Im Jahr 2013 hielt Yeb Sano eine kurze aber ergreifende Rede auf der Weltklimakonferenz in Warschau, in der er die Zerstörungen seiner philippinischen Heimat durch den Taifun Haiyan schilderte. Tränen kullerten, betretene Zustimmung, aber es passierte – nichts. Daraufhin trat Sano in den Hungerstreik und VertreterInnen der sogenannten Entwicklungsländer verließen zusammen mit Umweltorganisationen die Konferenz.
In Paris sollte alles anders werden. Vom Diplomaten zum Aktivisten gewandelt und mit dem Segen des Papstes machte sich Sano dieses Jahr zu Fuß von Rom aus über die Alpen auf den Weg nach Paris. Andere folgten diesem Beispiel in einem wortwörtlichen Pilgermarsch, nur um sich am Ende der Reise in einer von Terrorangst erschütterten Stadt nicht mehr unter freiem Himmel versammeln zu dürfen. Was war nicht alles geplant, um die „United Nations‘ 21st Conference of the Parties“ (COP21) mit zivilem Ungehorsam zu begleiten: Eine Menschenversammlung, die den People‘s Climate March des letzten Jahres in New York noch in den Schatten stellen sollte; eine Gruppe britischer Studierender wollte gar ganz Paris lahmlegen. Unter der herrschenden Paranoia schafften es zum Protest jedoch gerade einmal 20.000 Paar Schuhe auf den Platz der Republik und ein paar Eimer gelbe Farbe auf den Place Charles-de-Gaulle.
Den DiplomatInnen der COP21 gelang es dennoch, sich auf ein verbindliches Ziel von 1,5°C maximaler Temperatursteigerung zu einigen. Zu Recht stellt aber zum Beispiel der NABU die Frage, wie dieses Ziel ohne Dekarbonisierung oder Berücksichtigung des immer weiter zunehmenden globalen Handels umgesetzt werden soll. Seinen Schätzungen zu Folge werden wir ohne geänderte Energie- und Verkehrspolitik mindestens 2,7°C erreichen. Das wäre eine Katastrophe für den globalen Süden, aber nicht nur für diesen.
Von Paris aus lässt sich nicht nur wegen COP21, sondern auch aufgrund der zuvor begangenen Anschläge und ihren Folgen der Bogen zu unser aller Zukunft in einem heißeren Klima spannen. Nicht nur brechen in Europa gerade soziale Konfliktlinien auf, wie die Attentäter aus den Banlieues zeigen. Ihre mutmaßlichen Strippenzieher sitzen in einem auch als Folge einer Dürre destabilisierten Syrien. Diese will die BRD nun zusammen mit dem in ungebrochen kolonialer Tradition agierenden Frankreich militärisch bekämpfen. Dadurch werden weitere Flüchtlinge zur Überquerung des Mittelmeers gezwungen, während sich in Europa durch die Einschränkung bürgerlicher Rechte und nationalistischer Polemik im Alltag die soziale Situation verschärft. Das Klima macht bereits Politik!