Die Deutsche-Post-Tochter DHL – ehemalige Anwärterin auf die erweiterte Kriegslogistik der Bundeswehr – macht seit längerem durch miese Arbeitsbedingungen in diversen Ländern auf sich aufmerksam. Die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF) und das Union Network International (UNI) beschuldigen das Unternehmen mit weltweit ca. 470.000 MitarbeiterInnen, diverse Leitlinien des von DHL unterzeichneten Global Compact zu brechen. Dieser beinhaltet Arbeitsrechtsstandards sowie die Gewährleistung von Menschenrechten und Gewerkschaftsfreiheit. Doch weit gefehlt.
Von Lügendetektortests ist die Rede, niedrigsten Sicherheitsstandards, willkürlichen Kündigungen von unliebsamen GewerkschafterInnen, Behinderung der Gewerkschaftsarbeit bis hin zur Vorenthaltung der tariflichen Rechte für Frauen. Die Konzernleitung hält sich gewohnt bedeckt. Man könne „nicht jedes Fehlverhalten aufdecken“, so DHL. An der Lügendetektorpraxis will man gar für die Zukunft in „Ausnahmefällen“ weiterhin festhalten. In Costa Rica ist dies inzwischen per Gericht unterbunden worden. Mit einer umfassenden Kampagne gehen die Gewerkschaften seitdem gegen DHL vor. Bereits im Oktober 2010 stellten die Gewerkschaften DHL in den Fokus ihrer jährlichen „internationalen Aktionswoche der Beschäftigten im Straßentransport“. In Deutschland beteiligte sich damals ver.di an der Aktionswoche. Eine Kampagne zur Frauen-Fußball-WM in Deutschland, bei der DHL als Sponsorin auftrat, wartete ebenso mit Aktionen auf: Sie verteilte alternative „Spielpläne“, in denen zu den einzelnen Begegnungen die Verhältnisse bei DHL in den jeweiligen WM-Ländern thematisiert wurden.
Zuvor organisierten ITF und UNI Ende Mai eine Global Delivery Conference zur Jahreshauptversammlung von DHL in Frankfurt, auf der sich DHL- und TransportarbeiterInnen aus verschiedenen Ländern und Gewerkschaften über ihre Arbeitssituation informierten und austauschten. Ebenso wurde Ende Juni von ITF und UNI eine Beschwerde bei den Vereinten Nationen eingereicht. „DHL hat die UN-Prinzipien von Fairness in der Arbeits- und Geschäftswelt, zu denen sie sich … verpflichtete, gebrochen. Dafür gibt es keine Entschuldigung“, so Philip Jennings, Generalsekretär der UNI in einer Pressemitteilung.
Die Forderungen nach einem weltweiten Rahmenabkommen, welches die Grundrechte aller Beschäftigten sichern soll, sowie die Einhaltung der Menschen- und Arbeitsrechte und das Recht der gewerkschaftlichen Organisationsfreiheit sind wichtige Fixpunkte dieses internationalen Arbeitskampfes gegen den Logistikkonzern. Dass DHL wie viele andere Global Player die jeweiligen Spielräume vor Ort gegen die ArbeiterInnen nutzt und sie zusätzlich in Konkurrenz zueinander setzt, zeigt einmal mehr, welche Bedeutung international agierende Gewerkschaften in Arbeitskämpfen gegen ebenso global agierende Unternehmen haben.