Die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich war eine der feministischen Forderungen am 8. März in Halle. Ein Kurzbericht.
Ruth läuft über einen roten Teppich und versucht mit drei Bällen zu jonglieren. Eine Moderatorin erklärt, dass Ruth auf dreifache Weise belastet ist: Sie geht einer Lohnarbeit nach, ist Mutter und engagiert sich ehrenamtlich. Bis zu 80 Stunden leistet sie so bezahlte und unbezahlte Arbeit in der Woche. Bei ihren Jonglierversuchen fällt ständig ein Ball herunter. Eine eindeutige Symbolik.
Etwa 400 Personen der Frauenkampftagsdemo in Halle (Saale) sahen den „Catwalk“ der AG Feministisch Organisieren der FAU Halle. „Das Prekariat ist der kapitalistische Normalzustand. Es bezeichnet die Verunsicherung aller Lebens- und Arbeitsverhältnisse…“, erklärte die Moderatorin zur Begrüßung. Die Aktion sollte zeigen, was Prekarisierung, insbesondere für Frauen, konkret bedeutet. Dafür hatten die Aktivist*innen eine digitale Umfrage gestartet und so über zwanzig persönliche Geschichten als Rückmeldung erhalten: von Doppelbelastung durch Lohn- und Care-Arbeit, Unterbezahlung oder auch sexuellen Übergriffen im Job.
Einige der Frauen, die ihre Geschichten teilten, liefen an diesem Tag auch über den roten Teppich. Unter anderem eine alleinerziehende Laborantin, der trotz chronischer Krankheit die Teilzeit verwehrt wird; eine Wandergesellin, die Geschichten von sexistischen Kollegen auf dem Bau mitbrachte oder eine Kurierfahrerin, die nicht einmal den Mindestlohn bekommt. Die Aktion endete mit der Formulierung feministischer Forderungen: Weg mit dem GenderPayGap! 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich!
Der Artikel stammt aus der Verteilzeitung zum 1. Mai 2020. Diese ist sowohl hier als auch im Syndikat eures Vertrauens in gedruckter Form zu haben.
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