Betrieb & Gesellschaft

Unbeabsichtigte Folgen kollektiven Handelns

Der Prozess des Funktionswandels unserer Gewerkschaft läuft zwar tendenziell unbewusst ab. Jedoch ist es möglich, diesen bewusst absichtsvoll zu unterbrechen - oder zumindest einzudämmen.

Vierter Teil der aktivismuskritischen Artikelserie „Lieber leben wir als Außerirdische“

„Syndikalisten haben immer wieder darauf hingewiesen, dass die Kultur einer Bewegung stark von ihren sozialen Organisationsformen abhängt. Sie warnten vor dem degenerativen Potenzial, das der zentralistischen Stellvertretung innewohne und zur Erstarrung von Bewegung führen würde. Dem wurden dezentrale, föderalistische Basisstrukturen entgegenhalten, die dynamische Prozesse und eine lebendige Vielfalt zulassen würden. Im Sinne von Émile Pouget könnten handelnde Minderheiten so Impulse setzen und würden nicht ständig von trägen Mehrheiten und entfremdeten Funktionären nivelliert werden.

Auch die Rationalität einer Organisation und ihres Apparates ist nicht zu unterschätzen. Sie ergibt sich aus ihren Strategien und Methoden sowie – mit steigender Macht – aus ihrem Funktionswandel, zumal sich mit letzterem intern neue Interessengruppen herausbilden. Unsere Fragen müssen deshalb lauten: Wie entstehen Basisdynamiken, wie eine vitale Kultur des Kampfes, und wie kann es vermieden werden, dass sich Gewerkschaften zu Disziplinierungsmaschinen entwickeln?“ – Holger Marcks: Union Dynamite [1]https://direkteaktion.org/198-union-dynamite/

 

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Die Welle der Neuen Klassenpolitik läuft mittlerweile in die sterbende Linkspartei und NGO- bzw. Organizingjobs aus. Nicht viele Basisorganisierungen wurden über die Schwelle einer Kleinstinitiative auf Zeit gespült. Diejenigen wie Solidarisch in Gröpelingen oder unser Allgemeines Syndiakt, die es dennoch geschafft haben, sind heute mit anderen Problemlagen als noch zu Anfang ihres Aufbaus konfrontiert. Auf solche raren Erfahrungsprozesse genau hinzuhorchen lohnt sich in Zeiten linksradikaler Schwäche denke ich immens. Nicht zuletzt auch für neue Initiativen, die damit die Wiederholung von einmal gemachten und sich vielleicht erst spät zeigenden Anfangsfehlern vermeiden könnten.

Ein kurzer Rückblick

Unser Allgemeines Syndikat konnte, wie wiederholt geschrieben, in den letzten Jahren recht zügig wachsen. Auch die durchgeführten Beratungen, gewonnenen Individualkonflikte, die Medienwahrnehmung etc. sind rasant gestiegen. Alles Dinge, die sich quantifizieren lassen. Solche Kriterien werden von zentralen Kernaktiven unseres Syndikats gerne als der Maßstab dafür angelegt, ob wir „auf dem richtigen Weg sind“. [2]In Teil II, Abschnitt „Exkurs: Was zwischen die Betriebsgruppen fiel“, habe ich dazu bereits kritisch geschrieben Ich hingegen denke, wir gehen zwar mit unserem sozialen Aktivismus des externen BG-Aufbaus und der Inividualberatungen grob in die richtige Richtung. Der Horizont ist immerhin nun nicht mehr der anarchistischer Traditionswahrung, sondern der der Interessenkämpfe. Aber deswegen sind wir nicht unbedingt, aus sozialrevolutionärer Sicht, „auf dem richtigen Weg.

Die irreguläre Grundlage diese Wachstums, die ‚Gewerkschaftsarbeit‘ des aktivistischen Unterstützens und externen Impulsgebens, scheint in Folge solcher Erfolge mehr und mehr Zeit und Ressourcen von aktiven Basisgewerkschafter:innen zu verschlingen. In diesem Zuge vertiefen sich die in den vergangenen Teilen der Artikelserie herausgearbeiteten „Trennungen zwischen denen, die die Ideen haben und denen, die sie umsetzen, zwischen Führenden und Geführten, zwischen Helfenden und Bedürftigen“ [3]Zweiter Mai 2015 unter uns Mitgliedern. Es festigen und verbreiten sich damit zugleich aktivistische Organisationsstrukturen und -methoden unseres Syndikats.

Der dynamische Zustand unserer „irregulären Gewerkschaft“ mit „Gesinnungscharakter“ bietet einen möglichen Nährboden für einen umfassenden Funktionswandel in Richtung Stellvertretung, so meine in diesem Teil eingehender zu begründende These. Die dieser Repräsentationsfunktion entgegengesetzte, sozialrevolutionäre Assoziationsfunktion würde sich hingegen darin zeigen, dass wir uns selbst mehr und mehr „als konkrete Gruppe von Individuen verstehen, die durch die Beseitigung von konkreten“ eigenen alltäglichen „Hindernissen vorankommen und die Initiative ergreifen“ [4]Endnotes 2019. Das Syndikat wäre hierzu lediglich ein entsprechend geformtes, immer effektiveres Werkzeug. Doch es wird aktuell mehr und mehr zu einem Selbstzweck.

 

Man könnte nun versuchen meine bisherige, gegen solche Außerirdischkeit von uns Syndikatsaktivist:innen und unser Allgemeines Syndikat als Raumschiff gerichtete Argumentation folgendermaßen zu entkräften: Kernaktive des Syndikats bauen solidarisch eine Infrastruktur auf und mit ihr die Möglichkeit, diese zukünftig irgendwann auch einmal für sich selbst als widerständige Lohnabhängige einzusetzen. Wenn sie also aus den selbstselektierenden Aktivengruppen weiter in eine Betriebsgruppe o.ä. rotiert wären. Wenn sie also endlich lernten, als Basismilitante zu handeln.

Der im vorletzten Teil der Artikelserie erwähnte Durchlauf der Aktiven in unserem Allgemeinen Syndikat zeigt einerseits, dass es bei Einigen von uns nicht zu einer dafür notwendigen Langfristigkeit des Aktivismus kommt. Andererseits zeigt sich, dass eine eigene Nutzung des Werkzeugs Syndikat trotz manchmal langjährigem Aktivismus allermeist schlicht nicht passiert. Beziehungsweise dass manche Aktiven gerade dann austreten oder inaktiv werden, wenn ihr ‚eigentlicher‘ Beruf – und nicht nur ihr prekärer Nebenjob – mitsamt der damit einhergehenden existentiellen Probleme akut werden. [5]Von dem sogenannten „Organisierungsfaktor“ politischer Idealismus und seinen unbedachten Folgen für die Organisierung soll später die Rede sein.

Aber, wie ich in diesem Teil der Artikelserie zeigen möchte, selbst wenn das der persönliche Anspruch zu Anfang wäre, würden solche Kernaktive versuchen ein Problem zu lösen, das sich ihnen heute noch gar nicht konkret stellt. In solchen Organisationsprozessen besteht die Tendenz – wenn sie unreflektiert und -adressiert bleibt – das eigentliche Ziel schlicht aus den Augen zu verlieren. Stattdessen produzieren die gewählten aktivistischen, d.h. sozialen Kämpfen äußerlichen Mittel und Strukturen neue, aktuell und persönlich dringlichere Aufgaben. Daraus können neue Absichten, Selbst- und Fremdzuschreibungen und letztlich auch Ziele in der im Aufbau befindlichen Organisation entstehen. Sprich eine Tendenz zum Funktionswandel.

Es dürfte klar sein, dass diese These spekulativer ist als alle in den bisherigen Teilen der Serie vorangegangenen. Wir  bleiben also in den kalten Weiten der Theorie und schauen von hier oben sehr abstrakt auf unser Allgemeines Syndikat. Nicht nur das, wir versuchen, aus dieser nur sehr überblickshaften Sicht, in dessen Zukunft hinein zu orakeln. Das muss leider zu Ungunsten konkreter Beispiele gehen und sich mehr auf strukturelle Logiken von Organisationen konzentrieren.

 

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„Malatesta behauptete, dass Organ und Funktion untrennbare Begriffe sind. Nimmt man einem Organ seine Funktion, stirbt entweder das Organ oder die Funktion wird wiederhergestellt.“ [6]Turcato 2013: 24
Vergleiche auch SolFed 2012: 66

Was ich bisher skizziert habe, ließe sich mit Malatestas Logik von der Untrennbarkeit von Organ und Funktion analysieren, jedoch in umgekehrter Blickrichtung: Hat eine Funktion – hier die Repräsentationsfunktion – kein ihr entsprechendes leistungsfähiges Organ, kann sie nicht richtig ausgeübt werden. Andere Organe müssen diese aushilfsmäßig übernehmen, so gut es halt geht. Entweder die ausgeübte Funktion stellt sich aus den bereits vorhandenen Keimen voll entwickelte Organe her – oder sie muss mittelfristig zusammenbrechen.

Schaue ich aus meiner konkreten Organisierungserfahrung darauf, so ist es aber realistischer, nicht von einem unausweichlichen „Zusammenbrechen“ der Funktion zu schreiben. Die Intensivierung aktivistischen Dienstleistens und Anleitens, sprich der Vorformen der Repräsentationsfunktion, findet derzeit noch eine Schranke. Das ihr entsprechende Organwachstum ist aus verschiedenen Gründen noch gehemmt. [7]Holger Marcks verwendet in seiner „Skizze eines konstruktiven Sozialismus“ viel Überzeugungskraft darauf, diese Blockade als „neoanarchistisch“ und elitär zu denunzieren. Das führt zu einer mangelhaften und ressourcenintensiven Funktionsausübung, bspw. im Bearbeiten von Individualkonflikten ohne bezahlte Expert:innen oder dem Impulsgeben für Betriebsgruppen ohne hauptamtliche Vollzeitaktivist:innen.

Dieser Mangel und die Wachstumshemmung ziehen bei uns zwar nicht den Zusammenbruch der keimenden Repräsentationsfunktion nach sich. Aber die Tätigkeiten, mit denen die Aktivist:innen sich zunehmend intensiver beschäftigen müssen – und wollen – können nur mehr schlecht als recht ausgeübt werden. Es besteht immer mehr Nachfrage nach ihren solidarischen Dienstleistungen, sie identifizieren sich zunehmend mit ihrer Rolle als Stellvertreter:innen. Die „opferbereiten“ Kernaktiven, die ja meist für andere und selten ihre eigenen Interessen als Lohnabhängige aktiv sind, sind überlastet:

„Eine Organisation, die Instrument zur Gewinnung von mehr Ressourcen sein soll, kann ihre Nützlichkeit nicht glaubhaft machen, wenn sie in erster Linie Ressourcen verbrennt. Was etwa die FAU an Verbesserungen zu gewinnen vermag, steht in keinem Verhältnis zu dem Aufwand, den sie erzeugt. Ihre Ökonomie, in der – zugespitzt gesagt – ein Dutzend Leute im Einsatz sind, um eine Glühbirne auszuwechseln, stellt eine herbe Verlustrechnung dar, die auf Dauer nur besonders opferbereite AktivistInnen zu binden vermag.“ [8]Marcks 2019

Sie sind mangels eigener Bedürfnisbefriedigung zugleich frustriert und beginnen, auf Anerkennung für ihre zunehmende Professionalität zu pochen. Holger Marcks schreibt weiter, die FAU werde „benutzt von sozial isolierte[n] Menschen, die mangels beruflicher und familiärer Verpflichtungen, aber auch Qualifikationen ein Bedürfnis haben, sich in Aufgaben auszuprobieren. Gerade für ältere Menschen, die beruflich und familiär im Leben stehen und dabei natürlich stets Verantwortung nehmen, muss es als Hohn wirken, dass sie als Experimentiermasse in einer Art Sozialtherapie für postadoleszente Subjekte herhalten sollen.“ [9]Marcks 2019

Es dürfte so zunehmend eine krisenhafte Spannung im Allgemeinen Syndikat entstehen, zwischen ursprünglich sozialrevolutionärer Zwecksetzung und den Dynamiken einer irregulär wachsenden Gewerkschaft. Eine solche Spannung, so meine Behauptung, wäre jedenfalls ein möglicher Nährstoff für das Austreiben der Keime der Repräsentationsfunktion und der ihr zu Grunde liegenden Annahmen.

Das Ganze passiert innerhalb einer kleinen selbstselektierenden Gruppe von Syndikatsaktivist:innen und wird dadurch wie in einem außerirdischen Brutkasten beschleunigt. Denn diese sehen sich durch irreguläres Wachstum des Raumschiff einer großen Gruppe von passiven und nie auf proletarischer Augenhöhe eingebundenen Mitgliedern gegenüber – und auf der Erde einer kleinen, zwar widerständigen, aber ‚zu erziehenden‘ strukturbasierten Gruppe von Kolleg:innen, die nicht so recht ‚wollen, wie sie sollen.‘

Meine Befürchtung ist, dass sich in dieser Dynamik auch der Wille zum repräsentativen Funktionswandel unserer ‚revolutionären‘ Gewerkschaft abzuzeichnen beginnt. Und der würde doch so gar nicht zu den ideologischen Selbstverortungen der Funktionsträger:innen und ihren ursprünglichen organisatorischen Zwecksetzungen passen. Es rumort zunehmend unter meist bewussten (Anarcho)Syndikalist:innen.i

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Was geht hier eigentlich vor sich? Gerade hier, wo doch manchen stets ihr idealistisches ‚Bewusstsein‘ als der ‚revolutionäre‘ Garant gegen eben solche ‚reformistischen‘ Verfallsprozesse galt? Um diese Fragen zu beantworten, folge ich, wie in meiner Argumentation insgesamt, einem anarchistischen Stern:

„Die Anarchist:innen machten sich nicht nur Gedanken darüber, welche Mittel angemessen waren, sondern vor allem darüber, welche nicht angemessen waren und woanders hinführten als gewünscht. D. h., sie sorgten sich um die unbeabsichtigten Folgen ihres Handelns […] Das Eintreten für die Anwesenheit der Ziele in den Mitteln […] deutet auf eine vorherrschende Besorgnis hin, nicht in die falsche Richtung zu gehen […] Sie betrachteten nicht nur die unmittelbaren Vorteile, sondern auch die langfristigen Folgen ihres Handelns.

Dabei ging es vor allem darum, auf dem richtigen Weg zu bleiben und das Betreten von Sackgassen zu vermeiden, die zukünftigen Fortschritt verhinderten […] Sie kämpften für ein Ziel, das sie alleine nicht erreichen konnten und [sie waren sich bewusst], dass die Selbstschädigung durch das Betreten eines falschen Weges schwerer wieder gut zu machen war als jeder Rückschlag auf dem richtigen Weg.“ [10]Turcato 2013

Um zu erklären, was in unserem Allgemeinen Syndikat vor sich geht oder, schwächer formuliert, vielleicht noch gehen könnte, müssen wir also die unbeabsichtigten Folgen kollektiven Handelns in den Fokus nehmen. Die anarchistische Position war sich derselben seit der ersten Internationalen bewusst. Beispielsweise anhand der Kritik an den historischen Marxist:innen:

„Insgesamt lehnten die Anarchist:innen die Idee des social engineering als Mittel zur Emanzipation als schlecht durchdacht ab, weil sie die Macht des wissenschaftlichen Wissens überschätzt und eine privilegierte Elite schafft. Das Eigeninteresse dieser Elite, der hohe Wert, den sie ihrer eigenen Führung für das Gemeinwohl beimisst, und die unvorhersehbaren Nebeneffekte ihres Handelns für die Gesellschaft würden dazu führen, dass die Elite immer mehr Energie für repressive Aufgaben aufwendet und sich durch die Schaffung einer privilegierten Klasse um sich herum selbst erhält. Der Staat, den die Marxist:innen als Mittel zur Emanzipation sahen, das nach Erreichen des Ziels abgeworfen werden sollte, würde sich stattdessen in einen sich selbst erhaltenden und verstärkenden Selbstzweck verwandeln.“ [11]Turcato 2013: 42

Davide Turcato ordnet diese anarchistische Vorhersage in seinem sehr empfehlenswerten, leider nicht einfach zu lesenden Buch „Making Sense of Anarchism“ in die zeitgenössischen Erkenntnisse der Sozialwissenschaften ein. Meine ganzen angemeldeten Bedenken gegenüber der aktivistischen Äußerlichkeit in der selbstselektierenden Aktivengruppe unseres Syndikats beruhen auf solchen Erkenntnissen, die „heute in der Organisationssoziologie Usus“ [12]Marcks 2018b sind. Sie sollten also nicht leichtfertig ignoriert werden, auch wenn man meine Befürchtung eines sich bereits abzeichnenden Funktionswandels so nicht teilt:

„Die Argumente der Anarchist:innen erinnern stark an das 1897 von dem deutschen Psychologen Wilhelm Wundt, dem Begründer der experimentellen Psychologie, formulierte ‚Gesetz der Heterogonie der Zwecke‘. Das Gesetz besagt, dass das Verhältnis zwischen tatsächlichen Effekten und den eigentlich angedachten Zielen ’so ist, dass immer Nebeneffekte auftreten, an die man bei den ersten Vorstellungen vom Zweck nicht gedacht hat. Diese neuen Effekte gehen ihrerseits in eine neue Serie von Absichten ein und modifizieren so die alten Zwecke oder fügen ihnen neue hinzu‚. Das von Wundt beschriebene Phänomen wird in der Soziologie häufig als ‚unvorhergesehene Folgen zielgerichteter sozialer Handlung‘ bezeichnet, wie der amerikanische Soziologe Robert K. Merton seine bahnbrechende Arbeit von 1936 betitelte.

Ein verwandter Aspekt des Gesetzes der Heterogonie der Zwecke ist der Prozess der Zweckverschiebung, bei dem die Mittel dazu neigen, selbst zu Zwecken zu werden. Dieser Aspekt wurde von Hans Vaihinger hervorgehoben, [den er] das ‚Gesetz der Überwucherung des Mittels über den Zweck‘ nannte. Die beiden Aspekte von Wundts Theorie, das Vorhandensein von nicht zweckgebundenen Auswirkungen von zielgerichtetem Handeln und die Tendenz der Mittel, zum Selbstzweck zu werden, sind beide in der anarchistischen Kritik an dem vorausgeahnten marxistischen Staat präsent.“ [13]Trucato 2014: 14f.

Die Wahrscheinlichkeit des weiteren Austreibens der Keime der Repräsentationsfunktion und der Vertiefung der aktivistischen Trennungen unter uns Mitgliedern ließe sich also teilweise mit diesen beiden Logiken begründen: einmal den „unbeabsichtigten Folgen absichtsvollen kollektiven Handelns“ und der „Tendenz der Mittel, zum Selbstzweck zu werden“.

 

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Nicht ganz zufällig ist wohl, im Zuge der Überlastung der Aktivist:innen mit Erfahrung und Ressourcen, auch die Diskussion über bezahlte Stellen in den letzten Jahren schnellen aktivistischen Wachstums in unserem aufgeflammt. Anhand der kontroversen Frage der Einführung bezahlter Stellen in Gewerkschaften lässt sich die Logik der unvorhergesehenen Folgen kollektiven Handelns gut ausbuchstabieren:

„Die ersten dreißig Jahre der Geschichte der American Federation of Labour zeigen, dass sich Gewerkschaften zwar hauptsächlich auf Freiwillige stützen können, bestimmte Praktiken aber dazu führen, dass sie sich in Richtung einer Orientierung auf bezahlte Hauptamtliche entwickeln. Die Vorläuferinnen der heutigen Gewerkschaften waren zunächst ehrenamtlich tätig; sie zeigen, dass Gewerkschaften nicht zwangsläufig hauptamtlich geführt werden müssen, aber auch, dass ehrenamtlich geführte Gewerkschaften als Nebenprodukt anderer, damit scheinbar unzusammenhängender Entscheidungen in eine hauptamtlich geführte Gewerkschaftsarbeit abdriften können.

Jede Tätigkeit, die arbeitsintensiv ist und spezielle Fähigkeiten und Kenntnisse erfordert – wie z. B. das Aushandeln von Tarifverträgen -, wird die Gewerkschaft wahrscheinlich dazu veranlassen, sich stärker auf bezahlte Funktionär:innen und/oder Mitarbeiter:innen zu stützen. [Also ein der Funktion entsprechendes Organ ausbilden -F.H.] Jede Gewerkschaft, die über einen ausreichend langen Zeitraum ein wachsendes Einkommen hat, wird wahrscheinlich irgendwann damit beginnen, einen Teil dieses Einkommens für Funktionär:innen und Mitarbeiter:innen auszugeben.

Es sei denn, dieses Geld ist eindeutig für etwas anderes vorgesehen oder die Gewerkschaft hat feste Regeln dagegen. Die Art und Weise, wie eine Gewerkschaft organisiert ist, und die Art und Weise, wie sie ihre Funktionär:innen und Mitarbeiter:innen beschäftigt, sind miteinander verknüpft; das eine beeinflusst das andere.“ [14]https://organizing.work/2021/09/a-business-basis-for-unionism-the-growth-of-paid-officers-and-staff-inside-the-american-federation-of-labor-1881-1912/ ii

Durch „nicht zweckgebundene Auswirkungen“ der aktivistischen ‚Gewerkschaftsarbeit‘ werden also mit der Zeit neue Absichten gezeitigt. Ein Kernaktiver meinte bspw. letztens rechtfertigend, wer damit beschäftigt sei, eine BG im Aufbau zu betreuen, habe gar keine Zeit, im eigenen Betrieb eine aufzubauen. Ich würde ihm zustimmen! Aber im Gegensatz zu ihm, ist das für mich überhaupt keine hinreichende Erklärung unserer aktivistischen Äußerlichkeit. Es ist lediglich Ausdruck derselben.

In vertraulichen Gesprächen oder Nachrichtenwechseln in unserem Syndikat hatten manche Kernaktivist:innen bereits ernsthafte Zweifel am Funktionieren der Basisdemokratie bei wachsenden Organisationen. Oder an der Fähigkeit von ’nicht-organisierten‘, aber widerständigen Arbeiter:innen, sich selbst und ihre Kämpfe ‚richtig‘ zu führen. Ich hätte dazu aktuelle und heiklere Beispiele genauer ausführen können – aber auch meine Konfliktlust kennt Grenzen.

Es dürfte klar geworden sein: Uns aktivistisch hoch beschäftigten Kernaktiven erscheint es irgendwann völlig zwingend und sinnvoll, nur noch andere Lohnabhängige in ihren Kämpfen zu unterstützen und sie zunehmend anzuleiten – zu führen. Wir scheinen auf dem richtigen oder einzig möglichen Weg zu sein. Mit neuen Absichten beginnen wir, wenn auch zähneknirschend, neue politische Zwecke einleuchtend zu finden. Dann ist es nur folgerichtig, sich auch neue Strategien, Methoden und Strukturen zu geben. Diese Zweckmodifikation ist ja gerade der nun mehr bewusste Kern von Holger Marcks‘ Programm, welches jener keine wirksame prinzipielle Schranke mehr vorsetzt. [15]Was diese sein könnte, siehe das Zitat der Solidarity Federation aus Teil II, Abschnitt 7

Wir beginnen nach und nach, all dies vor uns selbst zu rechtfertigen und irgendwann auch gut zu heißen. Alleine schon, um in der Eigen- und Fremdwahrnehmung konsistent zu bleiben. Die neuen Absichten habe man sich ja selbstbewusst und vor allem ‚realistisch‘ zu eigen gemacht. Was aber fehlt, ist eine kollektive Reflektion auf solche treibenden Organisationslogiken, sowie auf die Schranken, welche die gesellschaftlichen Verhältnisse bspw. dem Wachstum einer sozialrevolutionären Gewerkschaft setzen müssen. Da macht es auch nichts mehr festzustellen, dass sich unsere eigentliche politische Richtung verkehrt – denn der bisher gegangene Weg erscheint als der richtige: „Wenn wir die anderen nicht bewegen und kontrollieren, bewegt sich gar nichts und läuft alles aus dem Ruder!“

Ist die „Repräsentationsfunktion“ einmal dominant geworden, dann ist die an sich als ein Mittel unter vielen sinnvolle Gewerkschaftsaktivität des „Unterstützens und Impulsgebens“ [16]Ehms 2023: 92 bereits zum Selbstzweck gewuchert. Die Gewerkschaft handelt dann „[als] ständige Vertreterin der Arbeiter:innen, in deren Namen und vermeintlichem Interesse.“ Übrigens finde ich es unerheblich, ob dieser Funktionswandels bereits heute in unserem Allgemeinen Syndikat umfänglich stattfindet. Allein wenn sich schlüssig begründen lässt, dass dieser möglich und wahrscheinlich ist, sollte das Grund genug sein, sich der treibenden Logiken eines solchen Verfalls bewusst zu werden und diese u.a mit einem Minimalismus der Repräsentation einzuhegen.

 

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Die anarchistische Kritik an der Tendez bestimmter Mittel, zum Selbstzweck zu werden, möchte ich noch einmal an meinem eigenen Beispiel durchprobieren. Ich habe mich selbst als Salting-Tourist für meinen impliziten Leninismus zu kritisieren versucht. Ich habe darin rückblickend gefordert, dass ich meinem erfahreneren BG-Genossen im Lieferland die Initiative in der Betriebsorganisierung hätte überlassen sollen. Allerdings wollte ich damit nicht dazu aufrufen, in ein anderes, rätekommunistisches Extrem umzukippen, und nur noch abstrakt „den Arbeiter:innen selbst“ zu folgen:

„Revolutionär zu sein bedeutete [für die Rätekommunist:innen], an etwas teilzunehmen, dessen Dynamik woanders lag. Anstatt sich als konkrete Gruppe von Individuen zu verstehen, die durch die Beseitigung konkreter Hindernisse vorankommen und die Initiative ergreifen können, sind sie vielmehr in dem Wunsch gefangen, der ’spontanen‘ Aktivität einer abstrakt gedachten Gruppe zu folgen: ‚die Arbeiter:innen selbst‘.“ [17]Endnotes 2019

Auch Torsten Bewernitz [18]Bewernitz 2019 oszilliert immer wieder zu diesem Pol, stellt aber zugleich die richtige Forderung nach eigener proletarischer Erdung der Aktivist:innen. Wie beides zusammengehen soll, bleibt bei ihm unvermittelt und von tatsächlichen Praxisversuchen unberührt. Damit bleibt man dann auch ratlos zurück. Dass die von Bewernitz wieder nur idealtypisch vorgeschlagenen worker’s centers aktivistischer Äußerlichkeit und einem Funktionswandel Vorschub leisten würden, darf angenommen werden.

Als Syndikatsaktivist:innen in Zeiten der Schwäche liegt jedenfalls die eigentliche „Dynamik“, an der wir teilnehmen wollen, wieder ganz woanders als bei den Rätekommunist:innen. Ich wollte ja als Salting-Tourist die BG stärken, und darüber vermittelt unser Allgemeines Syndikat. Mittlerweile ist mir klar: über das Objekt der Betriebsorganisierung wollte ich doch wieder vor allem unsere ‚revolutionäre‘ Organisation voranbringen. Die Kolleg:innen waren mir, wenn ich ehrlich bin, doch eigentlich recht egal.

Sie waren das Organisierungsobjekt, an welchem sich ‚die politische Organisation‘ entwickeln ließ. Und diese Organisation fand woanders als im Lieferland statt. Sie war das darüber schwebende Raumschiff, in welchem die Organisationspolitik unter Außerirdischen verhandelt und auf die Erde gebracht wurde. Das war der „unscharfe Plan, der mich verzauberte“ [19]Lees 2020a. Mich verzauberte meine aktivistische Rolle und mein Status in der FAU, welche beide ich so förderte. Es ging letztlich um ein „live-action-role-play der revolutionären Praxis“ [20]https://direkteaktion.org/every-rose-has-its-thorn/.

Ich überzeugte zwar mich selbst davon, dass meine Motivation für die Reise ins Lieferland nicht die im Grunde leninistische Herangehensweise sei, im Betrieb revolutionäre Bewusstseinsbildung voranzutreiben oder die Trommel für eine politische Organisation zu rühren. Ähnlich wie die Spontis in den 70ern wollte ich die Selbstorganisierung der Kolleg:innen befeuern [21]Vergleiche zu diesem speziellen Avantgardeismus Arps 2013 – so dachte ich. Doch der „Aktivist [sucht], indem er sich politisiert, eine Rolle, die ihn über die Massen erhebt. Ob dieses ‚Darüber‘ die Form von ‚Avantgardismus‘ oder ‚Pädagogismus‘ annimmt, ändert nichts an der Sache. Er ist schon nicht mehr der Proletarier, der nichts anderes als seine Illusionen zu verlieren hat; er hat eine Rolle zu verteidigen.“ [22]Organisation des jeunes travailleurs révolutionnaires 1972

Die Salting-Genossin Tabea meint, dass es in ihrer Erfahrung mit der Betriebsgruppe im Lieferland aber schon auch Leute brauche, die ein bisschen gewerkschaftliche Erfahrung mit brächten und die ein längerfristiges Ziel im Kopf hätten, wo wir als BG hin wöllten. Damit es am Ende nicht nur ein Stammtisch werde, wo sich lose organisierte Kolleg:innen über den Chef auskotzten und gut. Deswegen müssten alle salts auch geschult sein. Ein anderer Genosse sah genau hier das Problem des instrumentellen Verhältnisses wiederholt. Es sei wieder keine Selbstorganisierung der Arbeiter:innenklasse. Man bewege sich hier dann wieder in dem Widerspruch, dass man etwas tun wolle, dies aber nur von außen könne und die Leute im Betrieb sich dann aber unter Umständen ‚falsch‘ organisierten.

Tabea sieht hier jedoch einen klaren Unterschied zwischen betriebsfernen Gewerkschaftsfunktionär:innen einerseits, und externen Unterstützer:innen wie Salts und BG-Unterstützer:innen andererseits, und ich würde ihr zustimmen. Meine Argumentation findet aber auf einer anderen, Tabeas Erwägungen vorgelagerten analytischen Ebene statt und meine Schlussgfolgerungen daraus sind weniger schwarz/weiß als die des Genossen.

 

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Welches konkret zu lösende Hindernis stellt sich denn der sogenannten ‚revolutionären‘ Organisation als politischer Gruppe, als über den Dingen schwebendes Raumschiff? Dass es zu wenig Köpfe organisiert! Also zu wenig Lohnabhängige unter sich schart, zu wenig politischen Einfluss und Macht hat. Genau das ist ja auch die Hauptbegründung für die taktische Verengung auf die Betriebsgruppe als einzige strukturbasierte Gruppe. ‚Wo sind sie hin, die Millionen?‘, kann man da nur noch mit Blick in die Vergangenheit seufzen. [23]Als extrem wichtiges Fallbeispiel, wohin ein solches irreguläres Wachstum führen kann, siehe: https://communaut.org/de/autonomer-syndikalismus-am-rande-europas

Wäre auch die Organisierungskampagne im Lieferland im quantifizierbaren, kurzfristigen Sinne erfolgreich gewesen, so hätte es politisch betrachtet bei meinem Ausflug keinen Unterschied zum außerirdischen Zweck des „Aufbaus der Partei“ gegeben. Für diesen ist charakteristisch, dass er sich von der konkreten Organisierung von sozialen Kämpfen und der konstruktiv sozialistischen Gegeninstituierung von Strukturen der Selbstverwaltung loslöst. Und zwar in einem Modus, der als „bürgerlich politisch“ gekennzeichnet werden muss:

„Die bürgerliche Öffentlichkeit des 18. Jahrhunderts erneuert die Unterscheidung zwischen dem oikos, der privaten Sphäre des Haushalts, und der agora, der öffentliche Sphäre für politische Angelegenheiten, wie sie die antike demokratische Polis strukturierte. Sie beerbt – sehr vermittelt, aber mit einem nachhaltigen Einfluss auf die ‚politische Kultur‘ – auch die griechische Überzeugung, Freiheit, wie demokratisches Streiten und Entscheiden sie braucht, könne nur in der Freiheit-von-der-Notwendigkeit-zu-arbeiten beruhen.

Zwar verhängt das Bürgertum eine Arbeitsethik über die ganze Welt (nicht nur die Menschen, auch die Natur muss fleißig und produktiv sein). Doch es gilt für ausgemacht, dass die Sphäre des Politischen sich in der Freizeit erstreckt: räumlich ‚zwischen den Hütten‘, wie es bei Rousseau im Discours sur l’inégalité heißt, und zeitlich zwischen den Arbeitstagen. Institutionalisierung sorgt dann dafür, dass dieser Zeit-Raum von professionellen Politiker*innen bespielt wird, die die Gesellschaft eigens abstellt und von ihrer erlernten beruflichen Arbeit befreit, damit sie sich ganz dem Handeln im Sinne der Allgemeinheit widmen können.“ [24]Van Eikels 2020

Wir Syndikatsaktivist:innen sind teil von einer und reproduzieren eine im schlechten Sinne politische, also selbstzweckhafte Dynamik von Politspezialist:innen nach Feierabend: „Die politische Gruppe oder Partei setzt sich selbst an die Stelle des Proletariats und ihr eigenes Überleben und ihre Reproduktion werden vorrangig – revolutionäre Aktivität wird zum Synonym für den ‚Aufbau der Partei‘ und die Rekrutierung von Mitgliedern.“ [25]X. 1999
Siehe auch Teil II, Fußnote ix
Wir verbleiben in der Schwebe und genießen die Schwerelosigkeit – bis sie uns in unseren eigenen Leben proletarisch einholt, oder wir ganz in den Weltraum der professionellen und managenden Mittelklasse entfleuchen. [26]Um diese geht es im nächsten Teil Das ist die Dynamik, an der Außerirdische teilhaben wollen, unser „existentielles Bedürfnis“.

Autoritäre Marxist:innen nehmen gerne die Rolle der Parteiköpfe mit der „Einsicht in die Bedingungen, den Gang und die allgemeinen Resultate der proletarischen Bewegung“ ein. Manche Syndikatsaktivist:innen nehmen, als Marcksianer:innen, die Rolle der Sozialtechniker:innen mit dem Wissen um die „realutopische Sozialtechnik“ [27]Vergleiche Marcks 2019 ein. Letztere Rolle bringt die Gefahr mit sich, ihren politischen Modus des Managens der ‚Anderen‘ zum dominanten Charakter der Gewerkschaft zu erheben und eigene Interessen zu entwickeln – wenn das kollektiv unreflektiert bleibt und nicht eingehegt wird. Dieser Modus bedeutet eine „reaktive, kybernetische, momentane Aufmerksamkeit, wie sie Aktivisten und die Avantgarde des Managements auszeichnet, die nur auf Netzwerke, Flüssigkeit, Feedback und Horizontalität schwört und von außen her verwaltet, ohne irgendetwas zu verstehen.“ [28]Unsichtbares Komitee 2015: 224

Auch Steff Brenner warnt:

„[…] Kader, seien sie formal bestellt oder Aktivist_innen, die mit viel Einsatz im Hintergrund wirken, [entfalten] ihre ganz eigene Lebensrealität und [es finden] sich nur ganz bestimmte Menschen für diese Arbeit. Es entsteht wieder eine Kluft aus der Masse, die gelenkt wird und jenen, die für die Masse die „richtigen“ Strukturen und Positionen zu finden suchen. Zu Grunde liegt die oft unausgesprochene Grundannahme, dass von der Mehrheit der Leute nichts Wesentliches zu lernen und zu erwarten sei.

Schnell führen solche Strukturen auch dazu, dass passionierte Berufsrevolutionär_innen die Lebensrealität anderer revolutionärer Genoss_innen mit anderen Schwerpunkten, bspw. ihrer Berufung als Pflegekräfte, Eltern, Landwirt_innen, Handwerker_innen etc. pp. nicht mehr in die revolutionäre Gleichung einbeziehen und ihre Leidenschaft und zeitintensive Beschäftigung mit der Organisation und Politik als neue Norm ansetzen, so dass der Mensch sich wieder der Utopie anpassen soll und nicht umgekehrt.“ [29]https://direkteaktion.org/anarchismus-ohne-anarchist_innen/

Wie im letzten Teil der Artikelserie wiederholt festgestellt, mache ich als Aktivist meine eigenen materiellen Interessen nicht zum Gegenstand meines Organisierungsprozesses in einer eigentlich als Interessenorganisation konzipierten Gruppe. Damit leite ich durch meine Tätigkeit einen Prozess ein, in welchem sich Trennungen entlang dieser Linie zwischen mir und ‚den Anderen‘ vertiefen. Durch die Dominanz aktivistisch äußerlicher Tätigkeitsformen und -inhalte verschieben sich letztlich auch die Ziele und Zwecke der Organisation  immer mehr hin zu denen einer politischen Gruppe.

Unser Allgemeines Syndikat ist nominell die Keimform einer ‚revolutionären‘ Basisgewerkschaft, also eine politisch-ökonomische Einheitsorganisation – oder „Zwischenform“ – der Arbeiter:innenklasse. [30]Vergleiche SolFed 2013: 63ff. In unserer Stadt beginnt sich jedoch, unter ihrem von Trennungen durchzogenen Fundament, einmal mehr auch die eine große „Trennung zwischen den wirtschaftlichen Organisationen der Arbeiter:innenklasse (Gewerkschaften) und den politischen (Partei) [zu entfalten]. Und diese Trennung ist nicht neutral, sondern hierarchisch: Die Partei führt die Klasse, das Politische übertrumpft das Ökonomische.“iii 

Für Anarchosyndikalist:innen ist all das aus strategischer Sicht eine Sackgasse – und bei weiterem Beschreiten dieses Weges ein sozialrevolutionäres Schachmatt.

Das hier zusätzlich entstehende Geplänkel zwischen ‚Syndikalist:innen‘ und ‚Anarchist:innen‘ schlage ich vor, auch als den Versuch zu begreifen, die eigene politische Gang und ihre Identität zunehmend um ihrer selbst Willen zu verteidigen. In solchen unproduktiv, oft persönlich ausgetragenen Kabbeleien zwischen politischen Fraktionen lässt sich beobachten, wie „Dynamiken des Politischen in seiner klassischen Form von Feindschaft und Spaltung“ [31]Endnotes 2019: 22 aufkeimen, von denen ich mich nicht ausnehme. Die Außerirdischen beginnen, sich in ihrem Raumschiff gegenseitig zu kannibalisieren. So, wie man es von politischen Parteien und ihrem zum Selbstzweck mutierenden Apparaten gewohnt ist:

„Da diese Genossen alle ihre (klein)bürgerlichen Freuden von gestern der ‚richtigen proletarischen Linie‘ von heute zum Opfer gebracht haben, hassen sie insgeheim eine politische Arbeit, die ihnen solche Opfer auferlegt. Hinzu kommt, dass sie sich in einer zwanghaften Weise immer nur wehren müssen; und eben nicht nur nach außen […] sondern vor allem und hauptsächlich nach innen: im oft unproduktiven, sektiererischen Kampf gegen die Neben-Neben-Widersprüche der eigenen Genossen, die meist mit einer Verbissenheit ausgetragen werden, als ginge es um Leben und Tod von Millionen.“ [32]Schneider 1971

Diese pervertierte Identitätspolitik von rivalisierenden politischen Gangs noch innerhalb der „illusorischen Gemeinschaft“ der Aktivist:innenorganisation selbst, gilt es schlicht als solche anzuerkennen. Es gilt sie zu erden und produktiv auszutragen. Denn sie kann sich unter Umständen zu „Störmanövern berufsmäßig tätiger Revolutions-Gangster“ auswachsen, wie Victor Agartz es nannte.

 

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Der militante Genosse meinte eingangs: „Es ist kompletter Quatsch, zu behaupten, dass Syndikatsaktive nicht unsere Mittel nutzen würden. Du hältst dich die ganze Zeit an dem Thema Betriebsgruppe auf, da haben wir nicht viele Mitglieder, das stimmt. Die Individualkonflikte werden jedoch stets für unsere Mitglieder geführt und auch genau mit den Mitteln.“

Ich war im zweiten Teil der Artikelserie in meiner Analyse nicht genau genug, als ich schrieb, „dass vor allem Kolleg:innen, die wegen individueller Probleme auf Arbeit erst gerade Mitglied geworden sind oder sonst meist passive FAU-Mitglieder einige ausgesuchte Werkzeuge des Syndikats allermeistens für individuelle Konflikte in Anspruch nehmen.“ Nicht richtig war, dass ich hier die militanten Genoss:innen [33]“Es handelt sich um jene Kolleg:innen, die aufgrund eigener Arbeitskonflikte Mitglieder unseres Allgemeinen Syndikats geworden sind. Genauer um jene wenigen unter ihnen, die nach dem Ende ihrer individuellen oder kollektiven Konflikte Aktivist:innen geworden sind und auch manchmal erneut als Militante in Erscheinung treten“ vergaß, die ja auch Syndikatsaktivist:innen sind.

Richtig war jedoch, dass auch sie – bis auf eine aktuelle Ausnahme – eigentlich keine kollektiven Kämpfe (mehr) führen oder wenigstens anstreben. Sie nutzen dementsprechend auch nicht die durchaus vorhandenen Werkzeuge kollektiver Organisierung, hier v.a. die Betriebsgruppenstruktur. Im Abschnitt „Exkurs: Was zwischen die Betriebsgruppen fiel“ im zweiten Teil habe ich dahingehend bereits Verschiedenes kritisiert. Der Einwurf des obigen Genossen kann diese Kritik und die sich anschließenden Schlussfolgerungen nicht entkräften. Ich verstehe aber auch, wenn hart gewerkschaftsarbeitende Genoss:innen von meinem wortreichen, scheinbaren Defäitismus hart genervt sind.

Militante Genoss:innen sind es fast ausschließlich – innerhalb der selbstselektierenden Aktivengruppe – welche parallel zu ihrem Aktivismus das Werkzeug Syndikat für ihre Individualkonflikte nutzen. Jedoch sind sie unter den Aktivist:innen damit die klare Minderheit. Und geht es um kollektive Organisierung im eigenen Alltag, in den eigenen „sozialen Prozessen“, so zeigen sich auch bei ihnen problematische Trennungen zu den anderen Mitgliedern. Womit meine Argumentation für einen „Minimalismus der Repräsentation“ und die Mahnung vor den Gefahren eines Funktionswandels ihre Gültigkeit behalten.

Der Bereich der Individualkonflikte ist letztlich abhängig von der Inanspruchnahme repräsentativer Maßnahmen, von institutionellen Machtressourcen. Gerichte, Arbeitsrecht, Anwält:innen, unbezahlte Semi-Expert:innen im Syndikat etc. Diese Mittel spielen auch bei kollektiven Kämpfen eine wichtige Rolle. Doch sind sie bei diesen geerdet in einer strukturbasierten Gruppe und kollegialem Organizing. Sie sind der Entwicklung von strukturellen Machtressourcen und gegenseitiger Hilfe untergeordnet. [34]Zur Erläuterung des Begriffes der Machtressourcen, siehe bspw. Renneberg 2020: 16ff.

Organizing mit Kolleg:innen, Organisierung im Betrieb kann jede:r lernen. Zugleich üben wir damit die Fähigkeiten ein, welche wir für die Welt der Selbstverwaltung brauchen. Dasselbe gilt nicht für das Managen von Individualkonflikten. Was hier gelernt wird, ist von Nutzen lediglich in der staatlich vermittelten Welt der Sozialpartnerschaft. Darin gemachte Erfahrungen und erlernte Fähigkeiten sind zum größten Teil nur in dieser Welt und ihrer arbeitsteiligen Beziehungen von Mittler:innen zu ihren Klient:innen brauchbar.

Die Assoziationsfunktion wird hier viel stärker angesprochen und die Selbstorganisation unter uns Arbeiter:innen gestärkt. Sie steht im Fokus und ist die Grundlage für alles weitere. Zwar versuchen wir Außerirdischen, auch Individualkonflikte mit Momenten der Assoziationsfunktion anzureichern: die Betroffenen sollen ihre Kämpfe anführen, Demos sollen zusammen organisiert werden. Doch Individualkonflikte haben in meiner Erfahrung fast nie militante Genoss:innen oder wenigstens aktivistisch Aktive in unserem Syndikat hervorgebracht. Das scheint sich mit den Erfahrungen anderer Basisorganisierungen zu decken.

Oder habe ich etwas übersehen oder falsch dargestellt? Auf meine wiederholten Nachfragen kam dazu nichts mehr aus unserem Allgemeinen Syndikat. Bitte korrigiert mich in einer öffentlichen Debatte. Ist die anarchosyndikalistische Organisation in unserer Stadt doch auf dem richtigen, aber eben mühsamen und weiten Weg? Vielleicht wird Außerirdischkeit wie die meine bald die Ausnahme sein und die Befürchtung des Funktionswandels ein Trugschluss? Dann wäre tatsächlich vieles schon geschafft, wozu ich mit diesen Texten beitragen wollte!

Denn auch die Salting-Genoss:in Tabea zeigte im Lieferland eine andere Haltung und ein anders Handeln als ich. Doch genau wie dort – und das ist meine Entgegnung auf die Einwürfe des von mir sehr geschätzten militanten Genossen – würde ich weiterhin dafür argumentieren, dass es wichtig ist, unsere Praxis und Strukturen insgesamt bewusst und kontrolliert basismilitant zu gestalten. Auch wenn ausnahmsweise einige militante Genoss:innen dies intuitiv bzw. mit Selbsterkenntnis bereits vorleben.

Den richtigen Weg zu gehen sollte einfach nicht individueller Einsicht und Disziplin, dem Kommen und Gehen mal mehr oder weniger außerirdischer Aktiver und ihrem jeweils organisationspolitischen Einfluss, dem Zufall, dem Rechnen mit dem guten Willen unter Genoss:innen, der Autorität der belesenen Sozialtechniker, der Erfahrung langjähriger Aktivist:innen etc. überlassen werden.

Denn auch sie werden beeinflusst und unter neue Zwänge gesetzt durch den Prozess des Erstarkens der Repräsentationsfunktion. Dieser ergibt sich eben zum Gutteil aus den unbeabsichtigten Folgen kollektiven Handelns in der Organisation und in Interaktion mit der Umwelt. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Prozess früher oder später zunächst unbeabsichtigten Schaden anrichten kann, ist denke ich nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen.

 

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Wollen wir Kurs auf eine freiheitlich sozialistische Gesellschaft halten und „das Betreten von Sackgassen vermeiden“ [35]Turcato 2013, so müssen wir an „der Eskalation des Kampfes arbeiten.“ Und dafür, so auch meine Überzeugung, „wird es notwendig sein, mit der Rolle der Aktivist:innen zu brechen, in welchem Ausmaß auch immer das möglich ist – um ständig zu versuchen, an die Grenzen unserer Beschränkungen und Zwänge zu stoßen.“ [36]X. 1999

Die Atmosphäre unseres Raumschiffs gibt aber den Aktivist:innen bisher kaum organisatorische Anreize, Ideen sowie Ressourcen, sich darüber Gedanken zu machen, wie sie denn zuerst für ihre eigenen Interessen aktiv werden könnten. “‘Warum mache ich / machen wir das? Was habe ich / haben wir davon?'“, fragen wir Syndikatsaktivist:innen uns schon deshalb nie kollektiv. Doch solche Fragen wären der richtige Einstieg, um dem eher unbewusst ablaufenden und strukturell keimenden Funktionswandel etwas entgegenzuhalten – auf bewusste und kollektive Weise eben.

Während meines missionarischen Saltingaufenthalts im Lieferland habe ich zwar einiges dazugelernt. Allerdings bleibt das Verpuffen von Ressourcen nach dem schnellen Ende meines Arbeitsverhältnisses eher nachteilig für unsere gesamte Organisierung. Ich habe Zeit und Hingabe investiert, um Beziehungen zu den Kolleg:innen im Lieferland aufzubauen, aber der Job und auch sie waren mir eigentlich egal. Wenn ein Salting-Tourist schnell wieder aus dem ausgewählten Betrieb ausscheidet und frustriert ist, mag es diesem:dieser dann auch recht egal sein, ob hinter ihm ein verbranntes Feld und von Gewerkschaften enttäuschte Kolleg:innen zurückbleiben.

Wenn ich mir diese Energie und Enthusiasmus für ein für mich passenderes Arbeitsverhältnis aufgespart hätte, wäre ich wahrscheinlich immer noch dort beschäftigt und hätte viel sorgfältiger organisiert – basismilitant eben. In einer heißen Phase hätte ich dann auf meine Beziehungen und mein Betriebswissen zurückgreifen können. Ich handelte aber unbewusst so, als ob der Salting-Aktivismus gerade mein Hauptberuf wäre! Dadurch ging dem Syndikat ein zukünftiger Betriebsorganizer und eine möglicherweise effektive Kampagne zur Entwicklung langfristiger, selbstorganisierter Strukturen unter Arbeiter:innen verloren.

Leider gibt es im Syndikat in unserer Stadt, trotz des Selbstbildes der FAU, fast keine solche Organizer:innen unter der Mehrzahl von uns bestehenden Mitgliedern. Der dafür notwendige praktische Gesinnungswandel hin zu einer militanten Kultur, welcher die Praxis der Gesinnung einer Politik der eigenen Interessen unterordnete, ginge nur über andere Methoden und damit Strukturen:

„Kultur ist, wie ein Schatten, das charakteristische Ergebnis eines Verhaltens und nicht dessen Ursache […] Die Kultur einer Organisation zeigt sich im Verhalten und in der Kommunikationen einer Organisation – wobei wir den Begriff Kommunikationen weit fassen und auch Äußerlichkeiten […] einschließen. Sobald wir eine Organisation nach anderen Prinzipien führen und organisieren und andere Prozesse, Strukturen, Werkzeuge und Äußerlichkeiten verwenden, verändert sich automatisch auch die Kultur einer Organisation.“ [37]Oestereich/Schröder 2020: 20

Der Polarstern der militanten Genoss:innen könnte den Weg raus aus der Raumschiffatmosphäre teilweise erhellen. Der weitere „Aufbau“ der anarchosyndikalistischen Organisation, für den ich in diesem Geiste zu argumentieren versuche, ließe sich aus einem aktivistischen Blickwinkel durchaus auch als Bremsung oder sogar Abbau verstehen. Insofern fühlen der eingangs zitierte militante Genosse und ich uns vielleicht nicht unterschiedlichen Strategien, aber auseinander gehenden taktischen Erwägungen verbunden. Wir wollen in die gleiche Richtung gehen, aber auf unterschiedlichen Wegen? Ich argumentiere also zunächst für den Abbau der irregulären Momente unserer Basisgewerkschaft.

Positiv ausgedrückt, geht es dabei um den Aufbau von „milieuübergreifenden, dialogorientierten, proletarischen Organisierungen, in welchen zuerst eigene Alltagskämpfe geführt und darüber solidarische Verbindungen organisiert werden.“ [38]Zweiter Mai 2015 Unser Syndikat hat durch Wachstum und quantitative Erfolge offizielle und inoffizielle Legitimität zu einem gewissen Grade erreicht. Jetzt geht es, als Konsolidierung und Neuausrichtung, um das qualitative Wachstum in die Tiefe. So es noch möglich ist, das Ruder herumzureißen…

Meine Stoßrichtung wäre dabei, das in unserer Organisationsrealität vorgefundene und bisher durchleuchtete Spannungsfeld von Syndikatsaktivismus und Basismilitanz nicht etwa einseitig aufzulösen, sondern vorhandene aktivistische Ressourcen für Basisorganisierung wirklich produktiv zu machen. Ich argumentiere im weiteren der Artikelserie dafür, dass gerade die anarchosyndikalistische Organisationsform – und nicht ein loser aktivistischer Zusammenschluss von Organizer:innen oder gar eine ‚reguläre‘ Gewerkschaft – eine Chance bieten kann.

Nämlich zu einer Schule des Klassenkampfes zu werden: für uns politisch bereits Überzeugte. Das ist wahrlich nicht viel – aber vielleicht das langfristig Wirksamste für unsere politischen Zwecke, das wir im Moment angehen können. Denn nur so können wir mit unseren gewerkschaftlichen Methoden der direkten Aktion glaubhaft werden. Wir müssten dafür allerdings aufhören, die Organisation und uns als „Erzieherin zur Selbstständigkeit“ von ‚anderen‘ Lohnabhängigen zu fantasieren. Damit müssten wir zugleich auch den ganzen anarchistischen Aufklärungsplunder vollends entsorgen, der uns in der Schwerelosigkeit hält.iv

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Hier noch ein sicher mangelhaftes, weil von konkreten Kontexten losgelöstes Gedankenspiel für die vorgeschlagene Stoßrichtung: Mit angewachsenen finanziellen Mitteln könnten Individualberatungen anstatt von Aktivist:innen durch eine:n bezahlte:n Anwält:in geleistet werden, bspw. gleich auf Regionsebene.

Die Aktivist:innen mit frei werdenden Ressourcen müssten dann dazu gedrängt und darin unterstützt werden, militant für sich selbst aktiv zu werden, innerhalb von Branchenstrukturen, Sozialorganisationen etc., die parallel ständig ausgebaut werden. Das müsste der Hauptfokus der „Erziehung“ der Organisation sein. Das heißt, wenn es nicht ergiebig wäre, von Vorneherein den Fokus auf kollektive Kämpfe in den Syndikaten zu setzen.

Im Gegenzug könnte offensiv mit Kampfkassen für kollektive Kämpfe geworben werden, wie bspw. die Initiative „Pay Day e.V.“ dies als Vorfeldorganisation einer DGB-Gewerkschaft tut. Für beides könnten die umfangreichen Finanzreserven der Bundesföderation der FAU auf die Syndikate zurückverteilt werden. Wenn sich widerständige Kolleg:innen außerhalb der FAU bereits selbst um Probleme herum organisieren, könnten sie vom Syndikat verschiedenartige Unterstützung erhalten. Genau das hat im Lieferland funktioniert.

Das würde den Organisationsfokus von individueller auf kollektive Organisierung verschieben – und andere Neumitglieder, sowie andere Bleibemotive zeitigen. Nicht zuletzt wäre eine Branchenorganisierung auch hier sinnvoll, um erwähnte neu hinzustoßende widerständige Kolleg:innen und ihre bereits laufenden kollektiven Kämpfe mit denen vorhandener (und frisch geschlüpfter) militanter Genoss:innen derselben Branche in Austausch zu bringen.

Das würde aber auch bedeuten, Wissen um betriebliche Organisierung aufzubereiten, bisherige kollektive Kämpfe zu analysieren, ein Schulungsprogramm zu entwickeln etc. Und das würde bedeuten, die wenigen Wissensträger:innen endlich ersetzbar zu machen. Für all das bräuchte es auch weiterhin Aktivist:innen mit und vor allem auf Zeit. Denn klar ist auch, dass die Funktionen der gewerkschaftlichen Selbstverwaltung im Hintergrund kaum von widerständigen Kolleg:innen und Basismilitanten ressourcenmäßig getragen werden können.

Mein Anliegen ist, Syndikatsaktivismus, wo er sinnvoll ist, der Basismilitanz unterzuordnen – ihn also wirklich auf den Status eines bloßen Mittels für die Zwecke derselben einzudämmen. Ressourcen von Aktivist:innen – welche Anreize bekommen müssen, sich mittelfristig selbst zu Militanten zu entwickeln, bspw. nach Ende des Studiums – können im Zeichen eines „Minimalismus der Repräsentation“ für selbstorganisierte Kämpfe von Arbeiter:innen und für deren Selbstbestimmung genutzt werden.

 

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Mit einem derartigen Minimalismus vom Kopf auf die Füße gestellt – also nicht auf Grundlage des über den Dingen schwebenden Gesinnungsaktivismus, sondern der interessenbasierten Militanz – könnten bspw. Betriebserschließungen und externe Impulse zum BG-Aufbau sicherlich sinnvoll sein. Wie könnte das möglicherweise geschehen, ohne zugleich die genannten Probleme der Außerirdischkeit wuchern zu lassen und einen Funktionswandel zu begünstigen?

Die Assoziationsfunktion muss stets gegen das Dominante des gesellschaftlichen Status Quo unter Mühen gepflegt und gestärkt werden. Sie hat nicht die ‚Selbstverständlichkeit‘ und den Zwang der Verhältnisse auf ihrer Seite. Diese Problemstellungen in der Praxis schlicht auf dem Schirm zu haben, wäre eine der vordringlichsten Aufgaben einer Organisation, die sich als sozialrevolutionär begreift.

Das ist unserem Syndikat nicht der Fall, im Gegenteil. Der Prozess des Funktionswandels der Gewerkschaft läuft zwar tendenziell unbewusst ab und wird verstärkt durch die hermetische Raumschiffatmosphäre. Jedoch ist es möglich, diesen bewusst absichtsvoll zu unterbrechen oder zumindest einzudämmen. Der Genosse aus Dresden hatte dazu noch Anmerkungen:

„Ich denke in der Branchenorganisierung liegt wirklich ein Schlüsselv. Gleichzeitig sind wir in Dresden stark geprägt von Leuten, deren Lohnarbeit selbst aktivistische Formen annimmt, ob in Bildung, Sozialbereichen oder NGO’s. Ansonsten gab es vieles von dem, was du beschreibst auch bei uns und ich hab mich gefragt, wo wir eigentlich einen Turn oder Unterschied gemacht haben.

Ich denke, einerseits war es gute Erziehung, als unser Syndikat jung war. Dass wir zunächst im eigenen Betrieb anfangen, war für uns – zumindest formal – selbstverständlich. Praktisch kamen wir aber doch oft in die Dynamik, dass bspw. die Beratung voll mit Leuten saß, die gravierende eigene Probleme im Alltag hatten und die dann zuerst bearbeiteten, weil es eben ‚dringendere Fälle‘ waren.

Ein Gamechanger war eine Vollversammlung vor ein paar Jahren, da wurde militant eingefordert, dass wir keine Aufbauarbeiten angehen, bevor wir keine befriedigenden Strukturen für die Leute aufgebaut haben, die gerade schon Mitglied sind. Das haben wir dann recht vehement voran getrieben, auch die Aktivist:innen waren durch diesen ‚Stopbefehl‘ motiviert – sie wollten ja wieder aktivistisch tätig werden.“

Hier nochmal nur ein Gedankenspiel, welches selbstverständlich lokal diskutiert und entwickelt werden müsste. Ich finde nicht so sehr die Exklusivität der im Folgenden genannten Interessenorganisation und die Idee eines bestimmten revolutionären Subjekts denkwürdig, sondern ihren politischen Umgang mit außerirdischen Unterstützer:innen. Es gibt dort eine gewisse Trennung von Amt und Mandat – wer also nur in der Verwaltung und Ausführung der institutionellen Funktionen arbeitet, oder wer der entsprechenden Branche, Klassenfraktion, gesellschaftlichen Gruppe etc. nicht angehört, sollte nicht politisch mitbestimmen:

„Emanzipatorische gesellschaftliche Veränderungen [können] nur durch Organisierung von unten erreicht werden. Diese muss sich auf die Menschen konzentrieren, die an der ‚Frontlinie des Neoliberalismus‘ stehen, da sie das ehrlichste Interesse an einer revolutionären Veränderung haben. Der organisatorische Fokus liegt demnach auf Menschen, die am stärksten unter den Verhältnissen leiden […]

Menschen der middle class, die trotz ihrer gesellschaftlichen Privilegien die Politik der jeweiligen Organisation gut finden, können sie als Freiwillige unterstützen. Sie haben aber keine Stimme bei richtungsweisenden Entscheidungen, […] damit die eigene Basis sich nicht gegen die Interessen der weißen middle class durchsetzen muss […] So werden bei causa justa:just cause zwei Drittel der Arbeitsstunden durch Unterstützer_innen geleistet.“

Bemerkenswert ist bei solchen Organisationen des Transformativen Community Organizing auch, dass diese aktivistische Unterstützung vor allem in Form „politischer Basisarbeit“ [39]Siehe Maruschke 2014: 60 ff zu geschehen scheint. Also als „Einbindung“ neuer Mitglieder. Dabei geht es darum, lediglich durch vorhandene frei verfügbare Zeit und ein gewisses organisatorisches Know-How Hilfestellung zu geben. Die neu gewonnenen Erkenntnisse aus dem Prozess der Einbindung finden dann wiederum direkt einen Niederschlag in neuen Strukturen, Methoden und Zielen der Organisation.

Gewerkschaftlicher ausformuliert findet sich das bspw. bei der SAC. Was dort für Hauptamtliche gefordert wird, wäre heute auch schon für freiwillige Aktivist:innen als Haltung und Grundsatz in Mandatsbeschreibungen angebracht:

„Die SAC basiert auf unentgeltlicher Tätigkeit und Engagement. In begrenztem Umfang werden die Mitglieder in bezahlte Vertrauensstellungen gewählt, in Voll- oder Teilzeit. Ihre Hauptaufgabe besteht jedoch darin, die unbezahlte Tätigkeit und das Engagement zu fördern […] Bezahlte Personen haben nicht die Befugnis, die grundlegenden Entscheidungen innerhalb der SAC zu treffen. Sie setzen stattdessen Entscheidungen um, die von nicht bezahlten Mitgliedern getroffen werden. Die Entlohnung ist zeitlich begrenzt, danach kehren die Mitglieder zu ihrer normalen Lohnarbeit zurück. Die Rotation ist sowohl bei den unbezahlten als auch bei den bezahlten Vertrauenspositionen entscheidend.“ [40]Hästbacka 2021: 12

 

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Mit der Begründung der Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit des Funktionswandel unseres Allgemeinen Syndikats nähere ich mich nun, wieder sehr theoretisch geschrieben, einer „‚Verantwortungsethik'“, welche „mit ‚den durchschnittlichen Defekten“ der Aktivist:innen kalkuliert und „mögliche negative Folgen des Handelns bei Entscheidungen ernst[nimmt]“ [41]Marcks 2018a. Dies forderte Holger Marcks von den „Neoanarchist:innen“ in der FAU. Jedoch leider ohne die Anfoderungen einer solchen Ethik auch selbstreflexiv auf die von ihm gehuldigten „hingebungsvollen AktivistInnen“ [42]Marcks 2018b und „Sozialtechniker“ wie ihn selbst anzuwenden.

In den nächsten Teilen der Artikelserie möchte ich uns Aktivist:innen also noch näher unter den „Raumanzug“ unserer „interstellaren Radikalität“ fühlen. x Denn es gibt Gründe, warum der von mir hier skizzierte Schritt von Aktivismus zu eigener Militanz von den meisten von uns Außerirdischen nicht einfach so unternommen werden wird. Ich möchte ergründen, wie es außerdem dazu kommen könnte, dass wir Syndikatsaktivist:innen nicht „kontinuierlich unsere Konflikte diskutieren und analysieren, […] um unsere Angst zu verlieren und das Kämpfen im Alltag zu erlernen.“[43]Zweiter Mai 2015

Es wird darum gehen, „…die Toten aufzuerwecken […], die Passiven zu drängen, zwischen der bewussten Akzeptanz der Zwänge und der bewussten Bejahung des Lebens zu wählen.“ [44]Endnotes 2019 Haha, ok, bisschen weniger dramatisch geschrieben, geht es mir um kritisch-empathische Fragen: „Welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein und welche Denkweisen und Überzeugungen überprüft und eventuell abgelegt werden? Was hält uns davon ab, Widerstand zu leisten?“ [45]Zweiter Mai 2015 Vielleicht habt ihr ja selbst schon die Antworten darauf gefunden?

 

_________

Die Texte II – IV der Artikelserie wurden wegs Rückmeldungen immer wieder überarbeitet. Wer diese gerne mit anderen diskutieren möchte, sollte sich vielleicht auf alle hier online gestellten, aktuellesten Versionen beziehen.

Liebe Genoss:innen, bitte diskutiert öffentlich mit mir über solche Fragestellungen. 

Entweder ihr veröffentlicht direkt in der DA, oder ihr schreibt mir: franzheuholz   [ääätttt]   riseup     [punkt]    net

Illustration: Ino Scheid

 

Endnoten

i In einer solchen Gemengenlage könnten also heftige interne Krisen entstehen. Ich stimme Henri Simons folgender Verdammung der willentlichen politischen Organisierung nicht zu – trotzdem ist sein gezeichnetes Symptombild in ‚revolutionären‘ Organisationen aus eigener Erfahrung schwer von der Hand zu weisen:

„‚Von dem Moment an, in dem sie als Organisation existiert, ist ihre einzige Wahl der Tod oder das kapitalistische Überleben. … Das Vergessen oder Verstecken dieser Situation oder die Weigerung, ihr ins Gesicht zu sehen, schafft heftige interne Konflikte. Diese werden oft hinter persönlichen oder ideologischen Konflikten versteckt. Eine Zeit lang können sie auch hinter einer Fassade der ‚Einheit‘ verborgen werden, die aus Propagandagründen immer wieder Nichtmitgliedern angeboten wird (daher die Regel, dass interne Konflikte in solchen Organisationen immer innerhalb der Organisation und niemals in der Öffentlichkeit ausgetragen werden).'“ [46]Henri Simon, „Einige Gedanken zur Organisation“

Vergleiche relativierend dazu: „Für Camatte ist dies ein Grund, die Gruppenform ganz zu vermeiden. Eine andere Art, auf die von ihm beschriebenen Tendenzen zu reagieren, besteht darin, anzuerkennen, dass jede ‚willentliche‘ kollektive Unternehmung, insbesondere außerhalb der Aufregung eines revolutionären Moments, ihre identitäre Bandendimension haben wird – es geht darum, darauf aufmerksam zu sein, sie zu benennen, wenn sie sich zeigt, und gemeinsam zu versuchen, sie zu vermeiden oder einzudämmen.

In der Tat könnte man anmerken, dass je länger solche Gruppen bestehen, sie umso mehr Gefahr laufen, in diese Struktur zu verfallen, die nahelegt, dass Gruppen sich für bestimmte Zwecke bilden und nur so lange fortbestehen sollten, wie sie glauben, zu diesem Zweck beizutragen, und wenn dieser Zweck die Theorie ist, dann nur so lange, wie sie glauben, etwas Nützliches beizutragen.“ (Endnotes 2019)

iiEs lohnt sich, Robin J. Cartwright hier nocheinmal ausführlicher zu zitieren: „Jede Änderung, die eine Gewerkschaft an ihren Einstellungspraktiken vornimmt, kann sich auch auf andere Ortsverbände, Zweigstellen, Abteilungen, Positionen, Ebenen und Gewerkschaften auswirken. Eine Änderung mag zwar nur für einen bestimmten Arbeitsplatz und zu einem bestimmten Zweck gedacht sein, hat aber dennoch breitere Auswirkungen.

Diese Änderung wird von anderen angeführt, um ihre Nachahmung zu rechtfertigen, und wenn sie zu Gehaltserhöhungen führt oder zusätzliche Mitarbeiter:innen auf die Gehaltsliste setzt, entsteht eine Interessengruppe, die ein berechtigtes Interesse daran hat, sie aufrechtzuerhalten und auszuweiten. Willkürliche oder Ad-hoc-Beschäftigungspolitiken können zu unerwarteten Ergebnissen führen, wenn diese Politiken von anderen Gewerkschaftsgremien in anderen Zusammenhängen kopiert werden. Einstellungspolitiken, die von Fall zu Fall angewandt werden und nicht systematisch durchdacht sind, können zu einem unkontrollierten Anwachsen der Bürokratie führen. Wenn eine Gewerkschaft einmal damit begonnen hat, ihre Gehaltsliste zu erweitern, kann es schwierig sein, dies zu stoppen, es sei denn, ihr geht das Geld aus.“ (ebd.)

Auch „die Knights of Labor nutzten ihre beispiellose Größe und ihr Einkommen, um ihre Funktionäre zu bezahlen und Personal in weitaus größerem Umfang einzustellen als alle anderen Gewerkschaften zuvor. Vor den Knights bezahlten die Gewerkschaften ihre Funktionäre schlecht oder gar nicht und stellten fast nie Personal ein. Die Entscheidung der Knights, die erste echte Gewerkschaftsbürokratie aufzubauen, war eine Art Experiment, das unvorhergesehene Ergebnisse zeitigte.“ (https://organizing.work/2021/07/the-first-union-bureaucracy-paid-officers-and-staff-in-the-knights-of-labor-1869-1917/)

iiiSiehe das Zitat weiter: „Leo Trotzki drückt dies sehr deutlich aus: ‚Nur auf der Grundlage eines Studiums der politischen Prozesse in den Massen selbst können wir die Rolle der Parteien und Führer verstehen, die wir am wenigsten zu ignorieren geneigt sind. Sie sind zwar kein eigenständiges, aber doch ein sehr wichtiges Element in diesem Prozess. Ohne eine leitende Organisation würde sich die Energie der Massen verflüchtigen wie Dampf, der nicht in einem Kolbenkasten eingeschlossen ist. Aber dennoch ist das, was die Dinge bewegt, nicht der Kolben oder der Kasten, sondern der Dampf.‘

Trotzki glaubt, dass er der Arbeiter:innenklasse Anerkennung zollt und die fehlende Trennung zwischen der Partei und der Klasse hervorhebt. In Wirklichkeit sagt seine Metapher weit mehr aus, als er beabsichtigt. Dampf ist das gedankenlose Erzeugnis der Anwendung von Wärme auf Wasser, ein bloßer Ausdruck natürlicher, physikalischer Gesetze. Die Intelligenz in seiner Metapher ist die der Ingenieure, die den Kolbenkasten konstruieren und bedienen, welcher die Energie der zum Denken unfähigen Masse in sich bündelt und lenkt.“ (Solfed 2013: 20)

ivTatsächlich haben reine Syndikalist:innen in der FAU oft mit bestimmten schlechten Auswüchsen des Anarchismus bei seinen Exponent:innen zu kämpfen. Ein Beispiel hierfür ist ein voluntaristisches Revolutionsverständnis, das auf Gustav Landauer zurückgeht und bis in die Interessenorganisation hineinwirkt. (Vergleiche Ehms 2023: 47) Dabei wird die geistige Erneuerung des:der Einzelnen als Voraussetzung für eine neue Gesellschaft angesehen. Dementsprechend solle eine revolutionäre Bewegung vorallem eine Kulturbewegung sein.

Die reinen Syndikalist:innen hinterfragen zurecht dieses wirkungslose aufklärerische Dogma, denn „die lebendige Geschichte des Anarchosyndikalismus zeigt, dass eine der besten Möglichkeiten, jemanden dazu zu bringen, zumindest teilweise wie ein Anarchist zu denken, darin besteht, ihn in Bewegungen, Organisationen und Situationen einzubinden, in denen er bei der Verfolgung seiner Interessen wie ein Anarchist handelt.

Viele Menschen traten zum Beispiel in Spanien der CNT bei, weil sie die wichtigste Gewerkschaft in ihrer Branche war, oder weil sie die erfolgreichste Gewerkschaft war, die Lohnerhöhungen oder bessere Arbeitsbedingungen durchsetzte. Das mag einige dazu veranlassen, die Bedeutung der anarchistischen Ideologie in dieser Zeit abzutun, aber für mich zeigt es, dass die meisten Menschen ihre Politik nicht durch die Vermittlung von abstrakten Ideen entwickeln, sondern im Kontext des Kampfes. Deshalb brauchen wir große, nach außen gerichtete anarchistische Formationen (ob explizit oder implizit), die die breitere Gesellschaft in Formen des Widerstands einbeziehen. [D]ie Mitglieder dieser Gewerkschaften entwickelten ihre antiautoritäre, antikapitalistische Einstellung durch ihre Teilnahme an Kämpfen für die Verbesserung ihrer individuellen und kollektiven Lage. Dieser Prozess der ideologischen Verbreitung war oft partiell und mit anderen religiösen, kulturellen und politischen Einflüssen verwoben.“ (Bray 2013: 54)

Siehe auch: https://organizing.work/2023/09/the-militant-minority-will-not-save-the-labor-movement/

vBranchenvernetzungen innerhalb unserer irregulären Gewerkschaft würden es erlauben, die eigenen Arbeitsbedingungen der Syndikatsaktivist:innen zum Gegenstand der gemeinsamen gewerkschaftlichen Organisierung zusammen mit den wenigen Basismilitanen in unserem Allgemeinen Syndikat zu machen. Wir könnten mittelfristig immer mehr Genoss:innen in einem Betrieb versammeln, indem wir spezifische Jobbörsen organisierten. Damit könnten wir auch von außen kommendes Salting als Taktik strategischer Betriebserschließung streckenweise ersetzen. Zudem könnten solche Vernetzungen zumindest allgemein politisch in Auseinandersetzungen innerhalb der eigenen Branche eingreifen. Ein Streben nach all diesen Dingen ist jedoch in unserem Syndikat noch in den Kinderschuhen.

viVergleiche: „Das wahre Problem für Revolutionäre ist, zur Stärkung der lebendigen Kräfte beizutragen, an denen sie teilnehmen, das Revolutionärwerden zuzulassen, um schließlich eine revolutionäre Situation herbeizuführen […] Zu den vielen Wundern des Kampfs im Susatal zählt, dass es gelungen ist, so viele Radikale von ihrer Identität loszureißen, die sie sich so mühsam aufgebaut haben. Er hat sie auf den Erdboden zurückgebracht. Indem sie wieder Kontakt mit einer realen Situation aufgenommen haben, konnten sie einen guten Teil ihres ideologischen Raumanzugs ablegen, nicht ohne damit die unerschöpflichen Ressentiments derer auf sich zu ziehen, die in dieser interstellaren Radikalität steckengeblieben sind, in der man so schlecht Luft bekommt.“ (Unsichtbares Komitee 2015)

 

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Zweiter Mai. 2015. Kommt ihr mit in den Alltag? https://archive.arranca.org/ausgabe/49/kommt-ihr-mit-in-den-alltag

Franz Heuholz

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