Kolumne Durruti

Wenn ich reichen Leuten begegnete, so erhielt ich meist ungefragt den wenig freundlich gemeinten Ratschlag: „Wollen sie wissen, wie ich reich geworden bin? Jedenfalls nicht vom Ausgeben!“ Geholfen hat mir das wenig. Auch bei aller disziplinierten Bescheidenheit bleibe ich vom Reichtum maximal weit entfernt, und das Geld im Portemonnaie

Mit dem KGB in den Kapitalismus

Es klingt fast wie aus einem Spionagekrimi der 1980er Jahre: Bespitzelung, Einschüchterung, Drohung. Und doch geht es um die heutige Ukraine, um deren Hauptstadt Kiew, und nicht um irgendeine entlegene Provinz unter der Kontrolle gestriger KP-Funktionäre. An der nach dem Dichter Taras Schewtschenko benannten, renommierten Kiewer Universität weiß sich

Auf der anderen Seite von Hartz IV

Unlängst stellte Bundesarbeitsministerin von der Leyen drastisch unter Beweis, dass sie noch immer nicht in ihrem neuen Sachgebiet angekommen ist. Die Vielzahl an Ein-Euro-Jobs, so die Ministerin, beweise, dass es doch genug Arbeitsplätze gäbe, wenn man nur die Rahmenbedingungen dafür schaffe. Das Ganze sollte wohl ein ermahnender Knuff in

Kolumne Durruti

Die Welt, in der ich lebe, wird mir immer enger. In Restaurants darf ich nicht mehr rauchen, in Kneipen eigentlich auch nicht, da geht es auch schon dem Alkoholischen an den Kragen. Nichts wird uns mehr gegönnt. Früher ging es keinen Chef etwas an, wie viel Bier seine Angestellten während

Sind wir nicht alle ein bisschen Tabak?

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Die Ausgangslage hätte für einen Streik kaum ungünstiger sein können: Nachdem bereits 2006 der Löwenanteil des türkischen Tabakmonopolunternehmens Tekel an British American Tobacco („Lucky Strike“) veräußert wurde, beschloss die konservative Regierung Erdoğan nun die Abwicklung des restlichen noch in staatlicher Hand befindlichen Bereichs. Betroffen sind knapp 12.000 Arbeiterinnen und Arbeiter,

Godots Sieg am Hindukusch

„Die Lage in Afghanistan“, so Stanley McChrystal, seit dem 15. Juni Oberbefehlshaber der ISAF-Truppen, „ist ernst, doch ein Erfolg ist zu schaffen“. Ein Ausspruch, der fatal an die Durchhalteparole der deutschen OHL gegen Ende des Ersten Weltkrieges erinnert: „Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos“. Der Eindruck liegt nahe,

Kolumne Durruti

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Unlängst durfte ich feststellen, dass selbst den gehässigsten Klischees mitunter ein wahrer Kern innewohnt. Denn seit meinem Umzug vom beschaulichen Berlin ins hektische, kalte Hamburg schlittere ich von einer Kommunikationskatastrophe in die nächste, die ausnahmslos auf der hiesigen post-maoistischen Ein-Wort-Politik beruhen, landläufig auch als Maulfaulheit bekannt. Es stimmt, o

Der freie Fall der Kräfte

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Zu den ersten Notmaßnahmen, mit denen in zahlreichen Ländern versucht wird, mögliche Folgen der weltweiten Finanzkrise abzufedern, gehören Rückverstaatlichungen. Und es sind längst nicht mehr nur Banken und Versicherungen, die – mal mehr, mal weniger direkt – in staatliches Eigentum übergehen. Frankreichs Präsident Sarkozy erklärte nun, sich in Schlüsselindustrien einbringen

Kolumne Durruti

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An einem Dienstagmorgen begegnete ich in meinem Wohnviertel, dem Prenzlauer Berg in Berlin, einer eigenartigen Menschenmenge. Männer und Frauen zwischen 40 und 50, in Anzügen von Armani, Dolce & Gabbana usw., bewaffnet mit surrenden Camcordern, umstellten dort einen mittelgroßen Baum, vor dem zwei ratlos dreinschauende Streifenpolizisten reiferen Alters standen.

Das Maß des Elends

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Wann immer die deutschen Medien Armut thematisieren, hat das reflexartige Empörung zur Folge. Wie zuletzt nach der Veröffentlichung des aktuellen Armutsberichts der Bundesregierung dürfen sich landauf, landab PolitikerInnen, SozialarbeiterInnen und weitere ominöse Repräsentanten des öffentlichen Lebens in Zeitungsinterviews und Talkshows darüber ereifern, dass es in einem „reichen Wohlstandsstaat“ wie