Als am 25. Juli 1914, am Vorabend des 1. Weltkrieges, der SPD-Parteivorstand zu Massendemonstrationen gegen das „verbrecherische Treiben der Kriegshetzer“ aufrief, war dies ein Akt der internationalen Solidarität. Solidarität, so schon der Kerngedanke von Marx, Engels, Bakunin und anderen Genoss*innen, ist unabdingbar im Kampf für die Emanzipation der Arbeiterklasse und so gründeten sie 1864 die Internationale Arbeiterassoziation.
Es ist kaum vorstellbar, dass grundlegende, gesellschaftliche Veränderungen im Sinne der Arbeiterklasse ohne internationale Kooperation gelingen könnten. Als die SPD noch im gleichen Jahr den Kriegskrediten zustimmte, war dies die erste große Niederlage der Arbeiterklasse, die die Welt in den bis dahin größten Waffengang stürzte und Millionen Menschen in den Tod riss. Die Sozialistische Internationale hatte versagt und löste sich folgerichtig mit Beginn des Krieges auf.
Die Kommunist*innen um Lenin gründeten 1919 in Moskau die Dritte Internationale, von der die Anarchist*Innen ausgeschlossen blieben. Sektiererische Spaltungen prägten schon früh die Beziehungen der sozialistischen Strömungen, so dass mehrere Versuche, die Arbeiterklasse erneut in einer Internationale zu vereinen, stets fehl schlugen. Die anarcho-syndikalistische Bewegung zog daraus die Konsequenz und gründete 1920 die Internationale Arbeiter-Assoziation als Nachfolgeorganisation der Ersten Internationale. Seit den 1940er Jahren jedoch verlor die IAA zunehmend an Einfluss innerhalb der Arbeiterbewegung.
Wie fatal das ist, lässt sich leicht an den gesellschaftlichen Zuständen ablesen, die heute weltweit herrschen. Die sozialdemokratischen Gewerkschaften, die in den allermeisten Ländern die mächtigste Strömung der Arbeiterbewegung stellen, sind nicht Willens und in der Lage, die Arbeiterklasse zu organisieren. Die seltenen Arbeitskämpfe werden im Sinne des nationalen Kapitals geführt. Dringend notwendige Solidaritätsaktionen und -streiks, um dem Kapital in dieser globalisierten Welt etwas entgegen zu setzen, finden nicht statt. Für Arbeitgeber ist es zurzeit ein leichtes Spiel, die Belegschaften international gegeneinander auszuspielen.
Nationalismus steht bei den Forderungen der sozialdemokratischen Gewerkschaften im Vordergrund, von Solidarität keine Spur. Wenn eine von Arbeitsplatzabbau bedrohte Belegschaft eines internationalen Konzerns mit Nationalflaggen demonstriert, statt gemeinsam mit Kolleg*innen ausländischer Werke in Arbeitskämpfe zu treten, führt sich die Arbeiterbewegung ad absurdum. In der Regel reicht es nicht, sich einer Unternehmensführung national entgegen zu stellen. In einer globalisierten Wirtschaft stehen Werke, die wichtige Güter für ein Unternehmen produzieren, ggf. im Ausland, so dass dann dort die entscheidenden Hebel nicht greifbar sind.
Einer der bedeutendsten Arbeitskämpfe der Bundesrepublik, 2004 bis 2014 bei Opel in Bochum, war von breiter Sympathie der Bevölkerung getragen. Der Automobilkonzern beabsichtigte, das Werk in Bochum zu schließen. 2004/05 konnte die Belegschaft den Angriff noch einmal abwehren. Zu verdanken war dies auch dem Umstand, dass das Karosseriepresswerk Teil des Bochumer Werks war und ein Ausfall nicht kompensiert werden konnte. Die Geschäftsführung gliederte in der Folge das Presswerk aus, so dass der Belegschaft dieses Druckmittel schließlich fehlte und hier nur noch die internationale Solidarität der Kolleg*innen hätte helfen können. Obwohl die Bochumer Belegschaft immer wieder geschlossen streikte, konnte sie nicht mehr genug Druck aufbauen, um die Betriebsschließung zu verhindern – es fehlte die Hilfe der Kolleg*innen anderer Werke, sowohl in Rüsselsheim als auch international. Die Kolleg*innen gaben sich stattdessen, angeleitet von ihren Betriebsräten und Gewerkschaften, mit der vermeintlichen Absicherung ihres eigenen Arbeitsplatzes zufrieden und ließen dann in letzter Konsequenz ihren Beistand vermissen. Eine solidarische Organisation kann nur eine internationale Arbeiterorganisation leisten. Sie ist unverzichtbar, um Arbeitskämpfe weitblickend und erfolgreich zu führen.
Wenn Konzernzentralen im Ausland sitzen, muss auch dort der nötige politische Druck aufgebaut werden. Isolierte nationale Arbeitskämpfe sind wenig erfolgversprechend. Ein gutes Beispiel ist die Ausbeutung von Rohstoffen in Afrika; Die Empörung vor Ort mag enorm, die Bereitschaft für Widerstand gar groß sein, aber ohne die Hilfe der desinteressierten Bevölkerung in Europa ist die ausgebeutete Arbeiterklasse vor Ort weitgehend hilflos. Selbst ein nationaler Generalstreik richtet in solchen Fällen nicht viel aus. Internationale Konzerne sind in der Regel nicht von einzelnen Abbaugebieten abhängig und können Engpässe, die Streiks erzeugen könnten, umgehen. Ein international organisierter Arbeitskampf dagegen würde dem betroffenen Unternehmen tatsächlich Schwierigkeiten bereiten. Politische Solidaritäts- und Boykottkampagnen, die Arbeitskämpfe gegen ausbeuterische Arbeitsverhältnisse in der Produktion unserer Lebensmittel gelegentlich flankieren, bedürfen ebenso einer internationalen Organisation. Wenn die Wirtschaft stark exportorientiert ist, hat eine sinkende nationale Nachfrage keinen nennenswerten Effekt. Es ist schon erforderlich, dass die streikende Klasse Unterstützung durch die Konsumenten im Abnehmerland erfährt.
Eine Internationale ist auch in Krisenzeiten unentbehrlich. Für unterdrückte Kolleg*innen und Genoss*innen sowie politische Gefangene kann es eine Lebensversicherung sein, wenn solidarische Menschen aus aller Welt einem Regime unmissverständlich klar machen, dass nicht unbemerkt und unwidersprochen bleibt, wenn Menschen unterdrückt und repressiven Ideologien geopfert werden. Oft ist die Solidarität internationaler Kolleg*innen und Genoss*innen das letzte, was bleibt, wenn die Arbeiterklasse durch Angriffe zu schwach ist, um sich entscheidend zu behaupten.
Zurzeit tobt ein Krieg in Syrien. Auf diesem Schlachtfeld wird inzwischen länger gemordet, als es im Zweiten Weltkrieg der Fall war. Die Folge ist die größte Fluchtwelle seit 1945, worauf den Europäer*innen außer Abschottung nichts einfällt. Ignorant und schulterzuckend reagiert Europa, als wäre dieser Krieg eine Naturkatastrophe, die ohne Beitun der Menschheit entstanden wäre und die man unmöglich beeinflussen könnte. Hilflosigkeit ist das beherrschende Gefühl, es scheint keine Möglichkeit zu geben, an die agierenden Regierungen zu appellieren. Keine Vereinten Nationen, kein Papst, niemand, der mit der nötigen Autorität die Stimme erhebt. Dies ist Aufgabe einer Internationale; die Arbeiterklasse global verbinden, im Namen der Arbeiterklasse den Herrschenden die Grenzen aufzeigen und gemeinsam für unsere Rechte eintreten. Ein internationaler Generalstreik gegen den Krieg kann ein sehr mächtiges Zeichen sein, unmöglich für die Kriegsparteien, dies zu übergehen. Wenn sich Metallarbeiter*innen weigern, Waffen herzustellen, wenn sich Logistiker*innen weigern, für Nachschub zu sorgen, wenn sich Soldat*innen weigern, die Waffe zu erheben, dann haben Regierungen ein Problem, ihren Krieg fortzusetzen.
Die Gründung einer neuen Internationale ist ein unverzichtbarer Baustein, um die Arbeiterklasse global zu organisieren und um uns eine gemeinsame Stimme zu verleihen. Nur gemeinsam können wir eine freie, sozial gerechte Welt erkämpfen. Die Solidarität ist unsere Waffe gegen die Zumutungen unserer Ausbeuter und Herrscher.
Das waren noch Zeiten, als dieser Slogan von der SPD geprägt wurde. Heute können viele Männer und Frauen sagen: Wir gehören fast ausschließlich unseren Kindern und Frauen. Ausnahme: Wir werden wieder einmal als Keiharbeiter verliehen. Der Bast Kanzler Scnröder a.D.. stellte die Weichen dafür. Die Lage verschlimmerte sich. Aus der SPD wurde eine Sumpf-Partei-Deutschlands, mit Selbstbedienungsfilialen (Landesregierungen) in einigen Bundesländern. Sie glauben an nichts mehr, nicht einmal mehr an die Arbeiterbewegung. Das ist Geschichte.
Solidarität, so schon der Kerngedanke von Marx, Engels, Bakunin und anderen Genoss*innen, ist unabdingbar im Kampf für die Emanzipation der Arbeiterklasse und so gründeten sie 1864 die Internationale Arbeiterassoziation. Es ist kaum vorstellbar, dass grundlegende, gesellschaftliche Veränderungen im Sinne der Arbeiterklasse ohne internationale Kooperation gelingen könnten. Als die SPD noch im gleichen Jahr den Kriegskrediten zustimmte, war dies die erste große Niederlage der Arbeiterklasse, die die Welt in den bis dahin größten Waffengang stürzte und Millionen Menschen in den Tod riss.