Bunte Luftballons, gehäkelte Skimützen und grellfarbige Kleidchen: So traten Pussy Riot im Februar in einer Moskauer Kirche auf. Was anderenorts ein gelungener Konzertabend hätte sein können, wurde in Russland Anlass zur Anklage gegen drei Bandmitglieder.
Maria Aljochina, Nadeschda Tolokonnikowa und Jekaterina Sanzewitsch wirft die Moskauer Staatsanwaltschaft nun Rowdytum vor. Ihnen droht bis zu sieben Jahren Haft. Vor dem Altar der Christ-Erlöser-Kathedrale tanzte und sang die Band ein ironisches Gebet: „Gottesmutter, gesegnete Jungfrau, vertreibe Putin!“. Zu viel Ironie für Staat und Kirche. Drei Tage nach dem Auftritt folgten die Festnahmen. Im April wurde die Untersuchungshaft für zwei der drei Frauen um weitere zwei Monate verlängert.
Als feministische Punkband rückten Pussy Riot immer wieder die Kritik an Religion, Patriarchat und Homophobie in den Mittelpunkt ihrer Aktionen. Religion als Machtinstrument des Staates hat in Russland eine lange Tradition. Auf ihrem Blog erklärte die Band gegen die Rolle der russisch-orthodoxen Kirche im Wahlkampf demonstrieren zu wollen. Als Frauen und Feministinnen, die deutlich Stellung beziehen, wurden Pussy Riot und ihre Fans bereits seit November letzten Jahres zum präferierten Hassobjekt der Kirche. Wsewolod Tschaplin, Sprecher der russisch-orthodoxen Kirche, rät den Gerichten daher schon jetzt: „Vergebung bedeutet, den Sünder streng zu bestrafen, denn das ist zu seinem Besten.“
Die Behörden unterstellen ein „geplantes Verbrechen.“ Richterin Jelena Iwanowain geht darüber hinaus von einer bestehenden Fluchtgefahr aus. Weltweit löste das harte Vorgehen der russischen Gerichte Proteste aus. Neben Demonstrationen und Solidaritätsveranstaltungen fordert nun auch Amnesty International die sofortige Freilassung der „politischen Gefangenen“.