Seit gut einem Jahr wehren sich einige in der FAU organisierten Beschäftigte gegen ausbeuterische und sexistische Arbeitsbedingungen im Floristikgeschäft „Blumen Wolf“ im Hannoveraner Hauptbahnhof. Ein Lohn, der zum Leben reicht, angemessene Arbeitszeiten und Pausenregelungen, sowie mehr Urlaubstage waren und sind die Forderungen.
Wie in anderen „Frauen*branchen“ auch, so z.B. bei Erzieher*innen, liegen die Löhne in der Floristik nur wenig über dem Mindestlohn. Damit das Geld zum Leben reicht, muss meist weit mehr gearbeitet werden, als legal vorgeschrieben. Dabei wurden bei „Blumen Wolf“ selbst noch die gesetzlichen Mindeststandards unterlaufen und Pausenzeiten, tägliche Höchstarbeitszeit und Ruhezeiten zwischen den Schichten missachtet. Frauen* sind immer noch auch in der Familie für den Großteil der unbezahlten Haushalts- und Erziehungsarbeit zuständig und damit von doppelter Ausbeutung betroffen. Die schlechten Löhne in der Erwerbsarbeit tragen außerdem dazu bei, dass Frauen* oft von besser verdienenden Männern abhängig sind. Auch deswegen ist dieser Arbeitskampf ein feministischer Kampf!
Bei „Blumen Wolf“ konnten durch die Zusammenarbeit von FAU und organisierten Beschäftigten schon zahlreiche Verbesserungen durchgesetzt werden. Nach einer 50-prozentigen Lohnerhöhung liegt das Gehalt mittlerweile über dem Tariflohn der Blumenbranche. Nachdem vorher 16-Stunden-Schichten gearbeitet wurden, müssen bei den Arbeitszeiten jetzt die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden. Die Genoss*innen haben sich zusammengetan, organisiert und solidarisiert. Sie haben Pläne umgeschrieben und kollektiv und selbstständig die Öffnungszeiten verkürzt, um die gesetzlich geregelten Arbeitszeiten einhalten zu können. Sie haben sich dem Mobbing, das nach ihren Angaben der Chef selbst mit anfeuert, gemeinschaftlich entgegengesetzt. Mit Kundgebungen, Flyeraktionen und Pressearbeit wurde die Öffentlichkeit auf die miesen Arbeitsbedingen aufmerksam gemacht.
Dennoch sind dies nur Teilerfolge. Die Kolleginnen berichten, dass grenzüberschreitende und sexistische Äußerungen seitens des Chefs immer noch an der Tagesordnung seien. In Gutsherrenmanier soll Herr Wolf seine Machtposition den beschäftigten Frauen* gegenüber immer wieder sehr deutlich machen. Außerdem müssten dringend neue Mitarbeitende eingestellt werden, denn nur dann können die Arbeitszeiten langfristig eingehalten werden.
Und auch dann ist es noch lange nicht genug: Auf dem globalen Blumenmarkt sind die Arbeitsbedingungen meist noch weit prekärer und auch hier arbeiten hauptsächlich Frauen*. Die Genoss*innen von „BlumenWolf“ erklären sich solidarisch mit den global beschäftigten Frauen* in der Floristikbranche und fordern nicht nur in ihrem eigenen Betrieb, sondern auch dort, wo die Blumen gesät, geschnitten und verpackt werden, faire und menschenwürdige Arbeitsbedingungen!
Der Beitrag stammt aus der Zeitung zum 8. März, die von der fem*fau, einer feministischen AG in der FAU, herausgegeben wurde. Die Zeitung ist kostenlos erhältlich bei den lokalen FAU-Gewerkschaften und auch online als pdf.