Im letzten Jahr hat die Corona-Pandemie bereits bestehende gesellschaftliche Verwerfungen intensiviert, beschleunigt und für uns alle sichtbarer gemacht. Systemrelevante Branchen wie beispielsweise die (Kranken-)Pflege oder der (Einzel-)Handel klagen seit langem über Unterbezahlung und Überlastung. Die ökonomischen Bedingungen sind relevant für die Frage, wie eine Gesellschaft funktionieren soll. Es ist nicht neu, dass die herrschenden Produktionsbedingungen nicht im Stande sind, die dringlichsten Menschheitsfragen zu beantworten, wie eine schleppende Kehrtwende im Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel verdeutlicht. Gesellschaftliche Privilegien, ob ökonomisch oder sozial, bilden ein Spannungsfeld, das sich in einem kontinuierlich fortlaufenden Transformationsprozess befindet.
Kein Grund zynisch zu werden,…
denn es ist nicht einfach, sich eine befreite Gesellschaft vorzustellen und vielmehr noch diese praktisch umzusetzen. Beispielsweise ist es notwendig, die Lohnarbeit als Teil der Gesellschaftsordnung grundsätzlich in Frage zu stellen und bestenfalls abzuschaffen. Gesellschaftliche Respektabilität wird in unserer Gesellschaft noch immer über Lohnarbeit definiert. Genoss:innen, die sich noch an die FAU-Kampagne „Leiharbeit abschaffen“ erinnern und/oder konkret an die Deregulierung des Arbeitsmarktes im Zuge der Agenda 2010, wissen, was hiermit gemeint ist. Als die DGB-Gewerkschaften alles brav nach Hartz abgewunken haben, vertrat die FAU eine konsequente Gegenposition. Die radikale Vorstellung, nicht mehr für Lohn arbeiten zu müssen, um überleben zu können, wirkt trotz allem auch Jahre später für eine breite Mehrheit, gelinde gesagt, eher beunruhigend. Ein Argument, was von Verfechter:innen neoliberaler Wirtschaftspolitik gerne aufgegriffen wird: wenn der Druck Lohnarbeiten zu müssen wegfiele, würde die Gesellschaft kollabieren.
Die ökonomische Grundordnung unserer Zeit ist kein Naturgesetz,…
denn die Transformationsprozesse am Arbeitsmarkt (Industrie 4.0) sind unabhängig von ideologischen Ansichten in vollem Gange. Die Vorstellung, täglich nicht mehr acht Stunden oder mehr arbeiten zu müssen, um ein glückliches Leben führen zu können, sollte eigentlich eine paradiesische sein. Dabei muss zwischen Lohnarbeit, welche einer Verwertungslogik unterliegt und Arbeit als produktiver Vorgang der Tätigkeit differenziert werden. Statt dem Hamsterrad Lohnabhängigkeit könnte Mensch die entstandene freie Zeit für die persönliche und gesellschaftliche Weiterentwicklung und einer Stärkung des Gemeinwesens nutzen. In einer befreiten Gesellschaft können Menschen nicht über ihre Lohnarbeit definiert werden. Das ist einer der Punkte, die uns die Coronakrise unmissverständlich aufgezeigt hat. Eine kritische Analyse der Produktionsbedingungen kann nur unter Teilhabe der jeweiligen Akteure und auch der Konsumenten erfolgen. Eine befreite Gesellschaft baut auf gesellschaftlicher Teilhabe und Teilnahme auf und arbeitet kontinuierlich daran, Herrschaftsstrukturen zu analysieren und aufzuheben.
Davon sind wir weit entfernt…
Den Maschinensturm haben schon die Weber praktiziert – aus Angst, ihr Brot zu verlieren. Verständlich, denn wenn Mensch außer der eigenen Arbeitskraft auf dem Arbeitsmarkt nichts an Kapital zur Verfügung hat, kann der Verlust der Lohnarbeit samt einhergehendem gesellschaftlichem Respektabilitätsverlustes desillusionierend wirken. Die Geschichte hat gezeigt, dass abstiegsbedrohte Teile der Gesellschaft auch anfälliger für autoritär geprägte Vorstellungen einer Gesellschaftsordnung sein können. Spaltungstendenzen aufgrund reaktionärer Ideologien können seit jeher in der Arbeiter:innenbewegung beobachtet werden. Ein entscheidender Unterschied zu rechten politischen Strömungen, die in jedem Aspekt ihrer Ideologie destruktiv handeln, ist die Fähigkeit emanzipatorischer Bewegungen, kreativ, also „schaffend“, zu sein. Autoritäre Gesellschaftsordnungen bauen auf einem ideologischen Endpunkt auf, in dem das konstruierte „andere“ als Bedrohung empfunden wird und zu beseitigen ist.
Die Herausforderung ist und bleibt die Praxis
Eine Gesellschaftsordnung, die auf Teilhabe und gegenseitiger Hilfe basiert, die ökologisch, nachhaltig und fair ist, müsste doch allen gefallen. Das dem nicht so ist und sie vermutlich mittelfristig auch nur zäh realisierbar ist, stellt kein Geheimnis dar. Menschen definieren sich über das, was sie tun, ob es nun gut oder schlecht ist. Interessanterweise zeigt es sich auch während der Coronakrise, dass Menschen durchaus in schwierigen Zeiten auch ihre besten Seiten an den Tag legen können. Die Frage, wie und was produziert wird, unterliegt nicht automatisch einem Markt, sondern vielmehr Bedürfnissen. Der Mangel an Schutzmasken zu Beginn der Coronakrise und die Initiative engagierter Menschen, dieses staatliche Versagen durch Produktion selbstgenähter Masken zu kompensieren, ist dabei nur ein Beispiel.
Produktionsketten in ihrer jeweiligen Komplexität müssen organisiert und gepflegt werden. Viele Produkte, die wir selbstverständlich konsumieren, erfordern mitunter immensen Aufwand oder sind nicht nachhaltig. Die Ursachen für die Probleme unserer Zeit sind zudem historisch gewachsen und verdeutlichen, was es bedeutet, wenn eine bestehende Gesellschaftsordnung ins Wanken gerät. Rudolf Rocker bezeichnet Nationalismus treffend als „politische Religion“, welche zum Ziel hat, den Staat als „gottgleich“ zu verehren. Staat und Kultur stehen sich antagonistisch gegenüber. Diese hegelianische Auffassung vom Staat und dessen Einfluss auf die intellektuelle Klasse sind laut Rocker ein gemeinsames Kennzeichen und gleichzeitig ein Manko der liberalen, autoritären und demokratischen Strömungen dieser Zeit. Rocker greift nicht zuletzt die totalitäre Auffassung von staatlich organisierter Gesellschaftsordnung als solches an. Faschismus ist laut Rocker die Konsequenz einer politischen Religion: Nationalismus.
Die absolutistische Vorstellung nach Hegel, dass sich gesellschaftliche Ordnung nur mittels eines Staates realisieren lässt, ist ideologisch konstruiert und somit nicht unüberwindbar. In „Nationalismus und Kultur“ geht Rocker noch weiter, wenn er schreibt, dass
„die sogenannte Staatsauffassung des Faschismus erst in Erscheinung [tritt] nachdem der Duce zur Macht gelangt war. Bis dahin schillerte die faschistische Bewegung in allen Farben des Regenbogens, wie in seiner ersten Phase in Deutschland der Nationalsozialismus. Sie hatte überhaupt kein einheitliches Gepräge. Ihre Ideologie war ein buntes Gemisch geistiger Bestandteile aus allen möglichen Ideenrichtungen. Was ihr Gehalt gab, war die Brutalität ihrer Methoden, ihr rücksichtsloses Draufgängertum, das schon deshalb keine andere Meinung achtete, weil es selber keine zu vertreten hatte. Was dem Staate zum vollendeten Zuchthaus bisher noch gefehlt hatte, das hat ihm die faschistische Diktatur bis zum Überfluss gegeben.“
Rocker verweist zuvor auf Mussolinis (vermeintliche) frühe Ablehnung gegenüber dem Staat, welche zeitlich vor dem „Marsch auf Rom“ zu verordnen ist (veröffentlicht 1920 in „Popolo d‘Italia“) und fährt fort:
„In der Tat hatte Mussolini aus der Freiheit ein Vorrecht für sich gemacht und gelangte damit zur brutalsten Unterdrückung aller anderen; denn eine Freiheit, welche die Verantwortung des Menschen seinen Mitmenschen gegenüber durch ein geistloses Machtgebot zu ersetzen trachtet, ist schnöde Willkür, Verleugnung jeder Gerechtigkeit und allen Menschentums. Aber auch der Despotismus verlangt eine Rechtfertigung dem Volke gegenüber, das er vergewaltigt. Aus dieser Notwendigkeit wurde der neue Staatsbegriff des Faschismus geboren.“
Seine Ausführungen über Mussolini und den Faschismus wirken erschreckend aktuell.
Aufstand der Unanständigen – oder warum die Corona-Pandemie die Masken fallen lässt…
Gesellschaftliche Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten hin zu einer gleichberechtigten Gesellschaftsform werden bekanntermaßen zur Zeit begleitet von einer schrillen, pseudo-rebellischen Minderheit. Ein geschätzter Genosse bemerkte erst treffend, dass diese selbsternannten „querdenkenden Bewegungen“ Zerfallserscheinungen des Gestrigen und dessen letztes Aufgebot sind. In anderen Worten ein vergeblicher Versuch, bereits etablierte gesellschaftliche Normen der Emanzipation umzukehren. Dieser diffuse Rebellionsprozess verwirrter Kleinbürger:innen ist als ein Symptom des Niedergangs, der nicht mehr aufzuhalten ist, zu bewerten. Das infantile Verhalten dieser Wutbürger:innen ist letztlich ein Zeichen ihrer Sozialisation. Einer Sozialisation im Zeichen der 60er bis 00er Jahre. Wo die Welt angeblich noch in Ordnung war und jeder alles erreichen konnte, wenn er nur hart genug dafür arbeitet.
Dieses Klientel, welches sich nie ernsthaft für soziale Gerechtigkeit interessiert hat, probt nun den Aufstand. Es ist Gratismut und kein Widerstand gegen herrschende Unterdrückungsverhältnisse. Es ist das diffuse Angstgefühl der Abstiegsbedrohten zu kurz zu kommen. Wirklich benachteiligte Menschen, wie beispielsweise von Diskriminierung Betroffene, interessieren diese Generation nicht wirklich, sondern nur der eigene Opfermythos. Auch wenn das schrille Krakeelen der Impfgegner:innen und anderer Verschwörungsdemagog:innen und Konsorten in keinster Weise ernstzunehmen ist, können wir uns keineswegs zurücklehnen, was deren Verrohungspotential betrifft. Insbesondere was die anhaltende Situation der Exekutiven mit Gewaltmonopol angeht, besteht ebenfalls keineswegs Entwarnung. Die Durchseuchung der „Sicherheitsorgane“ ist dabei die größte Gefahr für eine offene Gesellschaft, wie die steigende Zahl von enthüllten rechtsterroristischen Netzwerken wie „Nordkreuz“ oder „Gruppe Werner S.“ belegen.
Ein antifaschistischer Grundkonsens muss obligatorisch werden
Es stellt sich uns nun die Frage: Welche Gesellschaftsform im Stande wäre, die Widersprüche unserer Zeit aufzulösen. Im Angesicht des historisch beispiellosen Zivilisationsbruchs, der Shoah, schwingt in Rockers Werk eine gewisse Ernüchterung über das zu revolutionierende Subjekt der Werktätigen mit. Weite Teile der Werktätigen hatten sich autoritären Ideologien verschrieben und neben den Kleinbürger:innen und Kapitalist:innen dem Faschismus den Weg bereitet.
Rudolf Rocker beschreibt den Faschismus nicht zuletzt deswegen auch als finale Konsequenz ausgehend von einer Nationalideologie, einer politischen Religion. Im Gegensatz dazu beschreibt Rocker den Weg zur befreiten Gesellschaft, Anarchismus respektive Anarchosyndikalismus, nie als absolut oder einem ideologischen Endpunkt einer endgültigen Entwicklungsstufe, wie es in staatsphilosophischen Denkmustern gepredigt wird. Anarchismus ist das Gegenteil von Religion und Esoterik – es ist die wissenschaftliche Analyse und vor allem die Praxis zur Befreiung von Herrschaftsmechanismen, die sich historisch herausgebildet/entwickelt haben. Letztlich sind Ideologien konstruiert und keine Naturgesetze. Wir Menschen könn(t)en es schaffen uns hin zu einer gleichberechtigten Gesellschaft zu entwickeln. Es steht nicht in Stein gemeißelt, dass unser aller Schicksal voller Neid, Ausbeutung und Hass sein müsse. Genauso wenig wie der Kapitalist Recht hätte, dass der Markt alles reguliert und dass das unumstößlich sei, oder ein Chauvinist davon ausgeht, er/sie könne sich über andere stellen und das Leben wäre nur ein Kampf ums Dasein.
Anarchosyndikalismus basiert auf der Idee der Gleichheit des Menschen, welche ihren Ausgangspunkt in der historischen Idee der französischen Revolution hat. Bei genauerer Betrachtungsweise sind sehr viele Forderungen bereits tatsächlich weiterentwickelt und umgesetzt worden – beispielsweise das allgemeine Wahlrecht, die Gleichberechtigung der Frau. In vielen Ländern würde beispielsweise ein Frauenwahlrecht (momentan) nicht mehr in Frage gestellt werden. Anarchismus/Anarchosyndikalismus ist nicht als Regierungsform gedacht, was oftmals nicht verstanden wird. Es geht darum, den Menschen einen Weg zu zeigen, nicht über andere zu herrschen und sich nicht beherrschen zu lassen und gleichzeitig Verantwortung füreinander übernehmen zu können. Autoritäre Gesellschaftsstrukturen ersticken jegliche Verantwortungsbereitschaft. Deren Jünger eines wie auch immer gearteten Nationalismus legen nicht zuletzt ihre individuelle Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft in die Hände eines wie auch immer gearteten Anführers. Die darauf folgenden Unmenschlichkeiten ausgehend von politischer Religiosität, sollte eigentlich mittlerweile allen bekannt sein.
Rockers Werk ist entstanden im Zeichen nach der Ernüchterung über den beispiellosen Zivilisationsbruch, wo die Kollektivbarbarei die Menschheit fast in den Abgrund geführt hat. Wir Menschen täten gut daran, uns explizit von Religionen jeglicher Art zu distanzieren, auch und vor allem, wenn sie politisch motiviert sind. Es geht nicht darum, möglichst schnell eine möglichst große Massenbewegung zu werden. Es dreht sich nicht darum, für ein bisschen Umverteilung zu sorgen und somit zu glauben, dass die Widersprüche der jeweiligen Zeit aufgehoben werden können. Es ist Fakt, dass sobald eine regierende Gruppe durch die andere abgelöst wird, sich neue Hierarchien und somit neue Unmenschlichkeiten herausbilden werden. Das fängt auch schon im Kleinen an und sei es auch nur ein alternatives Projekt, wo auch informelle Hierarchien präsent sind. Wir müssen die Idee einer Gesellschaftsform, die auf Gleichheit des Menschen basiert, als dynamisch und sich entwickelnd verstehen und niemals locker lassen, wenn es um Mitmenschlichkeit geht.
Doch nun zum Punkt: Rockers in Worte gefasste Desillusion und Analyse zum Scheitern der Moderne folgte die bis heute anhaltende Epoche der Postmoderne. Es ist eine Phase, die nun zu Ende geht, weil sie nicht die Antworten liefert, die dringender denn je sind. Es ist nichts Neues, dass die industrialisierten post-kolonialen Mächte weiterhin große Teile der Erde ausbeuten. Eine dezentrale, nachhaltige Produktionsweise, die sich an einer bedürfnisorientierten Ressourcen- und Konsumgüterverteilung messen könnte, würde enorme Veränderungen unseres Alltags in Anspruch nehmen. Chancengleichheit und menschenwürdige Lebensbedingungen für alle sind Ziele, für die zu jeder Zeit gekämpft werden muss, auch in der Zukunft. Wenn wir den Blick nun auf die Industriestaaten lenken, die angesichts einer Katastrophe wie der gegenwärtigen Pandemie an die Grenzen ihrer Möglichkeiten stoßen und damit die Spaltung der Gesellschaft einhergeht, ist das Aufkeimen von chauvinistischen Einstellungen symptomatisch. Das ist ein Widerspruch unserer Zeit: diejenigen, die für das Klimachaos verantwortlich sind (im Alter zwischen 30 und 60 Jahren), politische Mehrheiten generiert. Diese Generationen setzen das Glücksversprechen, alles erreichen zu können, wenn Mensch nur fleißig genug ist, als unumstößlich gesetzte Wahrheit über den tatsächlichen Zustand der Gesellschaft. Nun erleben diese Generationen, dass ihre bisherigen Lebensgewohnheiten nicht mehr zeitgemäß sind (Tempolimit, schlimm schlimm…). Die Frustration über die Erkenntnis, dass das eigene Ego nicht der Nabel der Welt ist, kann schwerwiegende psychologische Folgen für diese Personen und ihr Umfeld haben.
Auf einmal bricht das Kartenhaus Lebenslüge ein…
Greise, die, Yogamatten schwingend, Disko fordern und hedonistische Lebensweisen propagieren und auf der Gegenseite junge engagierte Menschen, die Verantwortung übernehmen wollen und können, aber nicht dürfen, weil der Gesetzgeber es ihnen aufgrund ihres Alters verbietet. Der große Widerspruch unserer Zeit: Menschen, die nicht begreifen wollen, dass wir an einem Wendepunkt der Menschheitsgeschichte stehen, entscheiden in kurzfristig gedachten, emotional aufgeladenen und ja, durchaus egoistisch motivierten Impulsen über die Zukunft der nachfolgenden Generation, während diejenigen, die in der Zukunft leben müssen, nicht entscheiden dürfen. Junge Menschen übernehmen immer mehr Verantwortung und reflektieren sich und ihre Welt. Deswegen stehen auch die Zeichen der Zeit für eine befreite Gesellschaft günstig. Die junge Generation zeigt, dass die Zeit reif ist für eine emanzipierte Gesellschaft und Anarchismus/Anarchosyndikalismus kann ein Vehikel in so eine Zukunft sein/als Katalysator wirken. Als ein positives Beispiel, ist auch die DIY-Kultur der Punkszene zu verstehen, die sich zum Ziel gemacht hat, Fähigkeiten anzueignen, um sich zu befreien anstatt zu resignieren. Nicht zuletzt waren anarchistische Strömungen damals maßgeblich daran beteiligt, die Partizipation der Entrechteten und Benachteiligten auf der Grundlage der Selbstorganisation zu forcieren. Seien es gewerkschaftliche Methoden oder soziale Bewegungen wie z.B. feministische Bestrebungen. Auch wenn die ewig Gestrigen die Wahlen noch so stark beeinflussen und der Fortschritt verlangsamt wird: sie können ihn nicht mehr aufhalten.
Anarchismus/Anarchosyndikalismus definiert sich nicht über den Button an einer zerfledderten Jacke (kann Mensch gerne tragen, Geschmäcker sind halt verschieden), es definiert sich nicht über ein diffuses Stereotyp des frechen Rebellen (Ich mache mir die Welt wie sie mir gefällt) gegenüber jemanden und auch nicht über das Chaos, was mancher Mensch Privatleben nennt – es definiert sich darüber, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Das beinhaltet auch, gesellschaftliche Institutionen mitzugestalten, die für uns alle von Belang sind (dazu gehören alle Bereiche der Gesellschaft). Die Institutionen, die die Gesellschaft tragen, sind divers und diese Diversität muss sich auch im anarchosyndikalistischen Aktivismus widerspiegeln. Sich basisgewerkschaftlich organisieren, Genossenschaften gründen, eine Infrastruktur zur partizipativen Ökonomie etablieren, letztlich Teilhabe für alle Menschen ermöglichen, gegenseitige Hilfe nicht nur propagieren sondern auch institutionalisieren und bestehende Institutionen sensibilisieren.
Anarchosyndikalismus ist ein Prinzip der Bodenständigkeit, welches von der Basis getragen wird, von Menschen, die bereit sind, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen, wo das Glück der anderen Menschen genauso bedeutend ist wie das eigene. Anarchismus ist letztlich ein dynamisches Werkzeug hin zu einer befreiten Gesellschaft und nicht auf der Suche nach einem neuen, perfekten Menschen.
(Foto: Antinationale Linke Bielefeld – alibi.noblogs.org)