Im DHL Paketzentrum Staufenberg zwischen Göttingen und Kassel werden jeden Tag hunderttausende Pakete bearbeitet. Aktuell kämpfen 24 Mitarbeiter, die dort für die Zeitarbeitsfirma WorKings gearbeitet haben, mit Unterstützung der FAU Göttingen und FAU Kassel für ihren Lohn. WorKings ist ein Subunternehmen, welches Arbeitskräfte für das DHL Paketzentrum rekrutiert und angestellt hat. Den betroffenen Mitarbeitern wurde von WorKings über mehrere Monate hinweg Teile ihres Lohns vorenthalten. Die Kollegen haben deshalb im März Mahnbscheide gegenüber WorKings eingereicht und fordern insgesamt rund 100.000 Euro ausstehende Löhne.
Bei den betroffenen Mitarbeitern handelt es sich vorwiegend um Personen aus Somalia und Eritrea. Von WorKings gab es keinen direkten Ansprechpartner, sondern nur Kontakt über eine WhatsApp-Gruppe. Wer sich über die Arbeitsbedingungen beschwerte, wurde mitunter mit Kündigung bedroht. Es liegt nahe, dass die Firma WorKings gezielt migrantische Personen einstellte, um sie systematisch um ihren Lohn zu betrügen. Migrant:innen sind auf dem deutschen Arbeitsmarkt besonders verwundbar. Zum einen, da sie oft ihre Rechte weniger gut kennen – vor allem aber, da ihr Aufenthaltsstatus in vielen Fällen an die Erwerbstätigkeit geknüpft ist und somit große Angst vor einer Kündigung besteht.
Vor Gericht wird nun zunächst der Fall eines Mitarbeiters verhandelt. Dieses Vorgehen liegt darin begründet, dass nach dem Arbeitsrecht die Fälle einzeln verhandelt werden müssen. Allerdings haben alle betroffenen Kollegen ein Statement unterzeichnet, bei dem deutlich wird, dass es sich nicht um einen Einzelfall, sondern um systematischen Lohnbetrug handelt. Zusätzlich fand am Mittwoch den 19. April zum Tag der ersten Verhandlung eine Kundgebung vor dem Arbeitsgericht Göttingen statt. Das Ergebnis der Verhandlung lag bei Redaktionsschluss nicht vor. Aktuelle Infos findet ihr auf der Website der FAU Göttingen.
In der Paketbranche ist es gängige Praxis, dass große Unternehmen wie DHL und Hermes mit Subunternehmen zusammenarbeiten. So werden geltende Tarifverträge umgangen, Kosten eingespart und sich gleichzeitig aus der Verantwortung gezogen, wenn es zu arbeitsrechtlichen Verstößen und Betrug bei den Subunternehmen kommt. Der Vertrag mit der Firma WorKings, die im Paketzentrum Staufenberg nur eins von mehreren Subunternehmen ist, wurde seitens DHL inzwischen gekündigt. Verantwortung für den Lohnbetrug muss DHL indes nicht übernehmen.
Die FAU steht für Solidarität mit den um ihren Lohn betrogenen Kollegen. Der Kampf muss weiter gegen die rassistische Ausbeutung von Arbeiter:innen in Deutschland und weltweit geführt werden.