Keine zehn Jahre ist es her, dass mit der Formulierung des Prekariats versucht wurde, die Auswirkungen eines Deregulierten Arbeitsmarktes zu beschreiben. Gruppen, die aufgrund ihrer Tätigkeiten und Bildung nicht dem Proletariat zugerechnet wurden, waren nun von klassischen Proletariatsproblemen konfrontiert: Unsichere Arbeitsverhältnisse, Unterbezahlung, mangelnde soziale Absicherung, keinerlei Einflussmöglichkeiten auf die Arbeitsplatzgestaltung, gesellschaftliche Exklusion – unnötig, hier noch einmal alles aufzuführen.
Series: Direkte Aktion 219 – Sept/Okt 2013
Der Fall Olli R. – ein deaktivierter Basisgewerkschafter
Olli war im Oktober 2009 nach § 129 zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Das Gericht hatte ihn und zwei Genossen der versuchten Brandstiftung auf Bundeswehr-LKWs und der Zugehörigkeit zur sogenannten „militanten gruppe (mg)“ für schuldig befunden. Am 20. Juli 2011 trat Olli die Haft an, die er fortan im
Truckstop im Norden
Ver.di hatte die Trucker eigentlich schon aufgegeben. Der letzte richtige Arbeitskampf fand 1983 noch unter der ÖTV statt. Er wurde durch einen großen Polizeieinsatz beendet. Die Gewerkschaft hat man mit einer Welle von Klagen überzogen, die sie eine zweistellige Millionensumme kostete. Wirtschaft und Staat haben wenig Verständnis für Unruhe in
Editorial
Liebe Leser und Leserinnen, die neue Ausgabe ist da – in skurrilen Zeiten. Eine konservativ-liberale Bundesregierung beschließt eine Lohnuntergrenze für Friseurinnen. Der Lohn dieser Berufsgruppe war jahrelang Sinnbild für übelste Ausbeutung. Vor allen Dingen, weil das Handwerk nach wie vor ein fast gewerkschaftsfreier Raum ist. Nun mag es oberflächlich verwundern, dass
Prekäre Arbeit und die Transformation des Arbeitsmarktes
In letzter Zeit findet der Begriff „prekäre Arbeit“ immer häufiger Erwähnung im breiten öffentlichen und medialen Diskurs. Doch bevor wir uns mit den Mechanismen prekärer Arbeit auseinandersetzen, gilt es, den Begriff „prekär“ zu definieren. Das Wort „prekär“ leitet sich von zwei lateinischen Begriffen ab: einerseits von „precarius“, was so viel
Kampf um eine neue Zukunft
Erst sechs Wochen nach seinem Tod wurde die Leiche von Hashim Yasbek, einem 34-jährigen Asylbewerber aus dem Libanon, in der überfüllten Flüchtlingsunterkunft an der Torgauer Straße in Leipzig gefunden. In Berlin-Hellersdorf soll in einem trostlosen Gebäude ein neues Heim entstehen, dessen BewohnerInnen der „Residenzpflicht“ genannten gesetzlichen Beraubung ihrer Bewegungsfreiheit ausgesetzt
Kolumne Durruti
„Arm aber sexy“, so lautete die 2003 vom Berliner Oberbürgermeister Wowereit geprägte Lifestyleaussage über den gewöhnlichen Bewohner der Hauptstadt. Darunter stellt man sich seitdem einen gut gebildeten, geschmackvoll, wenn auch ein wenig nachlässig gekleideten, in DIY- Möbeln lebenden Loftbewohner vor, der gerne morgens auf dem Dach seines Fabrikgebäudes in Kreuzberg
Die Mutter aller Reformen
Gut 40 Jahre nach dem Generalstreik von 1968 kam es im Herbst 2010 in Frankreich erstmals wieder zu arbeitskampfbedingten Engpässen in der Treibstoffversorgung. Anlass für den Ausstand war die Rentenreform des konservativen Präsidenten Sarkozy (siehe DA Nr. 202). Letztlich setzte sich die Regierung durch: Das Renteneintrittsalter wird seit 2011 schrittweise
Catwalk
Prekäre Arbeits- und Lebenswelten Eine Kernthematik von Gewerkschaften im 21. Jahrhundert, und doch entwickeln sich hier immer wieder neue ekelige Facetten mit denen uns die Bosse piesacken. Schwerpunkt dieser DA sind Entwicklungen und Kämpfe insbesondere im Bereich prekärer Arbeit. Aktuelle Brennpunkte Wie bestimmt einige von euch mitbekommen haben, geht es während des Wahlkampfs
UnternehmerIn der eigenen Arbeitskraft
Nach rechtlicher Definition gilt als selbstständig, wer für sein/ihr Werk bzw. für das Werk seiner/ihrer Angestellten vergütet wird, während abhängig Beschäftigte für ihr Wirken, also ihre Arbeitskraft, bezahlt werden. In den letzten fünfzehn Jahren ist nach Jahren der Stagnation die Selbstständigkeit in Deutschland wieder gestiegen. PolitikerInnen aller Couleur feiern, werden