Begonnen hatte der Konfikt im Mai 2009, als Matilde, Genossin der CNT Palma de Mallorca im Rahmen ihres unbefristeten Saisonarbeitsvertrages mit der Hotelkette RIU Hotels & Resorts eine Stelle auf der Insel Formentera antreten sollte. Derartige Verträge werden in Spanien für saisonale Tätigkeiten, beispielsweise in der Landwirtschaft oder im Tourismus, vergeben. Matilde hatte im RIU-Hotel La Mola schon in einer vergangenen Saison gearbeitet und war dort Mobbing, Schikanen und psychischer Misshandlung durch ihre Vorgesetzten ausgesetzt gewesen. Da die Situation in diesem Jahr die gleiche war, ließ Matilde sich diesmal wegen Depressionen krankschreiben.
Nach der Krankmeldung begann das Unternehmen, Druck auf sie auszuüben und ihre Rechte systematisch zu verletzen, unter anderem wurde ihr die Dienstalterszulage, auf die sie einen Anspruch hatte, nicht mehr gezahlt. Gleichzeitig drängte die Personalabteilung von RIU sie zum Abbruch der ärztlichen Behandlung und versuchte, sie wieder zur Arbeit zu zwingen. Matilde verklagte ihren Arbeitgeber daraufhin auf eine Entschädigung wegen psychischer Misshandlung. Nach diesem Schritt wurde sie gefeuert, offensichtlich weil sie sich gegen die Angriffe der Geschäftsführung zur Wehr gesetzt, die Beachtung ihrer Rechte und eine menschenwürdige Behandlung am Arbeitsplatz gefordert hatte. Die Kündigung wurde von RIU zudem nicht als unzulässig anerkannt, was Matilde Anspruch auf eine Entschädigung verschafft hätte. In Spanien ist diese Erklärung nicht unüblich, weil auf den Arbeitgeber im Fall einer gerichtlichen Niederlage nach Anfechtung der Rechtmäßigkeit der Kündigung erhebliche Lohnnachzahlungen zukommen.
Nach diesem Angriff und konstanten Schikanen durch die Geschäftsführung von RIU gegen die Arbeiter und Arbeiterinnen hat die CNT Mallorca die CNT-Syndikate und IAA-Sektionen zur Solidarität aufgerufen. Ein erster internationaler Aktionstag fand im August statt. Da die Aktionen mitten in die touristische Hochsaison fielen, entgingen sie nur wenigen TouristInnen. Da RIU kein Entgegenkommen zeigte, wurde am 26. September ein zweiter Aktionstag mit Aktionen vor mehreren Niederlassungen der Hotelkette, unter anderem in Palma de Mallorca, Cádiz, Málaga, Huelva, Gerona und auf Tenerife organisiert. Auch die FAU Frankfurt schloss sich dem Solidaritätsaufruf an und führte eine Aktion vor der TUI-Zentrale durch. TUI ist einer der wichtigsten Kooperationspartner der RIU-Hotelkette.
Unter dem Eindruck des nahenden Gerichtstermins am 23. November und der Aktionstage hat RIU der CNT inzwischen Verhandlungen über eine Abfindung angeboten. Erste Gespräche fanden am 27.10. statt, bei Redaktionsschluss war allerdings noch nichts über dessen Ergebnis bekannt.
In jedem Fall hat der Konflikt bei RIU wieder einmal gezeigt, dass Rechte erkämpft werden müssen und ihre Einhaltung keine Selbstverständlichkeit darstellt. Dass ein Unternehmen wie RIU, gerade nachdem diverse Arbeitsrechtsreformen Kündigungen erleichtert und für Arbeitgeber deutlich kostengünstiger gemacht haben, eine Arbeiterin oder einen Arbeiter psychologisch misshandelt und ohne jegliche Abfindung kündigt, ist nichts, was uns erstaunen oder empören sollte. Es ist weder das erste noch das letzte Mal, dass wir Zeugen derartiger Angriffe auf die Erwerbstätigen durch Unternehmen werden und all das mit dem Gutdünken repräsentativer Gewerkschaften.
Trotzdem wird die CNT Mallorca mit der Unterstützung der anderen CNT-Syndikate und der IAA-Sektionen weiter gegen RIU kämpfen. Egal wie klein ein Konflikt scheinen mag, die Solidarität unter den Lohnabhängigen wird das Mittel der Wahl zum Kampf gegen derartige Angriffe bleiben.