Bildungskonferenz – Akademikerin auf Abruf

Ihr veranstaltet ja im November die Konferenz »Akademikerin auf Abruf – Konferenz zu Arbeit in der Bildung«. Kannst Du kurz beschreiben wie es zu der Konferenz kam?

Seit Sommer 2016 sind wir als FAU Jena im Bildungssektor aktiv. Wir haben einige Mitglieder an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und in anderen Bildungsträgern. Ein Großteil unserer Aktivitäten zwischen 2016 und 2018 bestand darin, die Interessen unserer Mitglieder und anderer Kolleg*innen praktisch durchzusetzen. Es ging dabei um unbezahlte Überstunden, abgezogenen Lohn, ausstehende Honorare, nicht-gewährten Urlaubsanspruch und verwehrten Tariflohn. In fast all diesen Arbeitskonflikten konnten wir konkrete Erfolge erzielen. In einer Auswertung der letzten zwei Jahre haben wir allerdings feststellen müssen, dass der alleinige Fokus auf Einzelkonflikte auch zu einer gewissen Vereinzelung geführt hat. Deswegen haben wir beschlossen, neben diesen Konflikten auch größere gemeinsame, kollektive Projekte anzugehen. Dabei ist unsere Betriebszeitung für die Uni Jena, die „Uni von Unten“ herausgekommen und eben die Idee zu der Konferenz. Wir wollten mit anderen Initiativen zusammenkommen, von ihnen lernen, aber auch unsere Erfahrungen und unser Wissen weitergeben.

An wen richtet sich die Konferenz?

Die Konferenz richtet sich an alle gewerkschaftlichen oder Arbeiter*innen-Basisinitiativen im Bildungssektor, das heißt Initiativen, die unabhängig sind und in denen die Mitglieder über ihre Belange basisdemokratisch selbst entscheiden können. Sie richtet sich außerdem an basisorientierte Mitglieder der DGB-Gewerkschaften und an unorganisierte, aber interessierte Arbeiter*innen. Eine Einschränkung muss hier allerdings gemacht werden. Aufgrund unserer Aufstellung als FAU Jena und auch der FAU insgesamt liegt der inhaltliche Schwerpunkt im Hochschulwesen und bei den freien Bildungsträgern. Das heißt, wir bieten keine Veranstaltungen zum Bereich der Schulbildung, also von Grundschulen bis Berufsschulen, an. Für Schullehrer*innen wird unsere Tagung also wohl leider nicht so spannend werden.

Was sind Eure Erwartungen an die Konferenz?

Wie schon erwähnt, besteht das erste Ziel im Austausch von Erfahrungen und Wissen untereinander. Wir möchten von den Erfahrungen der anderen Initiativen lernen, denken aber auch, dass wir in Bezug auf die praktische Durchsetzung der Interessen einzelner studentischer Arbeiter*innen etwas weiterzugeben haben. Denn diese Einzelkämpfe sollten unserer Meinung nach einen wichtigen Bestandteil der gewerkschaftlichen Alltagsarbeit ausmachen. Wir würden uns auch sehr freuen, wenn die Beziehungen zueinander durch die Konferenz gestärkt würden und wir uns in Zukunft in konkreten Kämpfen gegenseitig unterstützen oder sogar gemeinsame Anliegen vorbringen würden. Ein weiterer Effekt könnte darin liegen, Graswurzelorganisierung im Bildungssektor sichtbarer zu machen und so mehr Menschen zu ermutigen, sich in Basisgewerkschaften oder -initiativen zu organisieren. Zuletzt hoffen wir, mit der Konferenz nicht nur Initiativen aus anderen Städten zu erreichen, sondern auch Bildungsarbeiter*innen aus Jena und die Stadtöffentlichkeit. Insgesamt soll die Konferenz also zu einer Stärkung der basisgewerkschaftlichen Bewegung im Bildungssektor führen. Wir wollen die Ergebnisse im Anschluss natürlich festhalten. Dazu sind bisher ein Tagungsbericht und eine zweite Ausgabe unserer Zeitung „Uni von Unten“ mit Beiträgen der eingeladenen Initiativen angedacht.

Und wieso findet die Konferenz in Jena statt?

Zum einen sind wir einfach aus Jena und möchten gerne hier vor Ort in Erscheinung treten. Zum anderen macht die Bildung einen der wichtigsten Sektoren der Ökonomie von Jena aus. Neben dem Schul- und Berufsschulwesen, einer Musikschule und der Volkshochschule gibt es hier zwei Universitäten, die zu den größten Betrieben der Stadt zählen. Außerdem werden zahlreiche der Bildungsangebote in der Thüringer Provinz von Student*innen und Bildungsarbeiter*innen aus Jena gestemmt, zum Beispiel die Gedenkstätten, Projekttage an Schulen, die Volkshochschulen usw. Diesen Bereich zu organisieren, ist Bestandteil unserer lokalen Gewerkschaftsstrategie und hier kann sich die Konferenz positiv auswirken.

Das Gewerkschaftslokal der FAU Jena

Was wird es denn für Programmpunkte bei der Konferenz geben?

Wir, also die Bildungssektion der FAU Jena, möchten zwei Workshops über die Durchsetzung von Einzelinteressen studentischer Arbeiter*innen über den Rechtsweg und über die Strategien in der Organisierung von universitären Lehrbeauftragten machen. Die Hochschulgewerkschaft unter_bau wird über Organising an Hochschulen sprechen und die Initiative Uni Kassel Unbefristet über Strategien im gruppenübergreifenden Kampf um Entfristung. Jemand von der Bewegung für einen neuen studentischen Tarifvertrag an den Berliner Unis wird von der Streikbewegung und ihren Ergebnissen berichten und die FAU Dresden hat angekündigt, einen Workshop über die Situation von Honorarkräften in freien Bildungsträgern und ihrem Verhältnis zu Festangestellten und Vereinsvorständen zu machen. Außerdem wird es eine internationale Abendveranstaltung mit Genoss*innen von den anarchosyndikalistischen Gewerkschaften IP aus Polen und CNT-F aus Frankreich gemeinsam mit jemandem von der studentischen Streikbewegung aus Berlin über die größeren Arbeitskämpfe an Hochschulen in Frankreich, Deutschland und Polen des letzten Jahres geben. Neben diesem eigentlichen Programm wird unser FAU-Gewerkschaftslokal „Milly Witkop“ das ganze Wochenende geöffnet sein. Es wird Infotische mit Materialien der verschiedenen Initiativen geben und wir wollen natürlich in den Pausen und am Abend auch in lockerer Atmosphäre zusammenkommen.

Wie kann ich mich anmelden?

Ich möchte an dieser Stelle kurz darauf hinweisen, dass das Programm zwar bereits steht. Trotzdem können sich alle anwesenden Initiativen in der Einführungsrunde kurz vorstellen. Ihr könnt einfach so zur Konferenz kommen. Wir würden uns trotzdem freuen, wenn ihr uns vorher eine E-Mail an november2018@riseup.net schickt. Wir werden uns dann bemühen, euch privat Schlafplätze zu vermitteln oder euch Pensionen und Hotels empfehlen. Gebt bitte an, ob ihr Allergien habt, ob ihr Kinder mitbringt, die betreut werden müssen, ob ihr einen barrierefreien Zugang braucht und ob es sonst irgendwelche besonderen Bedürfnisse gibt, auf die wir achten sollten.

Konstantin Behrends ist in der Bildungssektion der FAU Jena aktiv. Er arbeitet seit Jahren als studentische Hilfskraft an der Universität Jena und studiert ab Oktober den Master Translatologie an der Universität Leipzig.

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