Tarifpoker der Sozialpartner

Wer spielt die Asse? (Quelle: Wikimedia User Tomchen1989 CC-BY-SA)IG Metall

Die IG Metall war mit drei gleich gewichteten Forderungen für die 3,6 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in die Verhandlungen gezogen. Nach mehreren Warnstreiks mit guter Beteiligung standen 4,3 Prozent über 13 Monate Laufzeit fest. Der verteilungsneutrale Spielraum aus Produktivitätszuwachs und Inflationsrate (1,3 % + 2,3% in 2011) konnte mit dem Abschluss von 2010 längst nicht ausgeschöpft werden. Mit knapp vier Prozent auf ein Jahr gerechnet, wurde dieses Jahr mit Rückblick auf 2011 oberhalb des Spielraumes leicht gekratzt. Hinzu kommt aber, dass das Jahr 2011 mit über 50 Milliarden Bruttorendite ein Erfolgsjahr für die Unternehmen dieser Branche war. Da ein Prozent Erhöhung 1,5 Milliarden kosten würde, hätten sogar über 30 % Erhöhung verteilt werden können. Für die Azubis konnte bei Ausbildung nach Bedarf eine unbefristete Übernahme erreicht werden und über Bedarf immerhin 12 Monate. Im Jugendbereich konnte die IG Metall damit ihre Organisationsmacht stärken. Faire Regelungen in der Leiharbeit, eigentlich ein Widerspruch in sich, war die dritte Forderung. Nach zwei Jahren muss LeiharbeiterInnen nun eine Übernahme angeboten werden.

Daneben wurden noch Branchenzuschläge mit den Verbänden IGZ und BAP verhandelt: Nach sechs Wochen bekommen Leiharbeiter 15 % mehr, gestaffelt über neun Monate werden die Gehälter um insgesamt bis zu 50 % erhöht. Der Tarifvertrag gilt aber erst ab 1. November.

IG BCE

Die IG BCE, schloss mit 4,5 Prozent Entgelterhöhung auf 19 Monate in der chemischen Industrie sehr ernüchternd ab. Da auch für 2012 mit einer Inflationsrate von etwa zwei Prozent gerechnet wird, bedeutet dies noch nicht mal eine Realerhöhung von einem Prozent. Es gab zwar noch ein Zuckerle in Sachen Altersteilzeit dazu, aber wenn wir bedenken, dass diese Gewerkschaft besonders in den Chemiekonzernen großen Einfluss und Organisationsmacht hat, muss mehr rausspringen. Doch was ist von einer Gewerkschaft zu erwarten, die dort seit 40 Jahren keine Streiks organisiert hat?

Ver.di

Auch Ver.di hat im Öffentlichen Dienst für zwei Millionen Beschäftigte im Frühjahr einen neuen Tarifvertrag verhandelt. 6,3 Prozent sehen schon besser aus. Nur beträgt hier die Laufzeit zwei Jahre, und die Lohnerhöhung erfolgt in drei Stufen. Die Sechs vor dem Komma ist wohl eher ein Prestigeobjekt von Gewerkschaftschef Frank Bsirske, denn durchschnittlich kommt die Erhöhung auch nicht über drei Prozent. Durch die langen Laufzeiten werden betriebliche Konflikte immer seltener.

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