China: WanderarbeiterInnen rebellieren in Zengcheng
An einem Wochenende Mitte Juni kam es in Zengcheng, einer Stadt im Industriegürtel der südchinesischen Provinz Guangdong, zu einem regelrechten Aufstand von wütenden WanderarbeiterInnen. Anlass und Ausgangspunkt war ein Übergriff von Wachleuten auf eine schwangere Straßenverkäuferin im nahe gelegenen Dorf Dadun. Von dort schwappten die Proteste auf die Verwaltungsmetropole Zengcheng über. ArbeiterInnen setzten mehrere Regierungsgebäude in Brand und lieferten sich Auseinandersetzungen mit der Polizei. Erst als die Regierung in großem Umfang Aufstandsbekämpfungseinheiten in die Stadt verlegte, beruhigte sich die Situation wieder.
Nur einige Wochen vor den Unruhen in Zengcheng war es bereits in Chaozhou zum Aufstand von hunderten WanderarbeiterInnen gekommen, die ihren Lohn in einer Keramikfabrik einforderten. Auch dort wurden nach Protesten Regierungsgebäude in Brand gesteckt und Polizeifahrzeuge angezündet. Der Versuch der chinesischen Regierung, die Verbreitung der Nachrichten über Streiks und Aufstände durch Zensur zu verhindern, erweist sich dabei als immer wirkungsloser. Durch die zunehmende Verbreitung von Smartphones gelingt es den ArbeiterInnen immer häufiger, sich gegenseitig über ihre Aktionen zu informieren und Bilder und Videoclips von Protesten zu verbreiten.
UK: Erfolgreicher wilder Streik bei der Royal Mail
In der ersten Juni-Woche konnte die Belegschaft eines Verteilzentrums der Royal Mail in London mit einem wilden Streik die Wiedereinstellung eines gefeuerten Kollegen durchsetzen. Rund 90 KollegInnen des Verteilzentrums N1 traten in einen spontanen Streik, nachdem einem langjährigen Beschäftigten wegen angeblicher „mutwilliger Zurückhaltung von Post“ gekündigt worden war. Es dauerte keine drei Stunden, da erschien einer der Vorgesetzten und verkündete, der Kollege sei mit sofortiger Wirkung wieder eingestellt. Die Auseinandersetzung fand vor dem Hintergrund eines regulären Streiks bei einer Tochterfirma der Royal Mail in mehreren Postzentren überall im Lande statt. Dabei haben sich nach Aussagen der Gewerkschaft CWU auch unorganisierte KollegInnen in allen beteiligten Orten geweigert, als Streikbrecher aufzutreten. Aufgrund der geplanten Filialschließungen bei der Royal Mail sind für die nächsten Wochen weitere Streiks angekündigt.
Indien: Wieder Streik im Gurgaon-Industriegürtel
In den ersten Juni-Tagen begann ein Streik in einem Werk des Automobilherstellers Suzuki im indischen Manesar. Mehr als 2.000 ArbeiterInnen waren in den Ausstand getreten, weil die Konzernleitung die Anerkennung ihrer neuen Gewerkschaft, der „Maruti Suzuki Employees Union“ (MSEU) verweigert hatte. Nach sechs Streiktagen zogen auch mehr als 1.000 ArbeiterInnen anderer Firmen zum Werkstor, um ihre streikenden KollegInnen zu unterstützen. Gleichzeitig wurde ein Unterstützungskomitee aus weiteren ArbeiterInnen-Organisationen des Gurgaon-Industriegürtels gegründet. In diesem Komitee sind u.a. Gewerkschaftsdelegierte der Werke von Hero Honda, Honda Motorcycle and Scooter India (HMSI) und Rico Auto vertreten. Die UnterstützerInnen kündigten an, den Streik auf andere Firmen des Industriegürtels auszudehnen, wenn die Forderung der ArbeiterInnen bei Suzuki nach Anerkennung ihrer Gewerkschaft nicht erfüllt werden sollte.
Irak: Öl-Arbeiter streiken
Anfang Mai demonstrierten mehr als 300 Öl-Arbeiter vor dem Hauptquartier der staatlichen Ölgesellschaft des Irak, der „Southern Oil Company“. Zuvor waren die Belegschaften von Ölfeldern in Basra, Nord- und Süd-Rumalia, Albirjisya, Qurna und Majnoon in einen wilden Streik getreten. Der Streik wendete sich gegen die grassierende Korruption, außerdem forderten die Arbeiter eine Erhöhung der Löhne und eine Angleichung ihrer Arbeitsbedingungen an diejenigen der Belegschaften bei den ausländischen Ölgesellschaften im Irak. Die Demonstration in Basra wurde von Security-Kräften und anderen Schlägern des Managements angegriffen, ein Gewerkschafter für mehrere Stunden inhaftiert. Die Ölarbeiter kündigten an, erneut in den Streik zu treten, sollten ihre Forderungen nicht bald akzeptiert werden.
Brüssel: Streik am Flughafen
Die Ankündigung, dass zum Jahresende die Firma Swissport das Groundhandling am Brüsseler Flughafen von Aviapartner übernehmen werde, beantworteten Anfang Juni die Beschäftigten der Gepäckabfertigung mit einem wilden Streik. Als sich der Ausstand ausbreitete und sich auch die ArbeiterInnen anschlossen, die für die Beladung der Flugzeuge zuständig sind, mussten reihenweise Flüge gestrichen werden.
Hintergrund des Streiks ist die berechtigte Befürchtung, dass durch einen Wechsel der Servicefirma weitere ArbeiterInnen ihre Jobs verlieren oder Verschlechterungen hinnehmen müssen. Das Fachjournal Travel News weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Streikbereitschaft an den Flughäfen deutlich zugenommen habe. Sie versucht dies damit zu erklären, dass viele Beschäftigte sauer darüber sind, in den letzten Jahren Lohneinbußen bei gleichzeitiger Ausdehnung der Arbeitszeit und zunehmender Arbeitsverdichtung hinnehmen haben zu müssen.