Sind wir uns nicht einig? 2020 war sau beschissen und der Start ins Jahr 2021 lief auch nicht gerade besser. Persönliche und politische Krisen gab es genug! Aber das war ja leider nicht alles! Wie viele nervige Gespräche habt ihr schon in Familien- und Bekanntenkreisen geführt, mit „Wahrheitsrittern“, die anscheinend die Geheimnisse hinter der Fassade der Realität erkannt haben? Die sich in ihren Wahn verrannt haben und eine Geschichte von bösen Mächten phantasieren. Gleichzeitig träumen sie aber von einem neuen VW Diesel Auto, dem günstigen Kredit bei der Deutschen Bank, der nächsten Amazon-Schnellexpress Bestellung und einem schön trockenen Stück Fleisch aus den Tönnies-Schlachthöfen! Oft haben wir was gegen alte weiße Männer mit ihren Sprüchen, aber hier ist mal einer und der hat es in sich: „sich weder von der Macht der anderen noch von der eigenen Ohnmacht dumm machen zu lassen“. Diese Aufforderung nehmen wir ernst! Wir verkriechen uns nicht hinter einer stimmigen Fantasiegeschichte und dem Märchen vom ewigen Kampf von Gut gegen Böse. Der Kapitalismus ist Müll und provoziert immer wieder Krisen, in denen viele Menschen auf der Strecke bleiben! Es reicht uns nicht, dieses Wissen für uns zu behalten! Deshalb dieser Text!
Wir möchten die Heidelberger Freie Arbeiterinnen Union (FAU) vorstellen. Euch erzählen, wieso wir uns gegründet haben und wieso es so wichtig ist, sich im Jahr 2021 zusammenzuschließen, um gemeinsam für ein besseres Leben zu kämpfen! Nachdem wir das erste Jahr als „Unabhängige Basisgewerkschaft Heidelberg“ verbrachten, haben wir im September 2020, mitten in der durch Corona ausgelösten Krise, den Sprung in die FAU gemeistert.
Werden wir gebraucht? Aber Hallo! Zwar hat Heidelberg seit Jahren einen Stadtrat, der von den Grünen dominiert wird, aber wie wir alle wissen, heißt das nicht, dass prekär arbeitende und lebende Menschen mit irgendwelchen Erleichterungen zu rechnen haben. Die Stadt veranstaltet jedes Jahr großspurige und ambitionierte Kampagnen „Woche gegen Armut“ oder „Wochen gegen Rassismus“, um das Image der grünen und aufgeklärten Universitätsstadt aufrecht zu halten.
Aber sie können uns nichts vormachen! Gentrifizierung und Mietdruck sind in Heidelberg große Probleme, gerade für prekär Beschäftigte und Arbeitslose! Ein Großteil des Geldes geht für die Miete drauf und/oder die Stadtteile, in denen Wohnen erschwinglich ist, sind schlechter mit den Öffis angebunden! Rassismus gibt es hier genau wie in allen anderen Städten, vor allem bei Ämtern und der Polizei, und die städtischen Kampagnen ändern das nicht! Deshalb sind wir gegen dieses Heidelberg und die Heidelberger Zustände! Denn wir wollen ein anderes und besseres Heidelberg! Im besten Fall bald irgendwann sogar eine andere und besser Welt! Viele Arbeiter:innen, Minijober:innen und Arbeitslose werden mit ihren Problemen oft allein gelassen! Entweder verschlafen es die großen Gewerkschaften, diese Personen aufzufangen, oder sie kommen schlicht nicht an die Leute heran, da die Betriebe und Kämpfe zu klein und/oder zu komplex sind! Wir haben uns entschlossen, damit Schluss zu machen und jede Person in ihren Problemen zu unterstützen, zusammen zu kämpfen! Jetzt gibt es in Heidelberg eine Basisgewerkschaft und wir haben gerade erst angefangen! Denn wir alle haben so viele Gründe wütend zu sein! Wütend auf den Kapitalismus! Wütend auf Corona-Regeln, die nur das Private und Soziale regulieren, aber große Sektoren der Lohnarbeit in Ruhe lassen! Wütend auf eine Regierung und eine Polizei, die Obdachlose und Besetzer:innen aus leerstehenden Häusern auf die Straße wirft! Wütend darüber, dass Geflüchtete, Asylsuchende und Vertriebene unter schrecklichen, inhumanen Bedingungen an Europas Grenzen vegetieren, während Deutschland immer noch Waffen in die Türkei exportiert! Wütend darüber, dass Gefangene in überfüllten Knästen leben und unter miesen Bedingungen weiter schlecht bezahlt schuften müssen, meist ohne die nötige Schutzausrüstung! Wütend auf Firmenbosse, die unter dem Deckmantel der Corona- Situation ihren Angestellten illegale Vertragsänderungen aufzwingen und das Arbeitsrecht ignorieren! Wütend, dass die Privilegien der Reichen nicht zur Diskussion stehen, sondern wieder Druck und Zwang auf Angestellte und Arbeiter:innen ausgeübt wird! Wütend, dass große Gewerkschaften ernsthaft glauben, ihr Job wäre mit einer Tarifverhandlung getan! Wütend auf die Parteien, die sich immer weiter in der natur- und gesellschaftszerstörenden Logik des Kapitalismus verfangen und den Anspruch auf die Utopie völlig abstreifen! Wütend über milliardenschwere Staatshilfen für Lufthansa, TUI und Banken, aber für Pflegekräfte ist nicht genügend Corona-Bonus da, bei miserablen Arbeitsbedingen, absoluter Überlastung der Belegschaften und Unterfinanzierung des Gesundheitssystems, trotz absoluter gesellschaftlicher Notwendigkeit!!
Die Aufzählung ist nicht zu Ende, aber wir wollen uns nicht weiter auskotzen! Wir denken, der Punkt ist klar! Es gibt so verdammt viele gute Gründe, wütend zu sein! Es gibt so verdammt viele gute Gründe, solidarische Arbeiter:in, Gewerkschaftler:in, Syndikalist:in, Anarchist:in, Sozialist:in und/oder Kommunist:in zu sein und einfach so verdammt wenig gute Gründe, sich in einer staatstragenden Kraft, Partei oder Firma zu engagieren und nach unten zu treten! Als FAU halten wir den Arbeitskampf für den besten Hebel, diese beschissene Welt zu verändern und wollen gerade dort angreifen, wo es auch in Heidelberg häufig am heftigsten zugeht und die Vereinzelung am größten ist: in prekären Jobs, bei Schwarzarbeit, bei Grauarbeit, bei Minijobs und Aushilfen, bei Carearbeiter:innen, bei Unterpriviligierten, bei Arbeitslosen. Es ist und bleibt eine unumstößliche Erkenntnis, dass das System der Lohnarbeit den ganzen Laden zusammenhält und wir deshalb alle unser Leben lang dem Zwang ausgesetzt sind, Lohnarbeiten zu gehen und uns verdinglichen zu müssen! Und dabei bleibt unser Motto so simpel und radikal: Solange der Job nicht darin besteht andere Menschen zu maßregeln / auszubeuten oder zu Diskriminieren, (z.B. Polizei / Firmenboss / Immobilienmaklern / Gewerkschaftsbrechern) stützen wir uns gegenseitig wo wir können und helfen uns gegenseitig ein besseres und lebenswertes Leben zu genießen! Solidarische Hilfe zur Selbsthilfe! Nur so kann der Kampf gegen kapitalistische Arbeitsausbeutung und das kleinteilige Verbessern der persönlichen Welten der Betroffenen zusammengehen. Nur so werden Kämpfe in und durch die Arbeit zu einer Basis der Selbstbehauptung und kollektivem Selbstvertrauen!
Ob Bauarbeiter:in, Studierende:r, Alleinerziehende:r, Bullshitjober:in oder Arbeitslose:r: Wir sind solidarisch, wir sind wütend, wir sind Antikapitalist:innen und wir sind nicht an den mörderischen und menschenverachtenden Regeln des Kapitalismus interessiert! Es gibt keinen „zu kleinen Kampf“! Denn jeder Lebensbereich, der freier, selbstverwalteter und solidarischer gestaltet werden kann, ist ein Erfolg und den Kampf wert! Also einfach mitmachen! Tretet uns in Heidelberg oder eurer örtlichen FAU Gruppe bei, schafft widerständige, solidarische Strukturen! Lauft mit erhobenen Köpfen durch die Welt, nutzt die Wut als Antrieb und lasst uns unter die Arme greifen, stützen und Kämpfe gewinnen! So wütend wir nach außen sind, so solidarisch und zärtlich sind wir nach innen! Niemand wird Allein gelassen! Wir wollen keine Diktatur der alten, weißen Säcke! Denn wir wollen Gruppenprozesse und Konflikte konstruktiv und solidarisch lösen und uns nicht von der Kälte der Gesellschaft und der gewohnten Ellenbogenmentalität verdummen lassen! Denn es gilt: Die neue Gesellschaft in der Schale der Alten aufzubauen! Eine letzte Frage haben wir noch für euch: Was gibt es Schlimmeres als sich irgendwann den unschönen, aber richtigen Fragen stellen zu müssen: Was ist, hätten wir damals 2021 versucht uns zusammenzuschließen und gemeinsam die Krise abzufangen? Wie viele Pläne hätten verwirklicht werden können, wären wir nur nicht so ängstlich gewesen. Die Krise und die Unsicherheiten sind schon längst da. Also lasst uns zusammen Zuversicht und Rückhalt geben. Gemeinsam können wir überall den Versuch starten unsere Zukunft selbst in die Hand zu nehmen und dafür kämpfen!
Weniger Rufzeichen gingen nicht?
Seid ihr etwa wütend?
Der Text ist eine enervierende Aufzählung von Plattitüden ohne irgendeine Form von Mehrwert für den Leser. Pflichtbewusst wird auf alten weißen Männern rumgeritten während in ellenlangen Aufzählungen wohl bewiesen werden soll, dass man auch ja jeden „mitdenkt“, wie das im Linkssprech so schön heißt. Leider weiß ich immer noch nicht, was die spezifischen Probleme der Lohnabhängigen in Heidelberg sind und wie die FAU Heidelberg diese Probleme zu lösen gedenkt. Die ausgelutschten Phrasen des Artikels sind jedenfalls keine Lösung, sondern vielmehr Teil des Problems der Linken.
Jop, Leerzeichen und Wut lese ich heraus und eine Menge Elan, die bei einer „Neugründung“ vonnöten ist! Freue mich, dass ihr dabei seid und wünsche viel Durchhaltevermögen, auch wenn der Wind einem manchmal von zu vielen Seiten ins Gesicht schlägt… Umpusten lassen wir uns aber nicht 😉
avaritia