Betrieb & Gesellschaft

Her mit dem Vier-Stunden-Tag!

Frauen sind gesellschaftlich nach wie vor strukturell benachteiligt. Um dem entgegenzuwirken muss es möglich sein, unbezahlte Arbeit gerechter zu verteilen. Der Vier-Stunden-Tag bei vollem Lohnausgleich als konkrete feministische Forderung ist ein erster Schritt.

Die Forderung nach „Teilzeit für alle – bei vollem Lohnausgleich“ mag auf den ersten Blick utopisch klingen. Tatsächlich liefert diese Forderung jedoch Lösungen für diverse Ursachen von struktureller Benachteiligung insbesondere von Frauen*. Die Forderung nach Arbeitszeitverkürzung schließt nicht nur an gewerkschaftliche Forderungen der Vergangenheit an, sondern setzt gleichzeitig neue Maßstäbe, die auf Gleichberechtigung in der Arbeitsteilung und auf finanzielle Sicherheit für alle zielen. Arbeit bestimmt unseren Alltag. Selbst wenn wir von der Lohnarbeit nach Hause kommen, ist noch lange nicht Schluss. Es warten Hausarbeit, Sorge um Kinder oder Angehörige, Beziehungsgespräche, etc. – die sogenannte Reproduktionsarbeit. Ausruhen und Entspannen, persönliche Weiterentwicklung und gewerkschaftliches Engagement kommen dabei häufig zu kurz. Doch eben diese Qualitäten braucht es in einer demokratischen Gesellschaft, deren Voraussetzung Menschen sind, die mitdenken und sich einbringen können.

Vollzeitarbeit ist nur möglich, wenn andere die anfallende Reproduktionsarbeit (Kochen, Haushalt, Fürsorge, etc.) für die Vollzeitbeschäftigen übernehmen. Wer dieses Privileg nicht genießt, der bleiben am Ende des Tages gerade noch ein paar Augenblicke, um abzuschalten und dann erschöpft ins Bett zu fallen – bevor der Wahnsinn am nächsten Tag von vorne losgeht. Häufig sind es Frauen, die den größeren Teil dieser unbezahlten Arbeit übernehmen.

Zwei Drittel der Arbeit von Frauen ist unbezahlt

Zwei Drittel der durchschnittlichen Arbeitszeit von Frauen sind solche unbezahlte Arbeit, demgegenüber sind es bei Männern nur weniger als die Hälfte. Wer aber Familie und Beruf unter einen Hut bringen will, kann nur weniger Erwerbsarbeit leisten oder muss eben Auszeiten nehmen. Die Folgen sind ein geringeres Einkommen, die finanzielle Abhängigkeit von Lebenspartner*innen und schließlich Altersarmut. Neben der ungerechten Arbeitsteilung liegt eine weitere Ursache in dem geringeren gesellschaftliches Ansehen und der schlechtere Bezahlung von Berufen, die klassischerweise von Frauen übernommen werden, wie zum Beispiel Krankenpfleger*in, Reinigungskraft, Erzieher*in oder Kassierer*in. Außerdem sind Frauen selbst bei gleicher Qualifikation nach wie vor gegenüber Männern benachteiligt. Der durchschnittliche Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen beträgt branchenübergreifend ganze 22%. Aus all diesen Gründen arbeiten Frauen also mehr und verdienen weniger. Die FAU beschränkt sich nicht nur auf die Verbesserung konkreter Arbeitsbedingungen, sondern zielt auf die Umgestaltung unserer Lebensbedingungen insgesamt. Deshalb fordern wir eine radikale Arbeitszeitverkürzung für alle! Ein 4-Stundentag für alle ermöglicht die gleichberechtigte Verteilung der unbezahlten Arbeit, gleiche Chancen in der beruflichen Entwicklung sowie Zeit für gesellschaftliches Engagement und persönliche Selbstentfaltung.

 

Beitragsbild: CC BY-NC 2.0 „F*Streik Aux 2019“ von Rosa Aux. 2019.

FEM*FAU-Redaktion

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