Sind die Gewerkschafter der IG Metall nicht die wahren, skrupellosen Kapitalisten, vor denen wir uns immer gefürchtet haben? Wenn es um Arbeitsplätze geht, lassen die Metaller – zumindest die Funktionäre – jeden internationalistischen Klassengedanken hinter sich: „Für Deutschland wäre es eine Katastrophe, wenn nach dem Stopp des ‚Euro Hawk‘ die Politik jetzt einen Komplettausstieg aus dem unbemannten Fliegen beschließen würde“, äußerte etwa der Beauftragte der IG Metall für die EADS-Rüstungstochter Cassidian, Bernhard Stiedl, zum aktuellen Drohnen-Desaster des Verteidigungsministeriums. Wo KritikerInnen der teuren „Euro Hawk“-Aufklärungsdrohne davor warnen, solche unbemannten Systeme würden die Hemmschwelle für militärische Interventionen – wie schon am US-Drohnenkrieg in Pakistan zu sehen ist – herabsetzen, sorgt sich die IG Metall um die Arbeitsplätze in den Rüstungsbetrieben.
Ja, die IG Metall ist die Vertreterin der ArbeiterInnen in den Betrieben und von ihnen beauftragt, für ihren Arbeitsplatz und eine anständige Arbeitssituation zu sorgen, doch geht die Tätigkeit der IG Metall mittlerweile weit darüber hinaus: Sie könnte auch für die Arbeitsplätze kämpfen und sich beispielsweise gleichzeitig für Konversion der Rüstungsbetriebe hin zu einer zivilen Produktion bemühen. Stattdessen besteht die Gewerkschaft darauf, Drohnen für die Bundeswehr, Panzer für Exporte in alle Welt und überhaupt mehr Rüstungsprodukte herzustellen. Schon 2011 hat die IG Metall in einer Studie für mehr Rüstungsexporte plädiert. Um deutsche Arbeitsplätze zu sichern sollten auch „Wachstumsmärkte außerhalb Europas“ mit Waffen beliefert werden. Als wären Waffen der einzige Weg um Arbeitsplätze zu sichern.
Die IG Metall fährt eine kriegerische und nationalistische Politik, die selbst den skrupellosesten Kapitalisten zu übertrumpfen vermag. Kurzfristig mögen die Metaller die Arbeitsplätze ihrer Mitglieder damit sichern können. Langfristig funktioniert der nationale Arbeitskampf in einem internationalen kapitalistischen Markt aber nicht. Die IG Metall muss die nationale Ebene verlassen und sich internationalistisch organisieren. Wenn die Gewerkschaft dies nicht bald selbst erkennt kann man nur noch zynisch sagen, dass sie sich nicht beschweren soll, wenn sie irgendwann selbst einmal eine Bombe auf den Kopf bekommt: Der Hersteller der Bombe wollte ja auch nur seine Arbeitsplätze sichern.