Paul Mattick wurde 13. März 1904 geboren und wuchs in Berlin auf. Bereits mit 14 Jahren wurde der junge Werkzeugmacher zum Vertreter der Lehrlinge im Arbeiterrat bei Siemens gewählt und war Mitglied in der „Freien Sozialistischen Jugend“ des Spartakusbundes. Mattick beteiligte sich an vielen Aktionen während der Novemberrevolution, wurde mehrfach festgenommen und mit dem Tode bedroht. 1920 trat er der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands (KAPD) bei und arbeitete bei der Zeitung „Rote Jugend“.
Ein Jahr später lernte er den Rätekommunisten Otto Rühle (siehe DA 184) kennen und knüpfte Kontakte zu Intellektuellen, Schriftstellern und Künstlern in der rätekommunistischen Allgemeine Arbeiter Union – Einheitsorganisation (AAU-E).
Im Jahre 1926 emigrierte Mattick in die USA – aus Enttäuschung über den Zusammenbruch der radikalen Massenbewegung und der damit verbundenen Hoffnungen auf eine Revolution. Bald zog es ihn nach Chicago, wo er danach trachtete, die verschiedenen deutschstämmigen Arbeiterverbände zu vereinigen. 1931 versuchte er, leider erfolglos, die anarchistische Chicagoer Arbeiter- Zeitung wieder ins Leben zu rufen (siehe Haymarket-Beitrag DA 185). Er wurde später Mitglied der berühmt-berüchtigten IWW und entwarf 1933 ein neues Programm für diese Gewerkschaft.
In den 1940er Jahren arbeitete Mattick an einer Theorie der kapitalistischen Krise (Marx) und kritisierte die Werke des englischen Ökonomen J. M. Keynes, besonders die Behauptung, Staatsinterventionen würden ökonomische Krisen lösen.
Mit der 1948 einsetzenden Hatz auf alle intellektuellen Linken in den USA, war auch Mattick von der Verfolgung durch den erzkonservativen Republikaner Joseph McCarthy betroffen. Folglich zog er sich aus dem politischen Leben zurück und erst zur 1968er-Bewegung wurde er wieder politisch aktiv.
Seine rätekommunistische Sammlung aus der über 40-jährigen Tätigkeit erschien 1978 unter dem Titel „Anti-bolshevik Communism“. Hervorzuheben ist die Schrift „Bolschewismus und Stalinismus“, in der Mattick in prägnanter Weise den Mythos von Trotzki entlarvte – dem „besseren“ Stalin – und die untrennbare Einheit des bolschewistischen Lenin / Trotzki / Stalinismus aufdeckte. Diese drei tragischen Figuren der russischen Revolution sind ideologisch untrennbar miteinander ver(kern)schmolzen. Trotzki versuchte zwar immer wieder krampfhaft, sich auf Stalins Kosten reinzuwaschen – es gelang ihm aber nicht wirklich, da er es nicht wagen konnte, Lenin, und damit sich selbst, anzutasten.
Mattick: „Und so führt Trotzkis Bolschewismus zwar weitschweifig, aber dennoch trotz seiner Sättigung mit Hass auf Stalin am Ende nur zu einer Verteidigung des Stalinismus als der einzig möglichen Selbstverteidigung Trotzkis. (…) Trotzkis eigene Vergangenheit und seine Theorien schließen für seinen Teil die Initiierung einer Bewegung links vom Stalinismus aus, und verdammt den ,Trotzkismus, eine reine Sammlungsagentur für erfolglose Bolschewiki zu bleiben.“
Er schloss seine Schrift mit folgenden Worten: „Trotzki konnte es sich nicht erlauben, im Bolschewismus nur einen Aspekt des weltweiten Trends zu einer faschistischen Weltwirtschaft zu sehen. Auch (noch) so spät wie 1940 blieb er bei der Ansicht, dass der Bolschewismus 1917 in Russland das Aufkommen des Faschismus verhindert hätte. (…) Da die marxistische Ideologie des Bolschewismus nur staatskapitalistischen Zielen diente, hat sie sich auch diskreditiert. Von jedem Standpunkt, der das kapitalistische System der Ausbeutung hinter sich lässt, sind Stalinismus und Trotzkismus beide Relikte der Vergangenheit.“
Paul Mattick starb am 7. Februar 1981 in Cambridge, Massachusetts.