Die Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union ist eine bundesweit organisierte Gewerkschaftsföderation, deren Arbeit auf anarchosyndikalistischen Prinzipien fußt. Verschiedene lokale Gewerkschaften (Syndikate) sind zu einer Föderation zusammengefasst, agieren weitgehend unabhängig voneinander, um einen basisnahen und hierarchiefernen Kampf für die Rechte und Lebensbedingungen lohnabhängiger Menschen zu gewährleisten.
Die Arbeit jeder Ortsgruppe gestaltet sich stets individuell verschieden, setzt aber prinzipiell auf eine klassenkämpferische, antiautoritäre Praxis im Arbeitskampf und widmet sich häufig gesellschaftlichen Randgruppen wie Migrant*innen, Erwerbslosen, Minijobber*innen und generell Menschen, die von den DGB-Gewerkschaften nicht ausreichend repräsentiert werden. In Leipzig ist die FAU schon seit fast zwei Jahrzehnten aktiv, erlebte nun jedoch eine Neugründung und sieht sich somit vielen neuen Aufgaben und Entwicklungen gegenüber.
Leipzig gilt als eine wichtige Keimzelle der modernen anarchosyndikalistischen Bewegung Deutschlands. Die Syndikate in Dresden und Halle/Saale lassen sich beispielsweise auf die Vereinigung aller Branchen (VAB) in Leipzig zurückführen, die sich schon 1998 zu entwickeln begann, sich 2002 schließlich konstituiert und bis in die letzten Jahre gewerkschaftlich gewirkt hat. Umso befremdlicher muss es für viele Genoss*innen von außerhalb gewesen sein, plötzlich vom Ausschluss der VAB Leipzig am 25. März 2017 zu hören, der vom Delegiertentreffen der Regionalföderation Ost durchgesetzt wurde. Nichtsdestotrotz muss diese Entscheidung als Höhepunkt einer Entwicklung begriffen werden, die sich in den letzten Jahren aus zunehmenden Differenzen zwischen Syndikat und Föderation gespeist hat.
Doch es regten sich bald bereits wieder neue Persönlichkeiten, unter den Dächern der Anarchosyndika-listischen Jugend (ASJ) in Leipzig und des Allgemeinen Syndikat in Halle (ASyH), gewillt sich des Erbe der ehemaligen FAU Leipzig anzunehmen und es in eine neue Fassung zu bringen. An einem Tag im Juni 2017 schließlich, kam es im Garten eines Hausprojektes auf der Eisenbahnstraße zum ersten Treffen diverser FAUista und Interessierter, um die Grundlagen zur Erneuerung des Syndikatstandortes Leipzig zu schaffen.
Unter dem Beisitz hiesiger ASJ-Mitglieder, FAUista aus Halle, einer Sekretärin der Regionalföderation Ost und anderen Gästen, wurde im Diskurs die Rolle Leipzigs als „Zeckenmagnet“ unterstrichen, der vor allem im schwarz-roten Lager einen dringenden Strukturausbau benötige. Als entscheidend wurde auch eine stabile Kooperationsbasis mit bestehenden Strukturen der Region erkannt, nicht zuletzt mit der nun ausgeschlossenen alten FAU-Syndikat, die mittlerweile unter dem Titel SelBa (Selbstverwaltete Basisgewerkschaft) ihre Arbeit fortzusetzen begann. Um also eine Konfrontation mit den Genossen und Genossinnen von SelBa zu vermeiden und um sich einen starken Rückhalt bei der FAU Halle zu sichern, wurde einstimmig für einen organisatorischen Anfang als syndikatinterne „AG Leipzig“ entschieden.
Entgegen der breiten Erwartung einer sukzessiven und langwierigen Abkopplung der AG vom Hallenser Syndikat führten ein rasanter Mitgliederzuwachs, besonders engagierte Köpfe, die Teilnahme der AG an diversen gruppenbildenden Veranstaltungen und insbesondere die fleißige Unterstützung durch das Hallenser „Muttersyndikat“, innerhalb eines halben Jahres schon zu weitgehender Autonomie derselben. In dieser Zeit ging die AG Leipzig bereits einigen Hinweisen auf unterstützenswerte Arbeitskonflikte und Anfragen bezüglich gewerkschaftlicher Hilfestellung nach, feierte aber ihren ersten großen Erfolg mit der Organisierung von Kurierfahrer*innen des Lieferdienstes Foodora, deren Beschäftigte sich bald schon verstärkt und inspiriert durch das Konzept der Deliverunion, für die Verwirklichung besserer Arbeitsbedingungen einzusetzen begannen.
Nicht zuletzt in Anbetracht des frisch erlangten Selbstbewusstseins, entschieden sich die Leipziger Genoss*innen kurz darauf für die Ausgründung zu einer eigenständigen Gewerkschaft, die an einem internen, anarchosyndikalistischen Klausurwochenende (unterstützt durch Freunde der attac in Sachsen-Anhalt) im Januar beschlossen wurde. Ende Februar erfolgte dann beim Delegiertentreffen in Magdeburg die Aufnahme des neu gegründeten Allgemeinen Syndikat Leipzig (ASyL) in die Regionalföderation Ost der FAU, womit sich auch die Bestrebungen intensivierten, eigene Strukturen, eine selbstständige Website, verschiedene AG´s oder die Produktion von Info-Materialien auszubauen.
Seitdem bieten die wöchentlich abwechselnden Vollversammlungen und Tresenabende eine hervorragende Grundlage, um die FAU Leipzig –theoretisch wie praktisch– kontinuierlich weiterentwickeln zu können. Es bedarf aber noch viel Engagement ihrer Mitglieder und all der anderen unterstützenden Kräfte, um eine gewerkschaftliche Stärke zu erreichen, die den Leipziger Verhältnissen gerecht wird und auch andere unzufriedene Lohnabhängige im Umland dazu inspiriert, sich für die eigenen Rechte und die ihrer Kolleg*innen einzusetzen.
Wer die FAU Leipzig –personell oder finanziell– unterstützen möchte, oder schlichtweg Beratung in einem Arbeitskampf sucht, hat folgende Kontaktmöglichkeiten:
FAU Leipzig
Eisenbahnstraße 150
04315 Leipzig
Offenes Treffen jeden 2. & 4. Montag 21 Uhr in der Eisenbahnstraße 150
Web: leipzig.fau.org | fb.com/DeliverUnionLeipzig | union-coop.org
E-Mail: fauhal-leipzig(ät)fau.org
Twitter: @FAU_Leipzig
Facebook: fb.com/FAULeipzig