsbewegung ist, sich gegenseitig emotional, rechtlich und materiell zu unterstützen, wenn die Zeiten hart werden.
Und die Zeiten sind für viele hart. Sei es der ständige Wechsel zwischen Amt und miesen Drecksjobs oder sinnlosen Verwahrungsmaßnahmen, die Arbeit nur vorspielen, aber die Lebenszeit fremdbestimmt verschwenden. Bei sogenannten „Minijobs“ reicht der Lohn oft nicht einmal, um die Miete zu zahlen. Überlebensfähig sind die sogenannten Minijobber:innen nur durch eine Aufstockung durch das Jobcenter. Sie haben Lohnarbeit und sind trotzdem abhängig vom Amt. Diese verdeckte Lohnsubvention unterläuft erkämpfte Standards wie Tariflöhne. Daher sind alle davon betroffen.
Ein besseres Leben und bessere Arbeitsbedingungen können ausschließlich durch die gemeinsame Organisierung unserer Klasse erkämpft werden. Sei es durch die Arbeit in Betriebsgruppen und Streiks im Betrieb, gegenseitige Begleitung auf Ämter oder in Gerichtsprozessen, die Durchsetzung unserer Rechte oder die Organisierung von Wohnraum oder Essen. Erfolge sind dauerhaft nur kollektiv erreichbar und dazu gehört, die unterschiedlichen Lebensrealitäten zusammenzubringen und gemeinsam zu kämpfen.
Wir haben nur uns und wir können uns solidarisch zusammen tun – mit anderen Erwerbslosen und erwerbstätigen Arbeiter:innen, die für den Wohlstand anderer schuften.
¹ Erwerbslos können alle sein, die keiner Lohnarbeit bzw. bezahlten Tätigkeit nachgehen wie z. B. ALG-I- und II-Beziehende, Rentner:innen, Asylleistungsbeziehende, Sozialhilfebeziehende, Menschen, die Krankengeld erhalten oder die überhaupt kein Einkommen haben. Es heißt nicht, dass sie nicht arbeiten. Jedoch arbeiten sie meist ohne finanzielle Entlohnung.
Und was ist mit Kleinaktionären und Rentnern die erwerbslos sind aber von Kapitalanlagen (z.B. Rentenfonds) leben ?
Sind das dann schon Kapitalisten oder sind das dann noch Benachteiligte im System ? Wo würde hier die Grenze verlaufen ?