Burn-Out ist „Volkskrankheit“ und Depression kein Tabuthema mehr. In der Krise steigen die Symptome einer ausgebrannten Bevölkerung. In Wirtschaft und Krankenkassen wird derweil über Präventionen gesprochen – Abfertigung durch mehr Therapien bei deutlich geringerer Behandlungszeit.
Hoher Frauenanteil bei psychischen Erkrankungen und Frühverrentungen
Immer mehr Menschen werden aufgrund psychischer Erkrankungen frühverrentet. Im Jahre 2010 waren es ca. 40% der bewilligten Erwerbsminderungsrenten, die auf psychische Erkrankungen zurückgingen. Der Anteil der Frauen liegt dabei mit 46% höher als der Anteil bei den Männern mit 33,4%. Jedoch ist bei Letzteren ein deutlicher Anstieg der Diagnosen zu verzeichnen. Allgemein stieg die Zahl der Krankschreibungen und stationären Behandlungen besonders im Zuge von sog. Burn-Outs. Seit 1999 sind krankheitsbedingte Fehltage aufgrund psychischer Leiden um 80% gestiegen. Das war bei ArbeitnehmerInnen im Jahre 2010 beinahe jeder zehnte Fehltag. Speziell Fehltage aufgrund der Diagnosen von Burn-Out und totaler Erschöpfung sind seit 2004 mit 1,8 Mio. auf das Neunfache gestiegen. Dabei fällt wieder deutlich das Gefälle im Verhältnis zwischen Frauen und Männern mit 102 zu 50 Fehltagen auf. Zumeist kann man direkte Rückschlüsse auf die sich verschärfenden Arbeitsbedingungen gerade in Branchen mit hohen Frauenanteilen, wie dem Gesundheitswesen und der Verwaltung, ziehen. Der allgemeine Druck, wieder ins Erwerbsleben zurück zu finden, besteht jedoch weiterhin, begleitet von einer medialen Kampagne. Laut den neuesten Zahlen der Deutschen Rentenversicherung kehren 84% nach einem Aufenthalt in einer Psychoklinik wieder ins Berufsleben zurück. Eine Rückfallquote wird derzeit nicht thematisiert. (SN)
Erkrankungen bei Jüngeren steigen
Krankenkassen berichten über einen besorgniserregenden Anstieg von Fehltagen insbesondere bei jüngeren ArbeitnehmerInnen aufgrund psychischer Erkrankungen. 2010 fehlten Jüngere doppelt so oft wie Ältere, zumeist wegen psychischer Diagnosen.
Jede/r Zehnte zwischen 15 und 29 Jahren gab dabei körperliche Probleme ohne erkennbare organische Zusammenhänge an, oft in Verbindung mit depressiven Störungen. Gerade sich verändernde Lebensumstände riefen bei sechs Prozent Anpassungsstörungen hervor, was damit zu den 40 häufigsten Diagnosen zählt. Jüngere ArbeitnehmerInnen melden sich dabei häufiger, jedoch für kürzere Zeit krank als ältere. (SN)