Der Autor gibt in diesem kleinen Text die „theoretische Erarbeitungs-, Diskussions- und Durchsetzungsphase der Sabotage“ (S. 18) in ihrem historischen Kontext wieder. Dieser Kontext ist die syndikalistische Arbeiterbewegung in Frankreich, Ende des 19. Jahrhunderts. Der revolutionäre Syndikalismus war in den 1890er Jahren die maßgebende Kraft der französischen Arbeiterbewegung. Sie strebte die soziale Revolution nach anarchistischen Idealen an, eingeleitet durch den Generalstreik.
Teilstreiks wurden in diesen Jahren immer unbeliebter, da sie fast nie gewonnen wurden und immer mit massiver Repressionen zu kämpfen hatten. In dieser Zeit wurden neue Kampfmethoden wie der Boykott (dessen Entstehungsgeschichte ebenfalls kurz wiedergegeben wird) immer wichtiger und beliebter.
Beeinflusst durch englische Arbeiter brachte der sehr aktive Anarchist, Gewerkschaftsaktivist und Weggefährte von Louise Michel, Emil Pouget die „Sabottage“ in die gewerkschaftliche Diskussion. Diese neue Kampfform, des „für schlechten Lohn schlechte Arbeit“ wurde sofort einstimmig von dem syndikalistischen Gewerkschaftskongress angenommen und konnte in der Praxis schnell Erfolge erzielen.
Nachdem der Autor die Geschichte, die (historische) Definition und den theoretischen Wert der Sabotage wiedergegeben hat, folgen in der Broschüre drei Originaltexte von Emil Pouget. Diese Texte erinnern im Schreibstil sehr an den grandiosen Johann Most. Wer allerdings nicht an historischen Quellen interessiert ist und/oder auf pöbelige, wütende Arbeiter-Polemik steht, kann sich diesen Teil getrost sparen.
Am Ende des Heftes gibt‘s noch eine kleine Biografie von Emil Pouget. Alles in allem eine gute Einführung in die Historie und die Grundgedanken der Sabotage. Zu bemängeln bleibt allerdings, dass Definition und theoretische Analyse der Möglichkeiten der Sabotage nicht über den historischen Kontext hinausgehen. So wird in der Broschüre zwar hervorragend aufgezeigt, welch was mächtige Waffe die Sabotage im Arbeitskampf ist; ein Querverweis auf aktuelle Theorie und Praxis der Sabotage bleibt leider in jeder Form aus.
Anmerkungen
Michael Halfbrodt: Die Geburt der Sabotage. Syndikat A Medienvertrieb, Moers 2007, 54 Seiten, EUR 3,– ISBN 978-3-9810846-5-8
Im Südwesten der USA gibt es – bedingt durch mexikanische Einflüsse – die Tradition der politischen „Murales“. In vielen Orten findet man diese knallbunten Wandbilder, die ganze Hausfassaden bedecken. Das hier abgebildete Werk des „Downtown Mural Project“ erinnert an ein Massaker der US-Nationalgarde an streikenden Bergarbeitern in Gallup, New Mexiko, in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts. In Farbe zu sehen auf dem Cover der Broschüre „Die Geburt der Sabotage“ (www.syndikat-a.de).