Das Interesse an der in Stockholm neu gegründeten Bausektion ist groß. Verhandlungsführer und Dolmetscher Pelle Sunvisson im Interview.
Drei Fragen an Pelle Sunvisson, Dolmetscher und Verhandlungsbeauftragter einer neu gegründeten Bausektion in Stockholms LS, dem lokalen Ableger der Gewerkschaft SAC Syndikalisterna. Das Interview erschien im Original in der schwedischen Zeitung Arbetaren.
Arbetaren: Sie haben eine Bausektion in Stockholm gegründet. Wie kam es dazu und was ist das Besondere an ihr?
Pelle Sunvisson: In den letzten Jahren hat die Gewerkschaft eine große Zahl von Arbeiter:innen ohne Papiere aufgenommen, die bei ihrer Arbeit ausgenutzt und ausgebeutet werden. Viele von ihnen waren Bauarbeiter:innen. Schließlich waren wir so viele, dass es an der Zeit war, unsere eigene Sektion für Bauarbeiter:innen zu gründen.
Wir haben zum Beispiel Dolmetscher:innen, damit die Arbeiter:innen Hilfe in ihrer eigenen Sprache bekommen können. Wir haben eine Ausnahme von der Wartezeitregel gemacht, damit die Menschen Hilfe bekommen können, wenn sie vor ihrem Gewerkschaftsbeitritt in einen Konflikt geraten sind.
Wie groß ist das Interesse?
Das Interesse ist enorm. Schon als wir vor weniger als einem Monat anfingen, waren wir über 100 Personen, und seither sind über 60 neue Mitglieder hinzugekommen. Viele Menschen im Baugewerbe sind sich den bestehenden Problemen der Ausbeutung von Menschen auf Baustellen bewusst und wissen, dass sie zunehmen. Zurzeit haben wir fast 200 Mitglieder.
Was sind heute die größten Probleme in der Bauwirtschaft?
Sie reichen von skrupellosen Arbeitskäufer:innen* von Arbeitskräften, die keine Löhne zahlen, bis hin zu den vielen riskanten Momenten, in denen die Arbeiter:innen ohne Sicherheitsausrüstung arbeiten. Hinzu kommt, dass vielen, die zur Schwarzarbeit gezwungen sind, oft grundlegende Rechte, wie zum Beispiel Urlaubsansprüche, fehlen. Mancherorts gleicht das Baugewerbe dem 19. Jahrhundert, wenn Arbeiter:innen ohne Papiere gezwungen sind, 60 Stunden pro Woche zu arbeiten und ihren Arbeitskäufer:innen völlig ausgeliefert sind. Das müssen wir ändern, und wir müssen alle organisieren. Es spielt keine Rolle, ob sie eine Aufenthaltsgenehmigung oder ein Arbeitsvisum für Schweden haben. Wir heißen alle Bauarbeiter:innen willkommen.
*Im SAC-Jargon werden die Bosse als Arbeitskäufer:innen bezeichnet. Aus Sicht der Gewerkschaft wirkt die Bezeichnung „ArbeitGEBER“ so, als ob wer etwas geschenkt bekommt. Aber der Boss kauft Zeit und Arbeit. Die Gewerkschaft will so das sprachliche Machtverhältnis beeinflussen. Sie verwendet den Begriff durchgehend so.
Foto: Stockholm LS
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