Editorial

Lass mich dein Sklave sein …

… sonst bin ich Opfer von Sanktionen vom Amt. Wie? Leibeigenschaft im 21. Jahrhundert? Genau, nicht im 12., sondern im 21. Jahrhundert. Kaiser Randstad der Erste und Königin ARGE die Einunddreißigste schwingen unermüdlich ihre Peitschen. Mies bezahlte Leiharbeit droht die Arbeitsform der Zukunft zu werden, wenn sich nicht endlich Widerstand, wenn schon keine Revolution regt.

Wer dies noch nicht bemerkt hat, der konnte sich davon bei einer der unzähligen Aktionen gegen Leiharbeit überzeugen, die FAU-Gewerkschaften von Aachen bis Leipzig, von Hamburg bis Freiburg gestartet haben.

Aber wer sich der Peitsche nicht beugen will, bekommt einen Vorgeschmack darauf, was der ehemalige Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin bei 15 Grad in der Bude und futtern für 3 Euro ebbes am Tag ganz dufte findet. Nicht nur der, auch viele SachbearbeiterInnen, denen 360 Euro im Monat noch zu viel sind. Mal sehen, wer sich heute runtersanktionieren lässt, um die Sparquote vom Chef zu erfüllen (schimpft sich §31 SGB II).

Klingt gruselig? Das findet ein großes Bündnis aus Wissenschaft, Politik und Erwerbslosen-Inis auch und fordert, die Sanktionen vom Amt zu stoppen. Wer sich gern gruseln mag, hier ein paar Tips zur Berufswahl: Für lau in der Pflege, zackzack im Callcenter oder für weniger als eine große Cola pro Stunde im Kino schön freundlich gucken. Aber bitte immer achtgeben, damit ihr nicht in unserer neuen Rubrik „Tödliche Arbeitsunfälle“ landet.

Mehr Anregungen für eine strahlende, prekäre Zukunft, ob als Praktikant oder als „überlassene“ ArbeitnehmerIn, in dieser Ausgabe. Auswandern geht auch, zur Schweizer Bundesbahn oder zu VW im nordspanischen Pamplona, mehr im Teil „Globales“.

Weit und breit also kein Anlass für Herbstblues.

Gruselige Grüße von eurer BuG-Redaktion

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