Liebe Leser*innen!
Es ist deutsch in Kaltland. 2014 hat uns mal wieder deutlich vor Augen geführt, wo wir uns befinden: das öffentliche Desinteresse bezüglich des NSU-Prozesses bei gleichzeitig stetig steigender Pogromstimmung im deutschen Mob gegenüber marginalisierten Minderheiten lassen Prognosen für 2015 düster aussehen. Im Kontrast dazu nimmt die Repression gegenüber Antifaschist*innen spürbar zu – das belegen Schauprozesse wie sie zum Beispiel gegen Jutta Ditfurth geführt werden. Doch auch in Sachen Klassenkampf sieht es nicht gerade rosig aus: die geplante Tarifeinheit, getragen von einer „GroKo“, reiht sich in eine Serie von Ereignissen ein, die die voranschreitende Entdemokratisierung der Gesellschaft bestens illustrieren. Kämpferische Gewerkschaften wie die GdL wurden durch die Springer-Presse geschleift und durch Wutbürger*innen bedroht, die nicht zum Fußballspiel fahren konnten oder den Tag der deutschen Selbstbeweihräucherung eventuell verpasst hätten – und das für schlappe 5% mehr Lohn als Verhandlungsbasis. Mit Vernunft und Überzeugung ist in diesen Tagen nicht mehr viel zu erreichen, blickt man auf die Kommentare von Beteiligten der sogenannten „Pegida“-Montagsdemos. Aber auch von Seiten der politischen Klasse heißt es plötzlich, man müsse die Sorgen dieser Personen ja ernst nehmen – eine Situation, die Parallelen mit den Pogromen in Rostock-Lichtenhagen, Mölln und Solingen in den 1990er Jahren aufzeigt, bedenkt man, dass die Asylgesetzgebung damals im Anschluss der Anschläge verschärft wurde. Damals wie heute ist es die Mitte der Gesellschaft, die den Hass gegen „die Fremden“ mehrheitlich auf die Straße trägt. Summiert man die Ereignisse von 2014, so bleibt ernüchternd festzustellen, dass wir Zeugen einer zunehmenden Verrohung der bürgerlichen Mitte sind. Daher kann nur noch eins gelten: Alternative für Deutschland, NSU, Pegida, Pro-Bewegung, HoGeSa muss mit allen Mitteln und auf allen Ebenen bekämpft werden – genug geredet! Kommen wir nun zum Schwerpunkt der vorliegenden Ausgabe. Partizipation, eigentlich doch eine ausschließlich gute Sache, so denken sich vielleicht einige – falsch! Gerade im Bereich der betrieblichen Mitbestimmung haben wir diesbezüglich Themen wie Zielvereinbarungsgespräche und Managementstrategien beleuchtet, um zu zeigen, dass Methoden der Mitbestimmung instrumentalisiert werden können, um gegenteilige Effekte zu erzielen. Darüber hinaus konnten wir Michael Wilk, einen erfahrenen Kenner und Kritiker von Mediationsverfahren, für ein aufschlussreiches Interview gewinnen. Viel Spaß beim Lesen! Alerta!Eure DA-Redaktion