Im Anschluss an eine Betriebsversammlung fand am 12.6. ein befristeter Warnstreik beim Druck- und Verlagshaus der Frankfurter Rundschau (FR) statt. Die KollegInnen hatten beschlossen, dass die Ausgabe für den 13.6. nicht gedruckt wird. Leider wurden bei Madsack in Hannover ca. 50.000 Streikbrecher- Zeitungen von ver.di-KollegInnen hergestellt, woraufhin Mitglieder der betrieblichen Streikleitung der FR zum Boykott dieser Ausgabe aufriefen.
Hintergrund des Warnstreiks ist der Versuch des Konzerns M. DuMont Schauberg (MDS), die Belegschaft zu zerschlagen. Geplant sind Entlassungen und die Nutzung einer Niedriglohnfirma (FR-Design), die durch Outsourcing von Teilen der Redaktion gebildet werden soll. Dorthin sollen auch KollegInnen der FR-eigenen Leiharbeitsfirma „Pressedienst Frankfurt“ verschoben werden. Im Vergleich zum Tarifvertrag der Druckindustrie bzw. der Redakteure bedeutet der andere Tarifvertrag bei FR-Design eine Lohnsenkung zwischen 800 und 1.000 Euro brutto monatlich.
Welche Rolle ver.di in diesem Konflikt einnehmen wird, ist noch nicht abzusehen. In einem offenen Brief von ver.di-Vertrauensleuten bei der FR wird bitter geklagt: „Alle Betriebsratsfürsten … und auch die Hauptamtlichen aus [den] Streikbruch-Orten sind dummerweise angeblich nicht erreichbar und/oder müssen/möchten auf „Rechtslagen“ etc. Rücksicht nehmen. Praktische Solidarität ist sowohl in Köln als auch in Hannover ein Fremdwort. Diese Dukkmäuser lügen unsere streikende Belegschaft an und der ver.di-Apparat schaut tatenlos zu. So wie auch in anderen Städten lassen diese Herren Funktionäre zu, dass kämpfende Belegschaften verbrannt statt unterstützt werden. … Es ist erst 5 nach 12, und noch lange nicht ist der Widerstand der FR-Belegschaft gebrochen. Der ver.di-Elefant ohne Füße hat daran aber recht wenig Anteil.“
Ob die beabsichtigten Maßnahmen des MDS-Konzerns zu verhindern sind, hängt nicht allein von der weiteren Kampfbereitschaft der FR-Belegschaft ab. Hier sind die Beschäftigten auch auf Unterstützung von außen angewiesen. Ein Erfolg bei der FR ist auch deshalb so wichtig, da ähnliche Angriffe der Unternehmer zurzeit bei vielen Verlagen in Deutschland stattfinden.