Auch in Dhaka, der Hauptstadt von Bangeladesch ist seit der COVID-19 Pandemie deutlich weniger los, doch immer wieder demonstrieren Hunderte voller Wut lautstark und mit roten Fahnen durch die Straßen.
Die aktuellen Proteste der Arbeiter*innen von Dragon Sweaters sind organisiert von der Gewerkschaft GWTUC. Diese vertritt rund 90 % der Beschäftigten. Seit einigen Jahren existieren bei Dragon Sweaters Komitees auf Fabrikebene. Der Konzern ist Teil eines großen Konglomerats namens Dragon Group, die von einem einflussreichen Geschäftsmann geleitet wird, Golam Quddus. Sie haben nach Auskunft der Gewerkschaft auch in der Vergangenheit schon Löhne nicht gezahlt, und Union Busting betrieben, sodass die Firma gegen über der Mehrheit der Beschäftigten der Fabrik jahrelange Zahlungsrückstände hat.
Die Proteste begannen Anfang März als die Regierung aufgrund der COVID-19 Pandemie einen landesweiten Lockdown verhängte. Zu dieser Zeit beschlossen die Besitzer von Dragon Sweaters die Mehrheit der etwa 6.000 Textilarbeiter*innen der Fabrik ohne Abfindung und ohne Auszahlung der ausstehenden Löhne und Gelder zu kündigen.
Die Fabrikbesitzer versuchten, die Fabrikarbeiter*innen unter dem Vorwand pandemiebedingter wirtschaftlicher Einbußen zu entlassen. Die GWTUC hält dieses Argument für eklatant falsch, nicht nur wegen des 8 Milliarden Dollar schweren Konjunkturpakets, das von der Regierung freigegeben wurde, von dem ein erheblicher Teil für niedrige Zinsdarlehen und Betriebskapital aufgewendet wurde, um Bekleidungsherstellern zu helfen; auch weil die Regierung explizit Geld für die Bekleidungshersteller zur Verfügung gestellt hat, damit diese den Beschäftigten die ausstehenden Löhne auszahlen können.
Vor diesem Hintergrund kritisiert die GWTUC, dass die Besitzer von Dragon Sweaters keine Rechtfertigung für die Entlassung Tausender Beschäftigter haben. Nach bangladeschischem Recht ist es illegal Arbeiter*innen zu entlassen ohne die ausstehenden Löhne zu zahlen. Die Gewerkschaft wirft den Besitzern vor die Pandemie als Deckmantel zu benutzen, um ältere und erfahrenere Arbeiterinnen und Arbeiter loszuwerden, von denen einige seit mehr als zehn Jahren für die Fabrik arbeiten. Die Mehrheit der 6.000 Beschäftigten protestiert gegen das Agieren der Eigentümer. Aber durch Einschüchterung und Schikane der Polizei ist die Zahl der Demonstrant*innen zurückgegangen. Die letzten Teilzahlungen hatten sie für den Monat April erhalten und kämpfen darum, ihren Lebensunterhalt in Dhaka mit wenig finanzieller Unterstützung oder Sozialhilfe zu bestreiten.
Die GWTUC und die ArbeiterInnen von Dragon Sweaters fordern, dass die Arbeiter*innen mit der Auszahlung der ausstehenden Löhne und Boni entschädigt werden und die illegalen Kündigungen wieder aufgehoben werden. Die Gewerkschaft hat auch versucht in Verhandlungen mit den Eigentümern einzutreten, doch diese brachten keine Veränderungen, da die Besitzer unnachgiebig waren. Derzeit versucht die Gewerkschaft Druck auf die Fabrikbesitzer auszuüben, indem sie an die Regierung appelliert gegen diese illegalen Machenschaften vorzugehen. Zu diesem Zweck hat sie täglich Demonstrationen durchgeführt undam 28. Juni eine Belagerung des Arbeitsministeriums durchgeführt, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen.
Die Mitarbeiter*innen von Dragon Sweaters haben Kleidung für Marken wie Gap, Zara, Primark, H&M, Woolworths, Next, Lidl und New Yorker produziert. Die GWTUC ruft zu internationalen Solidaritätsaktionen auf um den Druck auf die Besitzer von Dragon Sweaters zu erhöhen, dass diese den Forderungen der Kolleg*innen nachgeben.
Solidarität erfuhren sie insbesondere durch Gewerkschaften, die sich im internationalen Global May Day Bündnis zusammengeschlossen haben. So führte die IWW im südenglischen Bristol drei Tage lang Pickets vor Bekleidungsgeschäften durch. Und auch die Kolleg*innen der FAU Hamburg demonstrierten vor einer Filiale des Bekleidungsgeschäfts New Yorker. Darüber hinaus solidarisierte sich auch die Internationale Konföderation der Arbeiter*innen (IKA), woraufhin sich das Management von Dragon Sweaters genötigt sah eine Gegendarstellung an die IKA zu senden, die von der GWTUC in der Luft zerissen wurde.
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