Organisierte Nachbarschaften und die Zukunft der Arbeiterbörsen

Auf dem Theoriefestival „Kantine Sabot“[1] Über das Kantine Festival siehe: https://kantine-festival.org wie auch https://direkteaktion.org/anarchosyndikalismus-in-theorie-und-praxis/ Anfang August 2023 machten wir sowohl in unserem Vortrag als Redaktion Tsveyfl wie auch in zahlreichen Einzelgesprächen das etwas in Vergessenheit geratene anarchosyndikalistische Konzept der Arbeiterbörsen stark, da wir es für einen wesentlichen Bestandteil anarchosyndikalistischer Praxis halten. In einem dieser Gespräche stellte eine Genossin die Frage, ob nicht Gruppen wie Solidarisch in Gröpelingen (Bremen) oder Berg Fidel Solidarisch (Münster) im Prinzip genau die Aufgaben übernehmen, die einer Arbeiterbörse zufallen würden. Trotz bereits vorhandener eigener Auseinandersetzung mit der Arbeit dieser und ähnlicher Gruppen, konnte ich keine adäquate Antwort auf die Frage geben, fand den Gedanken aber sehr spannend. Der folgende Text ist als eine weitergehende Auseinandersetzung mit dieser Frage zu betrachten. Erwähnt sei dabei aber noch, dass meine Gedanken zu der Thematik durchaus nicht in Gänze neu sind und bereits Steff Brenner ähnliche Fragen in der Direkten Aktion bearbeitet und ein Konzept für organisierte Nachbarschaften entworfen hat, was implizit ebenfalls an die Arbeiterbörsen anknüpft.[2] Vgl.: Brenner, Steff: Perspektiven gewinnen: Organisierte Nachbarschaften und Föderationen Hand in Hand! Online: https://direkteaktion.org/perspektiven-gewinnen-organisierte-nachbarschaften-und-foederationen-hand-in-hand/ Es geht mir nicht darum, sein Konzept weiterzuentwickeln, es steht für sich und sollte, wo es keine entsprechenden Strukturen gibt, nach Möglichkeit von Engagierten umgesetzt werden. Vielmehr soll dieser Text ganz konkret das Verhältnis jener Gruppen, die außerhalb der anarchosyndikalistischen Bewegung stehen und revolutionäre Stadtteilarbeit betreiben, zum Konzept der Arbeiterbörsen beleuchten.

Die Idee der Arbeiterbörsen im Anarchosyndikalismus

Unter Anarchosyndikalismus wird häufig (auch von AnarchosyndikalistInnen) ‚nur‘ eine andere, basisdemokratische, sozialrevolutionäre und auf direkte Aktion fokussierte Gewerkschaft verstanden. Das Aktionsfeld dieser Gewerkschaft ist naheliegenderweise dann der Betrieb. In einem weiteren (und durchaus treffenderem) Verständnis von Anarchosyndikalismus wird darauf verwiesen, dass der Sozialismus – nach Rudolf Rocker – eine Frage der Kultur ist, weshalb es uns auch darum gehen muss, abseits der Betriebe wirkmächtig zu werden. Sei es auf einer ‚klassisch‘ kulturellen Ebene oder eben an allen Orten, wo wir als Klassengeschwister zusammenkommen, mit gemeinsamen Problemen konfrontiert werden und diese kollektiv lösen können. Kultur ist in diesem Sinne weit gefasst und umschließt alle Sphären des menschlichen Miteinanders – und wir müssen ein anderes, solidarisches Miteinander etablieren.

So richtig dies ist, so sehr lässt es die konkreten Vorstellungen des Anarchosyndikalismus für den sozialistischen Aufbau außer Acht. Denn nicht nur gelten die Syndikate in den Betrieben als die ‚Schulen des Sozialismus‘, in denen wir lernen die Produktion zu übernehmen und nach dem Bruch mit dem System in Eigenregie führen zu können – es gibt noch ein anderes wesentliches Instrument, welches darauf zielt, die neue Gesellschaft auf freiheitlicher Grundlage aufzubauen: die Arbeiterbörsen.

Während wir uns in den Syndikaten (also Betriebs-/Branchengruppen) in unserer Rolle als ProduzentIn sammeln, dienen die Arbeiterbörsen dazu, die Sphäre der Konsumtion, Reproduktion und Kultur zu bedienen, wir organisieren uns in ihnen also als KonsumentInnen, MieterInnen und was wir sonst noch für Rollen inne haben (z.B. Eltern; die Arbeiterbörsen sind aber auch Orte, an denen explizit auch Organisationen von Frauen und der Jugend angesiedelt werden können, selbstverständlich mit entsprechender Autonomie).

Die Aufgaben der Arbeiterbörsen teilen sich in zwei Bereiche: das hier und jetzt, sowie die Planung der zukünftigen Gesellschaft, wobei dies nicht immer lupenrein zu trennen ist. Perspektivisch können die Börsen die Bedarfsermittlung ihres Bereiches übernehmen und so in Abstimmung mit den betrieblichen Föderationen eine sinnvolle Planung der Wirtschaft ermöglichen und die bedarfsgerechte Verteilung der Güter übernehmen. Sie sind jene Institutionen zur gesellschaftlichen Verwaltung, die staatliche Strukturen direkt ersetzen sollen.
Im Hier und Jetzt fallen ihnen vielfältige Aufgabenbereiche zu: natürlich Propaganda und Agitation, Bildung(sveranstaltungen und -material), aber eben auch die Koordination und Unterstützung betrieblicher Kämpfe und vor allem das Organisieren außerbetrieblicher Kämpfe. Das können MieterInnenkämpfe sein, jene von Erwerbslosen, der Jugend, feministische Kämpfe, antirassistische Kämpfe usw. Die Börsen wirken als ansprechbare Institution für die alltäglichen Probleme der Menschen in ihrem Wirkungsbereich, in der sie sich selbst mit anderen organisieren können, um diese anzugehen.

Die Börsen bilden eigene föderative Strukturen, die parallel zu den Syndikatsstrukturen aufgebaut werden und auf den jeweiligen Ebenen (lokal, regional, national) bilden sich entsprechende Räte. Arbeiterbörsen und Syndikate beziehen sich aufeinander, arbeiten sich zu und unterstützen sich. Perspektivisch erwächst aus ihnen ein föderales Gesellschaftssystem, welches von der Basis gesteuert wird. In vorrevolutionären Zeiten sammeln sich diese föderalen Strukturen unter einem Dach: dem der anarchosyndikalistischen Organisation.[3] Das Wort „Organisation“ passt durchaus besser, als das Wort „Gewerkschaft“, da dies im Deutschen nur einen begrenzten Bereich umschreibt. Im Französischen war das Wort „Syndicat“ zwar durchaus schon immer auf den Betrieb bezogen, meinte aber auch immer mehr.

Die revolutionäre Stadtteilarbeit

In den vergangenen Jahren gab es innerhalb der radikalen Linken in verschiedenen Städten, wie auch überregional, Diskussionsprozesse zur strategischen Ausrichtung der eigenen Arbeit und die Notwendigkeit von Basisarbeit. Unter anderem aus diesen Prozessen gingen mehrere Gruppen hervor, die eine kontinuierliche stadtteilbezogene Basisarbeit betreiben. Einige von ihnen gewähren in dem Interviewband „Revolutionäre Stadtteilarbeit. Zwischenbilanz einer strategischen Neuausrichtung linker Praxis“, herausgegeben von der Gruppe Vogliamo Tutto, einen tieferen Einblick in ihre Praxis, wie auch den theoretischen Hintergrund und die strategischen Ziele.

Es gibt selbstverständlich Unterschiede zwischen den interviewten Gruppen, diese sollen hier aber nicht im Vordergrund stehen, stattdessen möchte ich mich auf die Frage konzentrieren, ob die Praxis der revolutionären Stadtteilarbeit ähnlich wie die der Arbeiterbörsen funktioniert.

Wichtig ist hierfür, wie die Gruppen ihre eigen Arbeit im gesellschaftlichen Kontext betrachten. Mehrere Gruppen betonen, Stadtteilpolitik schaffe das Bewusstsein, dass der Kampf vor der Haustüre stattfindet und dass es eine überregionale Organisation bräuchte – denn am Ende „geht [es] nicht um die Community, sondern um eine Gesellschaft.“[4] Vogliamo Tutto (Hg.): Revolutionäre Stadtteilarbeit. Zwischenbilanz einer strategischen Neuausrichtung linker Praxis. Münster 2022, S. 85. (Solidarisch in Gröpelingen) Offen ist die Frage, wie so eine Organisation aussehen soll und ob die eigenen Kapazitäten für eine überregionale Organisierung ausreichen.

Betrachten wir das Wirkungsfeld der Gruppen, richtet es sich maßgeblich nach den Bedürfnissen der Menschen im Stadtteil, bzw. es wird in weiteren Schritten daran angepasst. Das erfolgt dann teilweise, wie in Münster, indem man aus mittelmäßig angenommen Kulturabenden die Konsequenz zieht, gezielte Umfragen zu machen, bei denen sich dann herauskristallisiert, welche Themen besonders viele Menschen betreffen (in Münster der Großvermieter LEG). Dennoch werden Kultur- und Bildungsveranstaltungen nicht aufgegeben, sondern meist ebenso als wichtige Bestandteile angesehen. Mancherorts wird unterschieden was für die Nachbarschaft angeboten wird und welche Bildungsveranstaltung gezielt für die AktivistInnen abgehalten werden. Regelhaft gibt es in den meisten Städten auch Sozialberatungen für Menschen mit Miet- oder Jobcenterproblemen. Die Bremer Gruppe hat den Beratungsansatz zu ihrem Hauptschwerpunkt gemacht und ein Konzept namens „Beratungs-Organisierungs-Ansatz“[5] Solidarisch in Gröpelingen: Beratungs-Organisierungs-Ansatz, 2023 Online: https://solidarisch-in-groepelingen.de/wp-content/uploads/2023/08/BOA_Broschu%CC%88re-1.pdf entwickelt, in dem sie darlegen, wie sie über die Beratung von individuellen Problemen zur kollektiven Organisierung gelangen wollen. Damit unterfüttern sie auch den Anspruch der Stadtteilgewerkschaft. Kritisch könnte hier noch betrachtet werden, dass sich über den starken Beratungsfokus und das exklusive Angebot für Mitglieder wieder neue Probleme ergeben – die in anarchosyndikalistischen Gewerkschaften wohlbekannt sind, so z.B. eine starke Mietgliedsbasis aus Karteileichen, die, wenn überhaupt, nur mit einer KonsumentInnenhaltung an der Organisation partizipieren.

Die Organisationsstruktur vieler Gruppen ist interessant, da sie in der Regel nicht einfach über öffentliche Treffen, aber auch nicht über geschlossene Gruppen stattfindet. So gibt es in verschiedenen Städten – z.B. Münster, Hamburg, Bremen – Strukturen die einen vielleicht im ersten Moment an ein leninistisches Kader Modell erinnern können, bei näherer Betrachtung jedoch recht weit davon entfernt sind. Organisatorisch in der Hauptverantwortung für die strategischen Ausrichtungen sind dort ideologisch gefestigte Kerngruppen, dann gibt es offene Teilbereichsgruppen oder Veranstaltungen, bei denen alle Menschen entweder als konsumierende BesucherInnen oder eben als aktive OrganisatorInnen mitwirken können. Wichtig ist, dass das System transparent und nicht geschlossen ist. Es wird angestrebt, die Menschen aus der Nachbarschaft organisatorisch nach ihren Möglichkeiten und Fähigkeiten einzubinden und auch die Kerngruppen sind offen, wenn Menschen verbindlich aktiv sein wollen und mit den Zielen der Arbeit inhaltlich übereinstimmen.

Etwas teils unangenehm paternalistisch wirkt dagegen eher, dass einige Gruppen gezielt arme, migrantische Stadtteile suchen, um dort Politik zu machen – ohne selbst dort zu leben. Das erinnert doch sehr an vergangene Zeiten, in denen AkademikerInnen in die Betriebe gehen wollten, um den ArbeiterInnen mal zu erklären, wie es um ihre Lage stehen würde. Das ist aber nicht überall so und das es auch den Ansatz gibt, genau dort politisch aktiv zu sein, wo man lebt, zeigt unter anderem Wilhelmsburg Solidarisch aus Hamburg. Auf die Frage, warum man sich Wilhelmsburg als Ort gesucht hätte und dass die AktivistInnen dort wohl nicht leben würden, wurde geantwortet: „Doch, wir haben genau deshalb hier angefangen. Alle Leute, die gerade regelmäßig verbindlich dabei sind, wohnen auch hier im Stadtteil.“[6] Revolutionäre Stadtteilarbeit.: S. 96.

Ein Bereich wird von verschiedenen Gruppen als Problem für den eigenen Ansatz genannt: Arbeitskämpfe. Hier gerät die Stadtteilarbeit regelhaft an ihre Grenzen, da es Probleme von Menschen sind, die zwar im Stadtteil leben mögen, aber außerhalb von diesem stattfinden oder zwar im Stadtteil lokalisiert sind, aber andere Organisationsformen erfordern. In manchen Städten gab es an diesen Punkten Kooperationen mit der FAU, organisch zusammengewachsen sind die Strukturen allerdings nicht – scheinbar hat sich keine der beiden Akteurinnen als Gegenstück des jeweils anderen gesehen. Als Gegenstück könnte höchstens die Kiezkommune Stadtfeld (Magdeburg) angesehen werden, die regelhaft mit der FAU zusammenarbeitet.

Die Zukunft in der Föderation

Was in Magdeburg geschieht, könnte in vielen weiteren Städten folgen, sich verstetigen und institutionalisieren. Die revolutionären Stadtteilgruppen sind in ihrer Praxis nicht weit weg von der Idee der Arbeiterbörse. Sie decken jene Bereiche ab, in denen außerbetriebliche Kämpfe stattfinden, sie werden zu einer Schule der Selbstorganisation und der Selbstermächtigung. Bei der Suche nach der Frage, wie sich die revolutionäre Stadtteilarbeit in einen gesellschaftsverändernden Prozess lenken lassen würde, scheint die organisatorische Verbindung mit jener Struktur, die genau die Bereich abdeckt, welche sie nicht bedienen können, naheliegend. Mit der Idee der anarchosyndikalistischen Organisation wäre auch ein strategisch langfristiges Ziel der Arbeit definiert – der Aufbau von basisdemokratischen Verwaltungsstrukturen. Die derzeit schwierige Aufgabe von Arbeitskämpfen ließe sich im Verbund mit der FAU auf eine deutlich bessere Ebene bringen und die FAU könnte ihren andauernden Zwist, ob sie nun Ideen- oder Interessensorganisation ist, im anarchosyndikalistischen Sinne auflösen, dass sie im Verbund mit den Stadtteilgruppen immer beides sein kann.

Die Stadtteilgruppen würden ihre eigenen autonome Föderation bilden, genau wie die Syndikate. Auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene können dann entsprechende Strukturen zur Koordination eingerichtet werden, damit man nicht wie bisher aneinander vorbei arbeitet und nur punktuell zueinander findet, sondern eine sich gegenseitig unterstützende, nach einem gemeinsamen Plan handelnde Organisation bildet.

Die Idee lässt sich zudem auch noch ausweiten – wofür es auch historische Beispiele gibt. Noch immer gibt es viele Kommunen im ländlichen Raum und es bilden sich beständig neue. Dort wird kollektiv gelebt und Landwirtschaft betrieben. Die Kritik an solchen Projekten ist so alt wie ihre Idee. Menschen würden sich eine quasi sozialistische Insel aufbauen und in ihrem Mikrokosmos abgeschottet leben. Aber wie soll es auch anders sein, wenn sich die organisierten Kräfte in den Städten von den Kommunen abwenden? Wenn kein Austausch stattfindet oder Kooperationen teils bewusst abgelehnt wird?[7] Die dem Anarchosyndikalismus verbundene Siedlungsgemeinschaft Freie Erde in Düsseldorf (entstanden 1921) erfuhr anfänglich von Teilen der FAUD Unterstützung, bis sich auch lokal die ablehnende Haltung der Geschäftskommission um Fritz Kater durchsetzte.   Es gibt noch zahlreiche Projekte, die sich als explizite politische Alternativen in unserem Sinne begreifen, erwähnt seien hier nur das Gut Möglich (Sauerland) und das WandelGut (nähe Lübeck). Eine anarchosyndikalistische Organisation, die Produktion und Konsumtion organisieren will, darf sich nicht vom Land abwenden. Eben sowenig darf man sich über vermeintlich reaktionäre LandwirtInnen beklagen, wenn man sich für die progressiven überhaupt nicht interessiert. Man muss sich schon heute die Frage stellen, wie eine Versorgung mit Lebensmitteln in einer revolutionären Situation organisiert werden kann und wie Landwirtschaft in Zukunft aussehen soll. Hierfür braucht es aktive LandwirtInnen. Mit dem Netzwerk Kommuja existiert bereits ein loser organisatorischer Zusammenschluss von Kommunen. Genauso interessant für eine föderale Verbindung wäre das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft. Diese Verbände könnten sich als dritte Säule neben den Syndikaten und Stadtteilgruppen in einer anarchosyndikalistischen Föderation zusammenschließen. So würden wir eine Organisation bilden, die tatsächlich den Anspruch erheben könnte, alle gesellschaftlichen Sphären abzudecken und den Mensch in seinen verschiedenen Rollen ernst zu nehmen und Möglichkeiten zur Organisierung zu bieten.

 

 

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5 Kommentare zu «Organisierte Nachbarschaften und die Zukunft der Arbeiterbörsen»

  1. Vielen Dank für diesen Artikel!

    Sehr gefreut hat mich als Landarbeiter dieser Punkt: „Eben sowenig darf man sich über vermeintlich reaktionäre LandwirtInnen beklagen, wenn man sich für die progressiven überhaupt nicht interessiert. Man muss sich schon heute die Frage stellen, wie eine Versorgung mit Lebensmitteln in einer revolutionären Situation organisiert werden kann und wie Landwirtschaft in Zukunft aussehen soll.“

    Der Verweis auf die bestehenden Projekte ist mir dann aber ein bisschen zu kurz gedacht optimistisch formuliert. Viele SoLaWi-Betriebe sind heute noch prekäre Chef:innenbetriebe, auch wenn andere Planwirtschaft von unten wesentlich besser leben als die meisten anderen Kollektivbetriebe und mit die besten Arbeitsbedingungen in unserer Branche anbieten.

    Ich möchte deshalb auf die Untersuchung in deutschen Landwirtschaftsbetrieben von ein paar Kolleg:innen hinweisen:

    https://www.angryworkers.org/category/inquiry/

    Lieben Dank fürs schreiben!

  2. Hallo,
    So begrüßenswert die Projekte, die Ideen, die aktiven Gruppen sind, so fällt mir jedesmal etwas auf, was mich zunehmends befremdet. Nämlich der persönliche Anspruch etwas Großes erschaffen zu wollen, etwas strategisch Schwergewichtiges, dass weit in die Zukunft reicht, und sämtliche Menschen Gruppen berücksichtigt und einschließt. Man möchte quasi Marx und Engels sein. Das erlebe ich seit über 30 Jahren. Warum immer so groß und allgewaltig? Warum geht das nicht kleiner? Warum ersinnt man nicht einerseits erstmal kleine Strukturen zu erschaffen und danach die Kommunikation der Strukturen?

    Als zweites fällt mir immer auf: Wo ist eigentlich das Thema Mensch und Mensch? Wie geht man miteinander um? Wie schafft man (Ur-)Vertrauen? Wie erträgt man Kritik und wie findet man Konsens und lebt diesen? Was ist mit Neid, oder Unzufriedenheit, oder Scham, wie geht man in der Gruppe gemeinsam damit um?
    Ich erlebe so oft wie Projekte sich auflösen, Gruppen,ja ganze Strukturen zerfallen, weil die Menschen nicht miteinander umgehen können.
    Ohne diese Basis des Miteinanders, der empathischen Solidarität, des aufrichtigen Zusammen Sein, mit gemeinsamen Sinnerlebnissen, wird es keine Veränderung geben.
    Der Mensch im kleinen Sein, mit seinen Schwächen, Bedürfnissen, Krankheiten und Sehnsüchten, muss im Mittelpunkt jeder Betrachtung stehen. Erst wenn wir das Operative geschafft haben, können wir anfangen taktisch zu handeln.

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